Die Marktstraße mit ihren prächtigen Bürgerhäusern ist ein Touristenmagnet, ein paar Hundert Meter weiter sieht Bad Tölz allerdings weit weniger anziehend aus. Zum Beispiel an der nahen Kreuzung der Hindenburgstraße mit der Nockhergasse. Der Asphalt ist an vielen Stellen geflickt, die Fußgänger müssen die breite Straße während der Grünphasen der Ampeln hurtig überqueren, die Häuser auf dem Post-Areal stehen schon seit Jahren leer und verfallen zusehends. Das soll sich nun ändern. Die Stadträte haben im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss der Neugestaltung der Kreuzung zugestimmt - mit einem Planer-Wettbewerb und der Beteiligung der Anwohner.
Die Stadt fasst dabei eine rund 6500 Quadratmeter große Fläche ins Auge, die neben der Kreuzung selbst auch die Hindenburgstraße, die Eingangszonen der Nockhergasse und der Bairawieser Straße umfasst. "Es geht um die komplette Entwicklung dieses Bereichs", sagte der Zweite Bürgermeister Michael Lindmair (FWG), der die Sitzung leitete. Das Straßenbild müsse verbessert werden, um "eine einladende Situation" zu schaffen, die auch den Geschäften ringsum zugute kommen könne.
Stadtbaumeister nennt mehrere Ziele der Umgestaltung
Für Stadtbaumeister Florian Ernst ist diese Eingangszone zur Marktstraße bislang nur "eine Asphaltwüste". Als Ziele der Neugestaltung nannte er eine zeitgemäße Verkehrsplanung - vielleicht mit einem Kreisverkehr -, barrierefreie Zugänge zum Stadtzentrum und Fahrradfreundlichkeit. Nicht zuletzt auch eine höhere Aufenthaltsqualität. Dazu soll unter anderem der Ellbach in das ganze Areal integriert werden. "Den Bach könnte man über Stufen zugänglich machen und weitere Bereiche von ihm öffnen", führte Ernst aus.
Geplant ist nun, ein europaweites Planer-Auswahlverfahren zu starten. Dabei sollen drei bis fünf Landschaftsbüros, respektive Stadtplaner beauftragt werden, ein Konzept mit städtebaulichen, topografischen, geschichtlichen, denkmalpflegerischen und ökologischen Perspektiven für das Areal zu erarbeiten. Außerdem sollen sie eine grobe Kostenschätzung beilegen. Den Siegerentwurf soll eine Jury mit Stadträten, Fachleuten und Mitarbeitern der Rathaus-Verwaltung küren, der dann dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt wird. Dies könnte schon im Winter dieses Jahres geschehen, meinte Ernst.
Die Anwohner der Kreuzung, der Hindenburgstraße sowie von Teilen der Bairawieser Straße und der Nockhergasse sollen bei alledem nicht bloß Zuschauer bleiben. "Die Beteiligung der Bürger in diesem Areal ist ausdrücklich erwünscht", sagte Ernst. In welcher Form diese Mitsprache organisiert werden soll, gebe man noch bekannt. Der Umbau sei immerhin "ein großer Meilenstein" in der Stadtgestaltung.
Der wird allerdings nicht ohne die neuen Eigentümer des Post-Areals gesetzt. Die Aureus Oberland GmbH, eine Tochterfirma der "Aureus Immobilien und Anlagen GmbH" aus Gmund am Tegernsee, hatte die Gebäude Hindenburgstraße 3 (bisher Hauptpost), 5 und 7 vor mehr als drei Monaten gekauft. "Die stadtplanerischen Aspekte der Entwicklung des Post-Areals", so Ernst, würden bei der Neugestaltung berücksichtigt. "Erste Gespräche mit den Eigentümern haben schon stattgefunden."
Martin Harrer (FWG) war wegen des Zeitablaufs nicht ganz wohl zumute. Für ihn sei es wenig sinnvoll, wenn man einen Planer-Wettbewerb veranstalte und dann ein Architekturbüro beauftrage, "wo wir nicht mal wissen, wie das Post-Areal erschlossen wird", mahnte er. Würde dieses Gelände später entwickelt, habe man wieder Baustellverkehr und müsse hernach alles noch mal machen. Außerdem fragte Harrer, warum zwei Bäume im Bereich der Kreuzung unlängst gefällt worden seien.
"In engem Kontakt" mit den neuen Eigentümern des Post-Areals
Mit den neuen Besitzern des Post-Areals stehe die Stadt "in engem Kontakt", erwiderte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Noch gebe es von ihnen aber "keine belastbare Aussage", wann sie mit ihrem Umbau beginnen möchten. So lange könne man nicht warten. Fürstberger zeigte sich zuversichtlich , dass die Eigentümer auch mit ihren Varianten für das Post-Areal vorangekommen seien, wenn der Wettbewerb für die Kreuzung stattfinde. Einer der von Harrer genannten Bäume sei ein Bergahorn gewesen, der laut Fachleuten "verkehrsgefährdend und absterbend" war, so der Bauamtschef.
"Ich habe eine Vision", sagte Stadtrat Anton Mayer (CSU): Die Wasserkraft des Ellbachs solle zur Stromerzeugung genutzt werden. Dies sei schon geprüft worden, so Fürstberger. Der Bach habe dort jedoch "kein wirtschaftliches Gefälle". Ulrike Bomhard (FWG) trat dafür ein, die Aufenthaltsqualität vor allem für die vielen Kinder und Jugendlichen zu verbessern, die vom nahen Schulzentrum über die Kreuzung in die Fußgängerzone kommen. "Man sollte Orte schaffen, wo Attraktionen sind und sie sich gerne aufhalten."