SPD kritisiert Bürgermeister:Wider den Stillstand

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Wolfratshauser SPD wendet sich gegen die Politik Helmut Forsters und will nun die Bürger stärker einbinden.

Silke Bigalke

Der SPD-Ortsverein will sein politisches Profil schärfen. In der Dezember-Ausgabe seiner Zeitung "Ortsgespräch" kritisieren die SPD-Stadträte die Politik von Bürgermeister Helmut Forster (Bürgervereinigung Wolfratshausen) und der CSU. Um die Situation zu verbessern, möchte die SPD von 2012 an die Bürger in einer "Zukunftswerkschaft" bei wichtigen Themen wie Energiewende, Flächennutzungsplan und S-Bahn mitreden lassen. Das kündigte der Ortsverein bei seinem Frühschoppen am Sonntag an.

Nach drei Jahren Amtszeit Forster müsse sie feststellen, "dass die CSU bei Abstimmungen im Stadtrat die Polarisierung sucht und der Bürgermeister eine Politik unterstützt, mit der sich Wolfratshausen nach außen zunehmend isoliert", sagt Stadträtin Roswitha Beyer im Interview mit der SPD-Zeitung, und nennt als Beispiel die Ablehnung einer Wolfratshauser Beteiligung am Geretsrieder Hallenbad.

Das schnelle Nein damals nennt Renato Wittstadt "überstürzt, um nicht zu sagen borniert". Auch Kreisrat Reiner Berchtold spart nicht mit Kritik: Forster lasse sich "immer willfähriger vor den Karren der CSU spannen". Diese sorge mit ihrer "Blockadepolitik" dafür, dass "das Etikett 'Stillstandshausen' nachhaltig an unserer Stadt haften bleibt." Die Zeitung ist 6000 Mal gedruckt worden und soll möglichst noch diese Woche einer Wolfratshauser Lokalzeitung beigelegt werden.

Beim Frühschoppen wollten einige SPD-Mitglieder die harsche Kritik ins rechte Licht rücken. Vor allem der Text zur Hallenbad-Entscheidung wurde diskutiert. Darin heißt es, die betreffende Stadtratssitzung im September sei "eine beschämende Darbietung des Bürgermeisters und der Stadtratsmehrheit" gewesen. Diese Kritik sei auf das Hallenbad bezogen und nicht gegen Forster grundsätzlich gerichtet, betonte Berchtold.

Forster habe eine Beteiligung von vorn herein abgebügelt, ohne die Kosten genau zu prüfen. Aber auch zur grundsätzlichen Kritik an Forster steht Berchtold: "Wir wollten zeigen, dass die Harmonie, die vom Bürgermeister immer vorgehalten wird, nicht vorhanden ist."

Gabi Skiba verteidigte die deutlichen Worte im "Ortsgespräch": "Wenn jetzt gesagt wird, der Wahlkampf habe begonnen, können wir das locker aushalten." In der Zeitung warnt der Ortsverein vor allem davor, dass Wolfratshausen und Geretsried immer mehr gegeneinander arbeiteten, egal ob es um die S-Bahn, das Hallenbad oder den Geretsrieder Grundstückskauf auf Wolfratshauser Flug gehe.

Auch deswegen möchte sich der Ortsverein nun Verstärkung durch die Bürger holen. Diese sollen sich von 2012 an an einer Zukunftswerkschaft beteiligen. Beim Frühschoppen sprach der Ortsverein darüber, wie diese organisiert werden könnte.

Rainer Holthaus schlug vor, die Werkstatt für alle, nicht nur für Wolfratshauser Bürger zu öffnen. Vielen Themen beträfen auch Geretsried. Stadtrat Fritz Schnaller schlug eine Zukunftswerkstatt zur Zusammenarbeit zwischen Geretsried und Wolfratshausen vor. "Damit der Druck hier von unten kommt", sagte er.

Roswitha Beyer schlug eine Werkstatt zu der Frage vor "was uns in Wolfratshausen lieb und teuer ist, was wir erhalten wollen", und meinte damit zum Beispiel die Bergwaldbühne. Im Stadtrat fühle sie sich oft "wie eine Getriebene, von einem Bauantrag zum anderen." Deswegen wolle sie die Bürger mehr in die Entscheidungen einbinden.

Weitere Vorschläge und Beiträge zu einzelnen Themenideen wird der Ortsverein wahrscheinlich auf seiner Internetseite sammeln und veröffentlichen. SPD-Mitglied Nanda Banerjeen schlug vor, die Bürger dann selbst darüber abstimmen zu lassen, welche der Themen sie am meisten interessierten. Die Termine für die Zukunftswerkstatt wird der Ortsverein noch bekannt geben.

© SZ vom 12.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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