Kultur am Kochelsee:"Wir holen die Welt nach Schlehdorf"

Lesezeit: 3 min

"Es ist mir ein großes Anliegen, dieses Instrument für möglichst viele Menschen erklingen zu lassen": Matthias Strobl an der Thoma-Orgel in Sankt Tertulin. (Foto: Manfred Neubauer)

Der junge Organist Matthias Strobl hat nicht nur den Orgelherbst wiederbelebt. Nun bespielt er mit dem Verein "Klang-Kunst-Kultur" auch den Festsaal im Cohaus Kloster Schlehdorf.

Interview von Stephanie Schwaderer, Schlehdorf

Matthias Strobl ist seit vergangenem Jahr Organist und Kantor im Pfarrverband Heimgarten, der die Gemeinden Schlehdorf, Großweil und Ohlstadt mit den Filialen Unterau, Zell und Weichs umfasst. Zudem leitet der 26-jährige Schlehdorfer zusammen mit Susanne Vinnemeier (2. Vorsitzende) und Nicole Pfister (Kassierin) den Schlehdorfer Verein "Klang-Kunst-Kultur Schlehdorf".

SZ: Herr Strobl, was ist Ihr Wahlspruch als Organist?

Matthias Strobl: Das Wichtigste für mich ist, ganz hinter die Musik und den Dienst, den sie in der Liturgie tut, zurückzutreten. Bei der Kirchenmusik geht es um die Sache, in keiner Weise um Profilierung.

Und als Veranstalter?

Da schwebt mir das Motto im Kopf: Wir holen die Welt nach Schlehdorf. Auf unserer Homepage zitieren wir auch Goethe: Erlaubt ist, was gefällt.

Sie haben im Februar 2022 mit gerade einmal 24 Jahren den Vorsitz im neu gegründeten Schlehdorfer Kulturverein übernommen. Was hat sie dazu bewogen?

Das war eine ganz logische Entscheidung. Schon während meines Studiums habe ich in Schlehdorf als Organist gearbeitet. Unsere Pfarrkirche Sankt Tertulin war von 2013 bis 2021 geschlossen, weil sie umfassend renoviert wurde. Zuvor hatte es dort 13 Jahre lang den Schlehdorfer Orgelherbst gegeben. Mir ist immer durch den Kopf geschwirrt: Den müssen wir wiederbeleben. Nach größeren Umstrukturierungen war es nicht mehr möglich, dass die Pfarrei eine solche Konzertreihe organisiert. Und da habe ich gesagt: Das Einfachste wäre es, einen Verein zu gründen.

Für einen 24-Jährigen ein ungewöhnlicher Schritt.

Schon. Aber ich bin hier verwurzelt, und die Schlehdorfer Thoma-Orgel ist ein wichtiges Instrument für mich. Das war eine Entscheidung aus meinem Musikerherzen heraus. Es ist mir ein großes Anliegen, sie für möglichst viele Menschen erklingen zu lassen.

Die Schlehdorfer Orgel wurde 1873 von Franz Thoma gebaut und gilt als einzigartiges historisches Instrument. (Foto: Manfred Neubauer)
Die nötige Druckluft wird mit Muskelkraft erzeugt. (Foto: Manfred Neubauer)

Wann haben Sie mit dem Orgelspiel begonnen?

Als ich 13 war. Zuvor habe ich Klavier gelernt. Eigentlich wollte ich nie Orgel spielen. Aber dann hat mich der Pfarrer nach der Messe einmal beiseitegenommen - ich war damals Ministrant - und gefragt, wie es ausschaue, ob ich am nächsten Mittwoch zur Orgelstunde kommen wolle. Vor lauter Autorität konnte ich nicht nein sagen. Und nach der ersten Stunde war es dann um mich geschehen.

Was ist passiert?

Ich war überwältigt von all den Möglichkeiten, die eine Orgel bietet, Klänge zu erzeugen. Und das in diesem fantastischen Raum! Diese Akustik, diese Klanggewalt - ich war begeistert, was ich als 13-Jähriger da produzieren konnte.

Ziel Ihres Vereins ist die Wiederbelebung des Orgelherbstes. Sind Sie mit den ersten beiden Runden zufrieden?

