Es ist Freitagabend, laut schallt Musik durch das Wolfratshauser Gewerbegebiet. Menschen strömen in Richtung XXXLutz, dort geht es nach der Taschenkontrolle am Eingang für sie hoch hinauf. Die Dachterrasse, auf Englisch Rooftop genannt, und die Alpen, die man von ihr aus sieht, sind ins Abendlicht getaucht. Eine professionelle Bühne wartet darauf, gerockt zu werden. Backstage werden letzte Vorbereitungen getroffen. Bei den jungen Songwritern mischen sich Aufregung und Vorfreude. Kurz nach 19 Uhr kann das U 18-Wahl-Rooftop-Festival dann beginnen.
Um die 600 Menschen diverser Altersgruppen lauschen gebannt der Vorstellung der Bands und Einzelkünstler. Kreisjugendpflegerin Verena Peck führt schwungvoll durch den Abend und findet die Balance zwischen Musik und politischer Aufklärung. Bevor es mit den Songs zum Thema Demokratie losgeht, erläutern die Stimmkreis-Direktkandidaten für die Landtagswahl ihre Kernziele. In einer ruhigeren Ecke des Parkdecks stehen sie danach für Fragen zur Verfügung, während die Bands nacheinander ins Scheinwerferlicht treten.
Eine Abstimmung entscheidet am Ende des Abends über die Vergabe der Preisgelder in Höhe von 3000, 2000 und 1000 Euro. Zusätzlich darf eine Jury mit je 300 Euro dotierte Preise für den besten Text, die beste Performance und die beste musikalische Leistung vergeben. Die Preisgelder finanziert der Kreisjugendring, der das U 18-Wahlevent gemeinsam mit einem Arbeitskreis aus verschiedenen Jugendorganisationen organisiert hat, durch private und gewerbliche Spenden.
Die Jury setzt sich zusammen aus Assunta Tammelleo, Geschäftsführerin der Kulturbühne Hinterhalt in Gelting, Harald Roßberger, Leiter der Tölzer Musikschule, und Sebastian Horn, Sänger und Bassist der Tölzer Band Bananafishbones, der jedoch nicht persönlich anwesend ist. "Je öfter wir die Lieder gehört haben, desto schwieriger wurde die Entscheidung", so Tammelleo. Sie würde sich freuen, wenn die Bands auch mal im Hinterhalt auftreten.
"Das war an Diversität nicht zu toppen", so Kreisjugendpflegerin Peck
Die FiveHeads performen als Erstes und präsentieren mit "In our hands" ein Lied, das die Jury in der Kategorie "Beste musikalische Darbietung" kürt. Roßberger lobt den Text in Verbindung mit der Musik als "sehr reif". Danach stimmen die South School Rappers ihren Würde-Rap an, an dem sie im Rahmen eines Workshops mit Religionspädagogin Brigitte Bürkel gearbeitet haben. Sie freuen sich nach Auftritten in der Schule über die besondere Location. Dafür ist die Tölzer Südschule sogar mit einem Bus voller Fans vertreten, die nun begeistert Stimmung machen.
Lu, der als nächstes auftritt, plädiert in seinem Song für die Senkung des Wahlalters und freut sich über das mitnickende Publikum. Auch Lars Keibel alias Tyroxeen findet es "voll schön, wie sich alle hier gegenseitig supporten." Der 19-Jährige wird von der Jury in der Kategorie "Beste Performance" geehrt. Freddy bringt mit Reggae noch ein weiteres Genre auf die Bühne und motiviert im Refrain mit "go wahlen, go wahlen" zum Wählen. Auch Carlito 389 ruft in seinem Song zur Meinungsäußerung auf, um gemeinsam Freiheit und Gerechtigkeit zu erreichen.
Angefeuert von "seinen Jungs" betritt dann Laurin Huber, der unter dem Pseudonym Vaze rappt, die Bühne. Er richtet sich zu Beginn ans Publikum: "Hauptsache, ihr seid alle respektvoll zueinander." In seinem Text "Break" äußert er sich dann unter anderem gekonnt zu sozialer Ungleichheit, dem Bildungssystem und Altersarmut. Für seine Art, "kraftvoll und mit Nachdruck die Sorgen und Ängste junger Menschen" zu benennen, verleiht ihm die Jury den Preis für den besten Text.
Abschließend präsentiert Campingstuhl den Radio-Rock "Wahlgesang". Die Band hat schon Festival-Erfahrung auf dem Oach-Festival in Bad Tölz gesammelt, aber auch für sie gibt es eine Premiere: "Normalerweise covern wir, aber für heute haben wir unseren ersten eigenen Song geschrieben", erzählen die Bandmitglieder Florian Zötl und Urban von Huene. Die Performance überzeugt 153 Anwesende und gewinnt den ersten Publikumspreis. Den zweiten Platz belegen die FiveHeads mit 135 Stimmen, gefolgt von den South School Rappers mit 66 Stimmen.
Verena Peck hatte den Abend mit den Worten: "Uns ist es wichtig, jungen Leuten eine Stimme zu geben" eröffnet - und die Bands und Einzelkünstler zeigten, wie sehr sich das Zuhören lohnt. "Das war an Diversität nicht zu toppen und hat alle Erwartungen übertroffen", so Peck. Die 15-jährige Ella hat ihre U 18-Wahlstimme bereits genutzt: "Es war ein sehr schöner Abend. Ich gehe auf die Geretsrieder Realschule und habe schon gewählt."