Theater:Brillantes Gemetzel

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Das Gemetzel nimmt seinen Lauf: Lara Kumpf als Veronique und David Windthorst als Michel föhnen einen Kunstband, dem gerade übel mitgespielt wurde. (Foto: Christiane von Wulffen/oh)

Abschlussschüler des Max-Rill-Gymnasiums spielen ein Kabinettstück von Yasmina Reza. Für Regisseur Nikolaus Frei ist die Premiere zugleich ein Jubiläum.

Von Stephanie Schwaderer, Reichersbeuern

Zwei Eltern-Paare, ein Problem: Ihre Söhne sind aneinandergeraten, der eine hat dem anderen zwei Zähne ausgeschlagen. Nun kommt man bei Kaffee und Kuchen zusammen, um das Ganze zivilisiert zu besprechen. Doch dann läuft die Situation zusehends aus dem Ruder. Höflichkeit und Souveränität verpuffen, stattdessen sehen sich die vier Erwachsenen plötzlich mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten konfrontiert und fallen in verschiedenen Konstellationen übereinander her. "Der Gott des Gemetzels" heißt ein ebenso abgründiges wie unterhaltsames Theaterstück von Yasmina Reza aus dem Jahr 2006, das wie geschaffen ist für die Theatergruppe des Max-Rill-Gymnasiums in Reichersbeuern. Vier Mitglieder der Abschlussklasse haben es für sich neu entdeckt und bringen es am Donnerstag, 14. März, erstmals auf die Bühne.

Regisseur Nikolaus Frei verspricht "ein brillantes Kabinettstück" und eine "wirklich besondere Produktion". Für drei der vier jungen Schauspielerinnen und Schauspieler - laut Frei sind sie alle "alte Hasen" - werde es der letzte Auftritt im Max-Rill-Theater sein. "Und sie zaubern da gerade etwas wirklich Besonderes zusammen." Sie, das sind Lara Kumpf, Sandra Schönau, David Windthorst und Henning von Wulffen. Bei Frei haben sie gelernt, nicht nur nah am Text, sondern vor allem nah an sich selbst zu spielen. "Echtes Theater", sagt er, "ist ein starkes und gutes Mittel, um ein freier, toleranter und selbstbewusster Mensch zu werden."

"Sie zaubern da gerade etwas wirklich Besonderes zusammen": Henning von Wulffen, Sandra Schönau und Lara Kumpf (von links). (Foto: Christiane von Wulffen/oh)
Nikolaus Frei hat die Max-Rill-Schule mit dem Theatervirus infiziert. (Foto: Manfred Neubauer)

Der beliebte Regisseur und Theaterpädagoge, der am Freitag 50 Jahre alt wird, darf sich bei dieser Premiere besonders feiern lassen: Vor genau 20 Jahren hat er in Reichersbeuern zum ersten Mal ein Stück mit Jugendlichen aufgeführt - und die Max-Rill-Schule nachhaltig mit dem Theatervirus infiziert. Seither hat sich das Gymnasium mit herausragenden Produktionen überregional einen Namen gemacht, sei es mit witzigen Komödien wie zuletzt den "Ladykillers", sei es mit Klassikern wie Schillers "Räuber". Mal ließ Frei "Die drei Musketiere" durch den verwunschenen Schlosshof toben, dann wieder wagte er sich an die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte des Schulgründers und inszenierte einen Entnazifizierungsprozess in der Aula: "Der Max-Rill-Prozess oder über die Erziehung in Zeiten der Tyrannei".

"Ein Weg, das Andere in sich zu erkennen."

"Theater führt junge Menschen von sich weg, um sie näher zu sich selbst zu bringen", sagt Frei über seine Arbeit. "Es öffnet Räume der Fremde und der Fantasie, in denen man, wenn man sie künstlerisch bereist und miteinander teilt, die reale Welt tiefgehend und wahrhaftig erfährt. Dieses Paradox ist für mich Wesen des Theaters." Indem sich die Akteure - ebenso wie die Zuschauer - in ein fiktives Außen begäben, in Figuren, Geschichten oder Konflikte, fänden sie spielerisch und im Schutz der Fiktion zu ihrem realen Inneren. Besonders für Jugendliche sei daher jede echte Teilnahme am Theater mit Erkenntnis verbunden: "Ein Weg, das Andere in sich zu erkennen und die eigene Angst davor zu überwinden, indem man sie zeigt."

Nicht nur in Reichersbeuern lässt Frei sich immer wieder auf Neues ein. Mit dem namibischen Komponisten Eslon Hindundu hat er eine Oper geschrieben, die in Windhoek uraufgeführt und im vergangenen September erfolgreich in Berlin erstaufgeführt wurde - "eine einmalige Erfahrung", wie er sagt.

Die Premieren-Gäste können sich also einmal mehr auf einen frischen und gehaltvollen Theaterabend freuen. Und der Gott des Gemetzels darf schon mal genüsslich die Zähne fletschen.

Premiere am Donnerstag, 14. März, 19.30 Uhr, Max-Rill-Gymnasium, Schlossweg 1-11, Reichersbeuern, weitere Aufführungen am 19. und 20. März, Beginn jeweils 19.30 Uhr, Eintritt frei

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