Durchaus. Alle Konzerte waren gut, teilweise sehr gut besucht, wobei es natürlich immer noch ein paar Gäste mehr sein dürften. Zum Vergleich: In Hamburg oder München sitzen oftmals nur 70 Leute in Orgelkonzerten, bei uns waren es im schlechtesten Fall 120. Großes Interesse besteht zudem aufseiten der Organisten. Ich bekomme Anfragen aus dem In- und Ausland, da müsste ich gar nicht aktiv suchen.

Ist es ein solches Vergnügen, auf der alten Thoma-Orgel zu spielen?

Das Besondere ist, dass es ein einmaliges historisches Instrument ist, das zeigt, wie eine oberbayerische Orgel Ende des 18. Jahrhunderts geklungen hat. Wenn man Musik aus dieser Zeit spielen möchte, ist es so, als würde man ein Brennglas auf die Musikgeschichte halten.

Nun finden sich auch ganz neue Töne im Jahresprogramm: Blues, Jazz, neue Volksmusik. Was ist geschehen?

Vier Orgel-Konzerte im September sind sehr schön. Aber wir haben uns gefragt: Was machen wir das restliche Jahr? Angesichts der Transformation des Klosters Schlehdorf ins Cohaus Kloster Schlehdorf kam die Idee auf, den Festsaal dort zu nutzen. Und auch das hat sich schnell herumgesprochen. Plötzlich haben bei uns die ersten Gruppen angefragt, ob sie dort spielen können.

Im vergangenen Jahr haben Sie zwei Konzerte im Festsaal organisiert. Wie finden Sie ihn?

Er fasst 120 Leute, hat eine kleine erhöhte Bühne, Holzboden, Akustikdecke - alles perfekt für Kleinkunst. Die großen Konzerte, etwa die Paukenmesse mit der Musica Starnberg im April, finden hingegen in der Kirche statt.

"Maxjoseph" nennen sich Georg Unterholzner, Andreas Winkler, Josef Steinbacher und Florian Mayrhofer (von links). Sie eröffnen die Schlehdorfer Konzertsaison im Cohaus Kloster Schlehdorf. (Foto: Hartmut Pöstges)
Der Festsaal dort fasst 120 Gäste. (Foto: Manfred Neubauer)

Los geht es am Samstag mit der Formation Maxjoseph. Was erwartet das Publikum?

Eine bayerische Boygroup, könnte man sagen. Das sind vier ausgebildete Volksmusikanten, die ihre musikalische Grundlage mit Jazz oder lateinamerikanischen Rhythmen verbinden und dabei auch zu einer ganz eigenen Musiksprache finden. Das ist sehr unterhaltsam, mal mitreißend, mal meditativ. Sie stellen im Festsaal ihr neues Album Tabula Rasa vor.

In Iffeldorf gibt es seit vielen Jahren den Verein Klangkunst im Pfaffenwinkel, in Lenggries führen Sabine und Stefan Pfister seit 2006 das KKK, das für Kleinkunst und Kultur steht. Haben Sie keine Bedenken, dass das Publikum mit dem Verein Klang-Kunst-Kultur Schlehdorf durcheinander kommen könnte?

Das war nicht beabsichtigt. Einen Tag nach der Vereinsgründung habe ich zum ersten Mal vom Iffeldorfer Klangkunst-Verein in der Zeitung gelesen und gedacht: Mein Gott! Aber dann habe ich mit der Leiterin Andrea Fessmann telefoniert, und wir waren uns schnell einig, dass wir uns nicht in die Quere kommen. Und Lenggries liegt zum Glück am anderen Ende des Landkreises.

Maxjoseph, Samstag, 13. Januar, 19 Uhr, Festsaal Cohaus Kloster Schlehdorf, Kirchstraße 9, Karten zu 20 Euro unter ticket@klangkunstkultur-schlehdorf.de oder an der Abendkasse; Infos zum Verein unter klangkunstkultur-schlehdorf.de

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Instrumentenbau
:Mit Ruhe, Kraft und Fingernagelgefühl

Wo kommen eigentlich die Gitarren her? Das fragte sich Lena Kirschenhofer, als sie noch zur Schule ging. Nun wurde die junge Thanningerin als bundesweit beste Zupfinstrumentenmacherin ausgezeichnet.

Von Paul Schäufele

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: