Aus dem Sozialausschuss:Große Not an Geretsrieder Schulen

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Stadt muss Mangel an Förderung für Migranten-Kinder und Schüler mit Lernschwächen ausgleichen. Zuschüsse für Assistenzkräfte und Hausaufgabenbetreuung.

Von Felicitas Amler, Geretsried

An Geretsrieder Schulen herrscht "eine große Not", wie Heidi Dodenhöft (Freie Wähler) es am Dienstag im zuständigen Sozialausschuss des Stadtrats ausdrückte. Dodenhöft ist Rektorin der Grundschule Reichersbeuern und Geretsrieder Referentin für Familien, Schule und Bildung. Zusammen mit einigen Kollegen beklagte sie im Ausschuss, dass es eklatant an Lehrern und überhaupt an materieller staatlicher Unterstützung mangle. Dies vor dem Hintergrund hoher Migrationsanteile in der Schülerschaft: mehr als 60 Prozent an der Mittelschule Geretsried und mehr als 58 Prozent an der Karl-Lederer-Grundschule. Früher habe es noch Förderstunden für Kinder mit unzureichenden Deutschkenntnissen gegeben, das sei heute nicht mehr der Fall. Um der Kinder willen sei die Stadt gezwungen, selbst für Hilfe zu sorgen.

Um diese Unterstützung haben beide Schulen die Stadt gebeten. Die vom Jugendamt schon seit geraumer Zeit als "Brennpunktschule" eingestufte Mittelschule braucht weiterhin zwei Assistenzkräfte im Klassenzimmer, die schwächeren Schülerinnen und Schülern helfen, sie in Kleinstgruppen trainieren und emotionale Bindungen zu ausgegrenzten Schülern aufbauen. Die Karl-Lederer-Grundschule benötigt zusätzliches Personal, um die Hausaufgabenbetreuung in drei statt bisher zwei Gruppen anbieten zu können. Der Bedarf daran wachse von Jahr zu Jahr, erklärte Kerstin Pratzel, im Rathaus für Familie, Soziales und Sport zuständig.

Die Rathaus-Mitarbeiterin legte außerdem dar, dass es keineswegs nur um Migranten gehe, sondern auch um Kinder von Familien, die aus Osteuropa zuziehen, und auch um solche aus sogenannten bildungsfernen Schichten. Oft fehle es den Schülerinnen und Schülern einfach an häuslicher Unterstützung.

Der Ausschuss bewilligte einstimmig beide Zuschüsse: 17 500 Euro für die Mittelschule und 19 000 Euro für die Karl-Lederer-Grundschule. Allerdings nicht, ohne deutliche Kritik am Freistaat zu üben, nachdem Patzel erklärt hatte, "eigentlich" wäre das Kultusministerium für die Förderung zuständig. "Unsere Schulen werden mit dieser Aufgabe ziemlich allein gelassen." Aber da sei erfahrungsgemäß wenig zu machen. Daraufhin zeigte sich Kulturreferent Hans Ketelhut (CSU) empört: "Ich halte das für unerträglich", sagte er und forderte, dass die Stadt immer wieder bei den zuständigen staatlichen Instanzen nachhakt. Umso mehr, so Ketelhut, als der Freistaat sich seiner guten Bildungspolitik rühme. Heidi Dodenhöft stimmte zu: "Man muss immer wieder Briefe schreiben."

Die teure Eisbereitung im Sommer ist für Hans Ketelhut (CSU) der Grund für die Kostenexplosion. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bürgermeister Michael Müller (CSU) nahm hier auch den Bund in die Pflicht. Dieser hole die afghanischen Ortskräfte ins Land, sorge aber nicht dafür, dass sie integriert werden. Über die Afghanen, die seit Anfang des Jahres in der Sammelunterkunft an der Geretsrieder Jahnstraße leben, sagte der Bürgermeister: "Die werden da einquartiert, und wir werden nicht mal informiert." Ein Integrationskonzept gebe es offenkundig von staatlicher Seite nicht für sie. "Was geschieht da jetzt?", fragte Müller. Glücklicherweise habe Geretsried die Koordinationsstelle Integration aktiv des Trägervereins für Jugend- und Sozialarbeit. Vom Bund aber gebe es "keinen Fahrplan und auch für die Schulen keinerlei Vorgaben". Dodenhöft unterstrich dies: "Ohne Ehrenamtliche würde das Ganze längst zusammenfallen."

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