Sozialarbeit in Bad Tölz:"Da kommt eine Welle auf uns zu"

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In der Holzwerkstatt der Tölzer Jugendförderung konnten Kinder und Jugendliche den Umgang mit Bohrern und anderen Werkzeugen lernen. Aus dem Kommunalen Unterstützungsfonds gab es dafür 600 Euro. (Foto: Privat/oh)

Skateboards, Radl-Reparatur, Kochkurs: Die Bürgerstiftung Bad Tölz hilft mit Spenden aus dem Kommunalen Unterstützungsfonds sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen. Die Projekte sind gerade nach zwei Jahren Corona notwendig.

In den sozialen Systemen ist hierzulande eine ganze Menge Geld im Umlauf, dennoch fehlt es an manchen Stellen. Weil sie nicht ins Raster der Paragrafen und Richtlinien für Fördermittel passen, bleiben einige Sozialprojekte - obwohl sie oftmals wenig kosten - lediglich eine gute Idee. Um solche Lücken zu schließen, wurde der Kommunale Unterstützungsfonds (UFO) für benachteiligte Kinder, Jugendliche und Familien in Bad Tölz ins Leben gerufen. Im Vorjahr und heuer wurden damit der Kauf von Skateboards beim Bredlsportverein, die Holzwerkstatt und die Radl-Reparatur "Pimp my Ride" der Tölzer Jugendförderung, soziale Gruppenarbeit mit kleinen Kindern beim Verein "Brücke Oberland" oder auch ein Kochkurs der Diakonie gesponsert. Gerade nach zwei Jahren Corona seien solche Angebote wichtig wie nie zuvor, sagte Mirjam Majer von der "Brücke Oberland". Man müsse sie jetzt präventiv umsetzen, dann "da kommt eine Welle auf uns zu, sozial und gesellschaftlich".

2016 wurde der Unterstützungsfonds gegründet. Initiator war damals Oliver Hoffmann von der "Brücke Oberland". Träger ist die Bürgerstiftung Bad Tölz. Die Gelder sind ausschließlich für Kinder, Jugendliche und Familien gedacht, die in Bad Tölz wohnen. Wegen der Pandemie tröpfeln die Spenden derzeit allerdings eher aufs Konto, als dass sie fließen. Der Fonds umfasse noch gut 5000 Euro, sagte Horst Kürzeder, Firmenkundenberater der Raiffeisenbank im Oberland und Mitglied im achtköpfigen Fonds-Beirat. "Wir hatten viele Ausgaben und Förderprojekte, da muss man wieder ins Gedächtnis rufen: Denkt auch an uns."

Neben Kürzeder und Majer gehören der Zweite Bürgermeister Michael Lindmair (FWG), Stadtrat Moritz Saumweber (Grüne), Bianca Ludwig von der Familienförderung des Amtes für Jugend und Familie im Landratsamt, Gerhard Grasberger und Katharina Kühn als Vorstandsmitglieder der Bürgerstiftung sowie der Kommunale Sozialplaner Franz Späth dem Beirat an. Das Gremium eruiert, ob es für ein Projekt sonst keine Fördermittel gibt, und wohin die Spenden dann gegeben werden. "Es ist total schön, dass sich ein so tolles, hochqualifiziertes Netzwerk für Kinder und Jugendliche in Tölz einsetzt", sagte Späth. Dies sei "gelebte Sozialraumorientierung".

Dabei geht es meist um kleine, oft nur dreistellige Summen, die vom Fonds ganz oder als Anteil an einem Projekt bezahlt werden, damit es überhaupt starten kann. Mitunter, so Grasberger, fördere der Freistaat auch nur dann, wenn ein Eigenanteil geleistet werde. "Es macht wirklich großen Spaß, weil man mit dieser Hilfe direkt die Jugendlichen in Tölz erreichen kann", sagte Zweiter Bürgermeister Lindmair. Nur 500 Euro kostete beispielsweise die Reparaturwerkstatt "Pimp my Ride", wo der Nachwuchs seine Fahrräder unter Anleitung von Experten nicht bloß ein wenig herrichten, sondern runderneuern konnte. Die Beschäftigung an sich und das Selbstwertgefühl, wenn die Kindern erfahren, dass sie etwas können - dies sei "besonders wertvoll" an solchen Angeboten, sagte Bianca Ludwig. 1000 Euro gingen an den Bredlsportverein, der damit Skateboards kaufte und sie nun an Jugendliche verleiht, die sich ein solches Sportgerät nicht leisten können. Dies diene dazu, "gerade auch junge Mädchen an den Sport heranzuführen", sagte Kühn.

2000 Euro bekam der Verein "Brücke Oberland" für die soziale Gruppenarbeit für Kindern von fünf bis acht Jahren im Quartier General-Patton-Straße. "Das ist ein Betrag, den wir nicht jeden Monat leisten", betonte Kürzeder. Das sei aber auch ein Angebot, "das wir jetzt umsetzen müssen, nicht in drei, vier, fünf Jahren, wo es dann zu massiven Problemen führt", sagte Majer. Spielen, basteln, die Umgebung von Tölz kennenlernen - darum geht es in dieser Gruppenarbeit. Und vor allem um Gemeinsamkeit. Denn durch Corona hätten gerade kleine Kinder aus benachteiligten Familien noch gar nicht gelernt, wie sie mit Gleichaltrigen sprechen und umgehen sollen, so Majer. Außerdem habe auch die ambulante Erziehungshilfe durch die Pandemie gelitten. "Umso wichtiger ist es, dass wir den Bedarf auffangen bei all den Themen, die schon vor Corona da waren."

Spenden können an den Buergerstiftung-Unterstuetzungsfonds BTZOE (DE 33 7016 9598 0103 6888 87; GENODEF1MIB) gezahlt werden.

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