Bürgerengagament in Münsing:Viel zu wenig Platz für den Sport

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Der Münsinger Sportverein droht am Erfolg zu ersticken. Denn die Abteilungen sind so rasant gewachsen, dass inzwischen der Platz für das Angebot nicht mehr ausreicht, wie Abteilungsleiter Thomas Ross (links) und Vize-Vorsitzender Adrian Miggisch erklären. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Münsinger Verein mit annähernd 1000 Mitgliedern tut sich schwer, genügend Raum zum Trainieren anzubieten. Die Schulturnhalle ist überbelegt. Der Vorstand fordert eine Mehrzweckhalle

Von Benjamin Engel, Münsing

Mit mehr als einem Dutzend 17- bis 18-jährigen Nachwuchsfußballern wird das Training des Sportvereins in der Münsinger Turnhalle zur Herausforderung. Für komplexe Ballübungen haben die Jugendlichen keinen Platz. Spielen sie zu rasant, könnte es wegen der blanken Mauerwände gefährlich werden. Wirklich für Wettbewerbe trainieren könnten die Fußballer in der Halle nicht, sagt der Vorsitzende des Sportvereins Münsing-Ammerland, Michael Sandherr. "Hallenbetreuung im Winter wäre besser gesagt."

Das Beispiel illustriert die Kapazitätsgrenzen des Sportvereins. Daher wünscht sich der Vorstand eine neue Mehrzweckhalle. Denn im Winter können die Fußballer nur in der bisherigen Schulturnhalle trainieren. Zudem teilen sie ihre Übungszeiten mit Turnern, Volleyballern und den Sportlern des Judovereins Ammerland-Münsing. Die Halle ist häufig bis spätabends belegt. So ist ideales Training kaum möglich. Allein die Fußballer bräuchten dafür 45 Stunden Übungszeit pro Woche, sagt Sepp Leis, jetziger Kassier und früherer Vorsitzender des Sportvereins. "Wir haben aber nur 17,5 Stunden pro Woche." Und das ist nur der Stand von 2016. Ähnlich sieht es beim Judoverein aus.

Inzwischen hat der Sportverein am eigenen Erfolg zu knabbern. Denn die Abteilungen sind in knapp zwei Jahrzehnten rasant gewachsen. Der Verein hat annähernd 1000 Mitglieder bei etwas mehr als 4000 Einwohnern in Münsing. "90 bis 95 Prozent stammen aus der Gemeinde", sagt Leis. Allein die Zahl der Jugendmannschaften hat sich seit der Eröffnung der Sportanlage am Hartlweg verdoppelt. Damit ist der Verein der mitgliederstärkste in Münsing.

Der Breitensportverein hat für den Vorsitzenden Sandherr viel mehr zu bieten, als körperlich fit zu machen. Das Training stärke und fördere die Gemeinschaft. Gerade für Senioren sieht er noch viel Potenzial. Derzeit habe etwa eine Seniorentanzgruppe angefragt. "Wenn wir das unter das Dach des Sportvereins bringen könnten, wäre es genial", sagt Sandherr. Doch dafür fehlten die Räumlichkeiten. Zur Gesundheitsprävention könne der Seniorentanz eine wichtige Rolle spielen. Dieser Sport könne die wachsende Zahl von Alleinstehenden zusammen und in Kontakt bringen.

Als Plattform für weitere Angebote von Nordic Walking, Radfahren bis hin zu Laufen kann sich Sandherr den Sportverein vorstellen. Gäbe es eine geeignete Halle in Münsing, würde die Leiterin der Jugendfußballabteilung, Ute Gebauer, Basketball anbieten. Doch sie klagt, dass das Fußballtraining schon jetzt manchmal ausfallen müsse, weil es an Kapazitäten fehle.

Mehr Trainingszeiten bräuchte Erich Kühn für seine Volleyballer. Erst im Vorjahr seien zwölf neue Spieler zu seiner Abteilung dazugestoßen. Das würde für zwei Mannschaften reichen. "Eine Zweifach-Turnhalle würde Sinn machen", sagt Kühn. Das Potenzial sei noch lange nicht abgedeckt. Bis hin zu Handball sei vieles vorstellbar. Auch die Seniorengymnastik ließe sich ausbauen, da es immer mehr alte Menschen gebe.

Die Turnabteilung zählt zu den Grundpfeilern des Vereins. Deren Leiter führt sogar Babys und Kleinkinder an den Sport heran. Allein dienstags sind um die 50 Kinder zwischen drei und zwölf Jahren in der Turnhalle aktiv. Für die Wintersportabteilung bliebe zur Skigymnastik nur ein Termin am frühen Sonntagabend in der Turnhalle frei. "Das geht nicht", sagt Abteilungsleiterin Silvia Schurz. Denn zu einer solchen Zeit hätten gerade Grundschulkinder etwas anderes zu tun, als zu trainieren. Die Abteilung boome gleichwohl. In den Vereinsskikursen für Mitglieder machten 82 Kinder mit. Solche Angebote seien auch wichtig, um ehrenamtliche Trainer zu gewinnen. Allein sechs heutige Trainer hätten früher bei den betreuten Skikurstagen als Teilnehmer mitgemacht.

Im Kommunalwahlkampf setzen sich etwa die Grünen oder die Münsinger Bürgerliste - Sandherr ist einer ihrer Kandidaten - für eine Mehrzweckhalle ein. Es liegt eine Machbarkeitsstudie für einen Bau am Hartplatz des Sportzentrums vor. Doch Bürgermeister Michael Grasl (FW) dämpft die Erwartungen. "Das ist in der nächsten Zeit gar nicht realistisch", sagt er. Die Kommune stehe vor Millionenprojekten wie dem Bürgerhaus oder dem Haus für Kinder, die erst einmal finanziert werden müssten. Auch das einstige Millionenprojekt Sportzentrum koste Unterhalt. So solle eine Drainage gebaut werden, damit kein Wasser mehr in das Schützenheim eindringt. Derzeit arbeite die Kommune daran, einen weiteren Sportplatz in Degerndorf zu ertüchtigen. Eine Entlastung solle der vom Verein beantragte Kunstrasenplatz bringen. Für eine größere Mehrzweckhalle gibt es nach Grasls Ansicht nur interkommunale Lösungen. "Eine Gemeinde allein kann das nicht stemmen", sagt er.

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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