Kinder- und Jugendliteratur:Uhrsula und der kleine große Bagger

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"Kleiner großer Bagger - eine unglaubliche Reise": Sebastian Horn, eigentlich als Musiker bekannt, hat ein Kinderbuch geschrieben. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Sebastian Horn ist eigentlich als Musiker von "Bananafishbones" und "Dreiviertelblut" gut ausgelastet. Dennoch hat der Lenggrieser ein Kinderbuch geschrieben - und gleich den Soundtrack dazu.

Von Petra Schneider, Lenggries

Nun ist es ja nicht so, dass Sebastian Horn furchtbar viel freie Zeit hätte. Bananafishbones, Dreiviertelblut, die neue Formation "D' Bavaresi" mit Matthias Kellner. Ein Volksmusikprojekt mit Josef Brustmann und Benny Schäfer ist gerade im Entstehen, daneben Filmmusik, Ausflüge in die Schauspielerei, Frau und fünf Kinder. Simon, Jasper, Jakob, Mathilda und Gustav sind zwischen 15 und 22 Jahre alt und nicht mehr im Vorlesalter. Trotzdem ist es seinen Kindern zu verdanken, dass Horn nun unter die Kinderbauchautoren gegangen ist. Es sei ein "Herzensprojekt", sagt der 51-Jährige. "Kleiner großer Bagger - eine unglaubliche Reise" heißt die vergnügliche Abenteuergeschichte, die von Matthias Derenbach liebevoll illustriert und von Julia Nachtmann als Hörbuch gelesen wird.

"Plitschplatscheratschditschvitteldatsch trommelt der Regen gegen Roberts Kinderzimmerfenster" - so beginnt die Geschichte. Abermillionentausende von Regentropfen, und das ausgerechnet in Roberts ersten Sommerferien. Mit der Fee "Uhrsula", die in Opas alter Armbanduhr wohnt, und dem kleinen großen Bagger macht sich Robert auf die Reise, um den Regenwolken den Hahn abzudrehen. Aber woher kommen sie, und wieso bilden sich plötzlich ständig neue? Um die Welt vor dem Ertrinken zu retten, reisen Robert und seine Freunde über Meere und Berge, bis auf das Dach der Welt im Himalaja.

Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Mut und Zuversicht, zu der Horn zehn Lieder mit witzigen, einfühlsamen, anarchischen Texten geschrieben hat. Da gibt es zum Beispiel das Kannibalen-Lied, das von den Menschenfressern auf der Insel Kakaduum handelt und von einem Hörer bei Amazon eine schlechte Bewertung bekommen habe, "weil man Kindern doch keine Lieder über Kannibalen zumuten könne". Aber Horn, der mit den Bananafishbones den Soundtrack zu den "Wilde Kerle"- Filmen und für "Rico, Oskar und die Tieferschatten" gemacht hat, findet, dass Musik für Kinder so sein soll, "dass die Eltern sie beim dritten Mal nicht aus dem Fenster schmeißen". Außerdem sei die Geschmacksspanne von Kindern sehr breit. Und so gibt es das ruhige "Uhrsula", das rockige Baggerlied, das melancholische "Opa tot". Oder das Titellied "Robert" über den kleinen Protagonisten, der Regenbogen züchtet und sie mit Wasserfarben füttert. Die Songs, bei denen teilweise die Fishbones-Kollegen Peter Horn und Florian Rein mitwirken, ergänzen die Geschichte wunderbar und sind von honigsüßen Kinderliedchen ungefähr so weit entfernt, wie Robert vom Mount Everest.

Seit vielen Jahren trägt Horn die Idee zum Kinderbuch mit sich herum, seit er die Geschichte für seinen ältesten Sohn Simon, der damals drei oder vier Jahre alt war, ersonnen und immer weiter gesponnen hat. Die ersten beiden Anläufe, sie bei einem Verlag unterzubringen, seien erfolglos gewesen, erzählt Horn. Eine befreundete Lektorin habe ihm dann denn Tipp gegeben, eine weibliche Figur zu integrieren. Et voilà, die vorlaute Fee Uhrsula mit den widerspenstigen roten Haaren war geboren.

Mit den Illustrationen von Matthias Derenbach ist Horn glücklich. Der Verlag habe ihm eine Mappe mit Mustern vorgelegt. "Bei den Zeichnungen vom Matthias habe ich eine Gänsehaut bekommen", sagt Horn. Die Chemie habe von Anfang an gestimmt, auch persönlich. Der Kölner sei für die Arbeit am Kinderbuch drei Tage bei seiner Familie in Lenggries eingezogen, "und wir waren uns praktisch immer einig". Auch über Julia Nachtmann, die die Geschichte für das Hörbuch liest, ist Horn happy. "Ich wollte eigentlich Charly Hübner", sagt er, wegen der markanten Stimme. Der Schauspieler habe aber aus Zeitgründen abgesagt. Ein Zufall wollte es, dass er auf Nachtmann aufmerksam wurde: Sie sei die Stimme im Hörbuch "Das achte Leben" von Nino Haratischwili. Ihre einfühlsame Lesekunst habe ihn beeindruckt. Dass sie sofort zugesagt habe, sei ein Glücksfall.

Erzählen und schreiben fällt Horn leicht. "Ich hocke mich hin, und dann geht es los." Er ist für die meisten Songtexte seiner Bands zuständig, auch bei Konzerten ist er der Mann für die schrägen Geschichten. Die Reise von Robert und dem kleinen großen Bagger wird übrigens weitergehen. "Der zweite Teil ist schon geschrieben."

Das Buch ist im Verlag ars Edition erschienen, die Lieder kann man über den Streamingdienst Spotify anhören oder komplett als Hörbuch.

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