Reden wir über:Digitale Zukunft im Tourismus

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Holger Lortz. (Foto: Privat/oh)

Holger Lortz vom Tölzer Land Tourismus erklärt, was die Aufgaben eines eCoaches sind.

Interview von Petra Schneider, Bad Tölz-Wolfratshausen

Holger Lortz stammt eigentlich von der Insel Rügen und ist gelernter Maschinenbauer im Bereich Schiffbau. Der 54-Jährige sattelte um, arbeitete in der Hotellerie und Reisebusbranche und machte eine Ausbildung zum Tourismusfachwirt. Seit 2011 ist Lortz beim Tölzer Land Tourismus tätig, seit 2018 als sogenannter eCoach. Welche Aufgaben er hat, und warum die Digitalisierung für die Branche wichtig ist, erklärt er im Interview.

SZ: Herr Lortz, was macht ein eCoach?

Holger Lortz: Wir machen Hotels und Vermieter von Ferienwohnungen fit für die Digitalisierung. Die zweite Schiene sind Freizeitbetriebe wie zum Beispiel Museen, Bergbahnen, Freibäder, Fahrradverleihe. Die Beratung ist kostenlos. Ich komme zum Gespräch meist zu den Betrieben, und wir klären Fragen: Wie kann die Homepage besser gestaltet oder der Auftritt auf Social Media und bei Suchmaschinen optimiert werden, wie geht man mit Online-Bewertungen um. Es gibt neuerdings zwei Tools, die der Tourismusverband Oberbayern München gemeinsam mit der FH Salzburg entwickelt hat. Dabei wird mit einem online-Fragenkatalog der Ist-Zustand eines Betriebs erfasst und daraus Verbesserungsvorschläge abgleitet. Meist bleibe ich mit den Betrieben über Jahre in Kontakt, das ist ein fortlaufender Prozess.

Wie ist die Nachfrage?

In den vergangenen fünf Jahren hatte ich rund 150 Beratungen, und es werden stetig mehr. Beim Tölzer Land Tourismus sind knapp 700 Vermieter gemeldet, die zusammen 1660 Unterkünfte anbieten. Dazu kommen diverse Freizeitbetriebe. Wir beraten jeden, der bei uns anfragt. Auch Ein-Mann-Betriebe, wie zum Beispiel Bergführer.

Wo haben Vermieter und Freizeitbetriebe im Landkreis die größten digitalen Lücken?

Ganz klar bei der Online-Buchbarkeit. Seit Corona hat sich Vieles geändert, und die Leute wollen das jetzt nicht mehr missen. Vor allem Jüngere erwarten, dass Zugriffe zu bestimmten Angeboten mobil vom Smartphone aus gemacht, gleich gebucht und bezahlt werden können. Ich behaupte: Wer heute nicht online-buchbar ist, der bekommt in Zukunft Probleme.

Sind uns andere Tourismusregionen bei der Digitalisierung voraus?

Im Prinzip nicht. Tirol ist vielleicht einen Schritt weiter, was die Online-Buchbarkeit angeht, aber die Probleme sind überall die gleichen. Was das Projekt eCoaches betrifft, sind wir in Oberbayern sogar Vorreiter.

Für Vermieter und Anbieter ist die Digitalisierung ja oft Neuland, die man sich erst mühsam erschließen muss.

Ja, aber die Betriebe profitieren auch. Denn es bedeutet eine enorme Zeitersparnis für die Mitarbeiter, wenn Gäste selbst buchen. Dadurch werden Kapazitäten für andere Aufgaben frei. Und es federt den Fachkräftemangel in der Branche wenigstens ein bisschen ab.

Wie wird die digitale Beratung finanziert?

Das Coaching ist Teil meiner Tätigkeit beim Tölzer Land Tourismus, der an die Wirtschaftsförderung im Landratsamt angegliedert ist. Die Ausbildung zum eCoach und Weiterbildungen finanziert größtenteils der Tourismusverband Oberbayern München und anteilig mein Arbeitgeber.

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