Vor der Stichwahl:Schäftlarner streiten um Partei-Verbindungen

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In Schäftlarn wirft der CSU-Bürgermeisterkandidat seinem Kontrahenten von den Grünen vor, dass er von einer anderen Gruppierung unterstützt wird. Das sei erstmalig in der Gemeinde. Dabei wird er selbst ebenfalls von einer weiteren Partei empfohlen. Doch die Gegner hätten sich zudem abgesprochen.

Von Marie Hesslinger, Schäftlarn

In Schäftlarn ist vor der Bürgermeisterstichwahl eine Debatte darüber entfacht, ob die einzelnen Parteien sich gegenseitig unterstützen. Auslöser dafür ist eine Äußerung Christian Fürsts gegenüber der Süddeutschen Zeitung. "Solche Wahlempfehlungen hat es, seitdem ich dabei bin, nie gegeben", sagte der Bürgermeisterkandidat der CSU am Donnerstag. Damit bezog er sich auf ein Schreiben der Gemeindeunion (GU). Die Partei unterstützt, nach Ausscheiden der eigenen Kandidatin, seinen Konkurrenten Marcel Tonnar, der als parteifreier Bürgermeisterkandidat für die Grünen antritt. "Das hatten wir bisher noch nie", sagte Fürst. Und: "Wahlempfehlungen beinhalten meiner Meinung nach auch immer Absprachen für hinterher." Was Fürst dabei nicht erwähnte: Er selbst wurde mit einem Empfehlungsschreiben der "Unabhängigen Wählergruppe Gemeindewohl" (UWG) unterstützt. Doch mit seiner Vermutung, die Grünen und GU hätten sich abgesprochen, lag er nicht falsch. Auch um die im Bürgerentscheid abgestimmte Flurtrasse soll es gegangen sein.

Auf dem neuen Flyer der UWG ist zu lesen: "Unser Kandidat für den Schäftlarner Bürgermeister: Christian Fürst." Am Freitag nach der Kommunalwahl habe die UWG ihn an alle Briefkästen in Schäftlarn verteilt, sagt Maria Reitinger, Vorsitzende der UWG. "Wir haben den Flyer entworfen und bevor wir ihn in den Druck gegeben haben, das war Mittwoch, haben wir ihn Christian Fürst geschickt", erinnert sie sich. "Wir haben gefragt, ob er damit einverstanden ist. Haja, hat er gesagt, das passt." Absprachen habe es keine gegeben. "Ich habe überhaupt keine Ambitionen mehr, irgendein Amt zu haben", sagt Reitinger. Fürst selbst argumentiert, dass die UWG auch schon vor der Kommunalwahl von sich aus eine Empfehlung für ihn ausgesprochen habe. "Ich habe nicht darum geworben", sagt der 43-Jährige.

Die GU verteilte indes am Donnerstag und Freitag dieser Woche Flyer mit einer Empfehlung für Schäftlarns anderen Bürgermeisterkandidaten, Marcel Tonnar. Ekkehard Körner, Vorsitzender der GU, begründet diese Entscheidung damit: "In den vergangenen 18 Jahren ist in Bezug auf Umweltschutz überhaupt nichts passiert." Vorschläge der GU seien von der CSU in den vergangenen Jahren im Gemeinderat immer wieder abgeblockt worden, "so nach dem Motto, ihr habt ja gute Ideen, aber wir sind in der Überzahl", sagt Körner. Am Montag nach der Wahl seien die Grünen auf die GU zugekommen, um über eine Unterstützung bei der Stichwahl zu sprechen, sagt Körner. Die Grünen hätten sich offen gezeigt für Gespräche hinsichtlich der Umgehungsstraße und auch, dass Bauern wegen der Umfahrung nicht enteignet werden dürften. Körner betont: "Wir haben keinen Koalitionsvertrag, gar nichts." Jedoch: "Wir haben den Grünen versprochen, wir unterstützen sie im Wahlkampf und wir gehen davon aus, dass, sollte Herr Tonnar Bürgermeister werden, das auch uns gegenüber einhält", sagt Körner.

Tonnar selbst sagt dazu: Zwischen GU und ihm habe es "schon immer offene Gespräche" gegeben. GU und Grüne seien in vielen Themen ähnlicher Ansicht. Hinter dem Bürgerentscheid zur Umgehungsstraße stehe er jedoch "zu 100 Prozent." Sollte das Gewerbegebiet Schorn tatsächlich kommen, müsse man zudem über eine alternative Straßenführung sprechen, um Neufahrn zu entlasten. "Und natürlich bin ich gegen Enteignungen, klar! Das widerspricht meinem demokratischen Denken." Tonnar sagt: "Ich denke das Miteinander ist wichtig, und neuen Schwung reinzubringen."

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