Streit um Erklärung zur S-Bahn:Lokale Agenda 21 löst sich auf

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Die Energiewende-Stiftung ging daraus hervor und die Tafel. Auch die Tölzer Coaches gäbe es ohne sie nicht. Die "Lokale Agenda 21 Geretsried und Wolfratshausen" hat viele soziale Initiativen auf den Weg gebracht. Wegen des Streits um Äußerungen zum S-7-Ausbau hat sich die Organisation nach 15 Jahren aufgelöst.

Bernhard Lohr

Die seit 15 Jahren existierende "Lokale Agenda 21 Geretsried und Wolfratshausen" ist an internen Differenzen zerbrochen. Auf einem Treffen des Koordinierungsteams fand sich am Dienstag eine Mehrheit von 4:3 Stimmen dafür, das Gremium aufzulösen, das als lose Dachorganisation bürgerschaftliches Engagement unterstützte. Auslöser für den Schritt war das Auftreten des Agenda-Arbeitskreises Verkehr Anfang Juli, der öffentlich einschneidende Korrekturen an der S-Bahn-Ausbauplanung nach Geretsried forderte. In Geretsried war daraufhin die Aufregung groß. Und offensichtlich nicht nur dort.

Als Wolfgang Beigel, Rolf Asche und Horst Haslach im Namen der Agenda 21 präsentierten, wie aus ihrer Sicht der S-Bahnausbau anzugehen sei, ahnten sie offenbar nicht, welche Wellen das schlagen würde. Sie stellten den geplanten Bahnhof in Gelting in Frage, brachten vor, dass ihrer Überzeugung nach der Bahnhof Mitte anderswo platziert werden muss und fanden überdies, dass es das beste wäre, die Bahn am Schulzentrum enden zu lassen, statt sie weiter bis Geretsried-Stein im Süden zu führen. In Gelting seien wenige Fahrgäste zu erwarten, das Schulzentrum müsse besser angebunden werden und außerdem werde im Süden ohne Not in geschützte FFH-Flächen eingegriffen.

Im Rathaus und auch bei der DB Projektbau und bei einigen Planern, wie Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteifrei) am Dienstag sagte, kam das ziemlich schlecht an, schließlich soll nach Jahren der Diskussion und Planung in Kürze das Planfeststellungsverfahren für das komplexe Bauvorhaben beginnen. Man habe sich allerorten die Augen gerieben, sagte Irmer. Es folgten eine Resolution des Stadtrats und heftige Worte von Stadträten in Richtung Agenda. Trotz dieser Verstimmung hat die Stadt die Auflösung der Agenda-Gruppe laut Irmer weder direkt noch indirekt betrieben.

Die Bürgermeisterin zeigte sich am Mittwoch überrascht, als sie auf den Beschluss des Vorabends angesprochen wurde. Diesen hatten einige Personen aus der Agenda-Bewegung herbeigeführt, die selbst den Vorstoß des Arbeitskreises Verkehr missbilligen.

Aus der Agenda-Bewegung der 90er Jahre, die eine nachhaltige Entwicklung in der Welt zum Ziel hatte, sind viele soziale Initiativen hervorgegangen, die heute als selbstverständlich angesehen werden. Die 1997 in Geretsried und Wolfratshausen entstandenen Arbeitskreise waren Keimzelle der Bürgerstiftung Energiewende Oberland, der "Tafel", die heute Hunderte mit kostenlosem Essen versorgt, und des Vereins Arbeit für Jugend, in dem Coaches Schüler fit fürs Berufsleben machen. Bis dato liefen der Tauschring und der Arbeitskreis Biologischer Eigenanbau unter dem Dach der Agenda; ebenso der Arbeitskreis Verkehr.

Doch seit dem Ausscheiden von Karl-Heinz Rauh vor vier Jahren, der in der Energiewende-Stiftung eine führende Rolle übernahm, fehlte der Agenda ein Sprecher, der diese nach außen vertritt. Peter Grooten, Tafel-Vorsitzender und zuletzt stellvertretender Agenda-Sprecher, forderte nach dem Auftritt des Arbeitskreises Verkehr nach drei Jahren Pause, ein Treffen des Koordinierungsteams einzuberufen.

Dort beantragte er, wie er sagte, die Auflösung. Er sagte, bedauerlicherweise hätten es Beigel, Asche und Haslach versäumt, ihre Positionen dem Koordinierungsteam vorzustellen. Sie könnten diese, die er im übrigen nicht teile, nicht eigenmächtig im Namen der Lokalen Agenda 21 Geretsried und Wolfratshausen präsentieren. Künftig werde es solche Stellungnahmen nicht mehr geben.

Grooten und Inken Domany vom Geretsrieder Umweltamt, die die Agenda-Arbeit begleitete, können sich vorstellen, dass die Arbeitskreis lose unter Agenda-Flagge weiteragieren. Auch eine neue Dachorganisation sei vorstellbar.

© SZ vom 09.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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