Im Zentrum für Umwelt und Kultur:Der Schönheit ganz nah

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Gerade läuft im ZUK noch die Foto-Ausstellung "Klein, aber oho" von Schwester Josefa Thusbaß mit eindrucksvollen Naturaufnahmen wie dieser. (Foto: Josefa Thusbaß/oh)

Die Schlehdorfer Missionsdominikanerin Josefa Thusbaß zeigt in Benediktbeuern eine Auswahl ihrer Makro-Aufnahmen der Natur.

Von Felicitas Amler, Schlehdorf/Benediktbeuern

Sehen muss man's halt. Und Geduld haben. Und ein Stativ. Schwester Josefa Thusbaß hat zu all dem auch noch die nötige Erfahrung. Am Kochelsee hat sie ein Foto aufgenommen, von dem man kaum glauben mag, dass es die reine Natur zeigt. Dutzende Morgentautropfen haben sich in einem großen Spinnennetz auf dem Steg bei Schlehdorf gefangen. Auf der anderen Seeseite liegt ein Bootshaus, und das spiegelt sich in jedem einzelnen noch so winzigen Tropfen. Eine grandiose Impression. Oder mit dem Heiligen Franziskus aus der Loewe-Ballade gesprochen: "Wie groß ist Gott im Kleinen."

Josefa Thusbaß, die dem Orden der Missionsdominikanerinnen in Schlehdorf angehört und Leiterin der dortigen Mädchen-Realschule war, ist eine äußerst geübte Hobby-Fotografin. Sie habe als Kind mit einer Lochbildkamera begonnen, erzählt sie. Und wie froh sie gewesen sei, als die Digitalfotografie aufkam, die ihr die mühsame Arbeit in der Dunkelkammer erspart. Heute fotografiert die 77-Jährige mit zwei, wie sie betont, gar nicht mal allzu aufwendigen Kameras - allerdings mit gutem Weitwinkel- und vor allem Makro-Objektiv. So ist sie ihren Motiven meist ganz nah. Und entdeckt damit die Schönheit, die ja oft im Detail liegt.

"Klein, aber oho! - Faszinierende Natur unter der Lupe" ist der Titel der Ausstellung, die Thusbaß nun im Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) im Kloster Benediktbeuern zeigt. "Mein Hauptinteresse war immer die Makrofotografie, das Unscheinbare. Das, was man so leicht übersieht, was aber die Grundlage für das Große ist", erklärt sie. Für die ehemalige Physik- und Mathematik-Lehrerin lebt in allen Dingen der Natur eine eigene Seele. Sie zu suchen und das Wesentliche der Blüte, des Baumes, der Landschaft herauszufinden, ist für sie eine Herausforderung.

Die Entstehung eines solchen Fotos klingt allerdings gar nicht so romantisch. Auf die Tautropfen-Szene angesprochen, sagt Schwester Josefa: "Es war eine lange Tortur, bis es endlich windstill war." Denn bei jedem Hauch wäre das fragile Bild verwackelt gewesen.

Schwester Josefa Thusbaß: Storchenschnabel (Ausschnitt). (Foto: Josefa Thusbaß/oh)

Begeistert spricht die Missionsdominikanerin davon, wie unvorstellbar kreativ die Natur in ihrer Gestaltung ist und voll überraschender Vielfalt. Eines ihrer Lieblingsfotos ist das eines Storchenschnabel-Samens, der, da er reif ist, aufgeplatzt ist und eine bizarre Form gebildet hat. Fasziniert spricht sie auch über die Aufnahme einer Schlange, die in Benediktbeuern neben Schmetterlingen, Eisblumen am Klosterfenster, Pusteblumen und einer Feder zu sehen sein wird. Sie habe eine Ringelnatter aus der Nähe fotografiert, die sich erkennbar um ihr Junges gekümmert habe: "Ich wusste nicht, dass Ringelnattern das tun." Aber dass es sich um Ringelnattern handelte, das hatte sie natürlich gleich erkannt. Sie sei schließlich auf dem Land aufgewachsen, sagt sie, in Amerang im Chiemgau.

Schwester Josefa sei als Fotografin nun bereits gute 65 Jahre unterwegs, immer auf der Suche nach dem ultimativen Foto, dem Foto, das im Betrachter fasziniertes Staunen hervorruft, so heißt es in der Einladung zur Ausstellung. Das Staunen ist ihr mit Fotos wie jenem der Tautropfenspiegelei jedenfalls sicher.

Vernissage mit Schwester Josefa Thusbaß: Donnerstag, 2. März, 18 Uhr, Allianzsaal-Foyer (1. Stock Maierhof Mittelrisalit). Foto-Ausstellung bis 16. April im Flur der ZUK-Erwachsenenbildung täglich von 10 bis 17 Uhr. Eintritt frei

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