Reden wir über:Systemrelevante Kultur

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Andrea Fessmann lädt zum Jubiläum ein: Die Iffeldorfer Meisterkonzerte werden 30

Von Felicitas Amler

In bewegten Zeiten wie diesen droht so etwas beinahe unterzugehen: Die Iffeldorfer Meisterkonzerte feiern ihr 30-Jähriges. Zum Jubiläum hat Leiterin Andrea Fessmann eine gute und eine schlechte Nachricht. Das Konzert mit der Hofmusik München kann stattfinden. Aber die Bedingungen sind doppelt erschwert: Nicht nur die Corona-Schutzmaßnahmen schränken den Betrieb ein - im Iffeldorfer Gemeindezentrum ist auch noch die Heizung ausgefallen. Das Publikum wird gebeten, sich warm anzuziehen.

SZ: Frau Fessmann, servieren Sie zur Eröffnung Ihres Jubiläumskonzerts Glühwein?

Andrea Fessmann: (lacht) Da habe ich tatsächlich schon drüber nachgedacht. Aber ich glaube, dass es den Versammlungscharakter doch etwas erhöhen würde, dieses Risiko wollen wir lieber nicht eingehen.

Sie kämpfen seit Monaten dafür, dass Künstlerinnen und Künstler auch in der Corona-Pandemie auftreten dürfen. Wie ist Ihre persönliche Situation?

Für uns alle ist im März der Stecker gezogen worden. Als Sängerin hatte ich ein Konzert seitdem. Meine Arbeit als Chorleiterin führe ich gnadenlos weiter. Wir haben Anfang Mai angefangen, mit Demonstrationen zu proben, Open Air mit Polizeischutz.

Inwiefern ist der Kulturbetrieb Ihrer Ansicht nach systemrelevant?

Na ja, da fragen Sie jetzt natürlich eine Künstlerin, gell. Ich glaube, dass man den emotionalen und sozialen Faktor der Kultur nicht hoch genug einschätzen kann. Man sieht inzwischen auch, wie viele Menschen im Kulturbetrieb eingebunden sind. Es ist ja nicht nur der Künstler, der auf der Bühne steht, da hängt eine ganz große Berufsgruppe dran. Wir sind die zweit- oder drittgrößte Berufssparte überhaupt. Und die ist jetzt arbeitslos.

Sie werden am Tag Ihres Jubiläumskonzerts nicht an der Demonstration "Aufstehen für Kultur" mittags auf dem Münchner Königsplatz teilnehmen können?

Natürlich gehe ich hin!

Auf der Demo sprechen auch zwei Ihrer Kollegen aus dem Oberland, der Tenor Julian Prégardien und die Geschäftsführerin des Tölzer Knabenchors, Barbara Schmidt-Gaden. Stehen Sie miteinander in Kontakt?

Sehr eng, ja. Wir waren vorher schon befreundet. Wir sitzen im gleichen Boot und ziehen am gleichen Strang.

Gedenken Sie am Jubiläumsabend des verstorbenen Gründers der Iffeldorfer Meisterkonzerte, Egbert Greven?

Ja, natürlich, er ist doch der Vater der Iffeldorfer Meisterkonzerte.

Wie ist Ihre Perspektive für die Konzerte?

Konkret tun wir, als wäre nichts. Wir haben die Planung für 2021 abgeschlossen, das Programmheft wird Ende November rauskommen. Wir halten uns an alle Vorgaben. Es muss einfach weitergehen mit der Kultur.

Hofmusik München, Mozart, Gran Partita B-Dur, 24. Oktober, 16 und 19 Uhr, Gemeindezentrum; www.iffeldorfer-meisterkonzerte.de

© SZ vom 22.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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