"Neue Geschichten vom Pumuckl":Der Kobold und das Mädchen aus Thanning

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Neue Geschichten vom Pumuckl: In der Neuverfilmung mit Florian Brückner als Neffe von Meister Eder spielt Theresa Teubner aus Thanning die Rolle der Marlene. (Foto: picture alliance/dpa/Constantin)

Theresa Teubner spielt die Marlene in der Neuverfilmung der Kultserie von Regisseur Marcus H. Rosenmüller. Für die Zwölfjährige ist es die erste große Rolle. "Es war richtig cool", erzählt die junge Schauspielerin.

Von Anja Brandstäter, Egling

Auf wundersame Weise schwebt ein Stemmeisen in der Werkstatt vom Meister Eder durch die Luft. Eine Dose fällt scheppernd auf den Boden und Sägespäne fliegen. "Des Stemmeisen is grad gschwebt", sagt Marlene in breitem Dialekt. Die Rolle des Mädchens Marlene spielt die zwölfjährige Theresa Teubner aus Thanning im Film "Neue Geschichten vom Pumuckl" unter der Regie von Marcus H. Rosenmüller. An vier Drehtagen war sie am Set mit dabei und hatte eine durchaus herausfordernde Rolle.

"Es war richtig cool", sagt die Jungschauspielerin. Die Werkstatt des Meister Eder ist auf einem Fabrikgelände in Perlach detailgetreu nachgebaut worden. "Da war alles vorhanden, so wie es in den früheren Filmen aus den Jahren 1982 bis 1988 gewesen ist. Für den Pumuckl gab es ein kleines Bettchen, kleines Spielzeug, eine kleine Zeitschrift und kleine Boccia-Kugeln. Für Spinnweben und Staub hat eine spezielle Maschine am Film-Set gesorgt", erzählt Theresa.

Für die Zwölfjährige, die bereits bei einer Schauspielagentur gelistet war, war die "Marlene" die erste große Rolle. Diese zu bekommen, war nicht einfach. Als sich die Casting-Agentur bei der Familie meldete, um zu fragen, ob Theresa beim neuen Pumuckl-Film mitmachen wolle, war die Aufregung groß. Theresa musste ein kurzes Vorstellungsvideo einschicken. "Das hat meine Mutter zu Hause mit dem Handy gemacht", erzählt sie. Es folgte ein persönliches Treffen mit Regisseur Marcus H. Rosenmüller in München, bei dem sie eine Szene vorspielen musste. Der Text wurde ihr vorab zugeschickt. Als dann die Bestätigung der Agentur per E-Mail kam - "Theresa ist dabei" - war die Freude übergroß. "Ich war ganz schön aufgeregt", sagt das Mädchen.

"Ich war ganz schön aufgeregt", beschreibt Theresa Teubner ihre Reaktion auf die Nachricht, dass sie im Pumuckl-Film mitspielen darf. (Foto: Hartmut Poestges)

Als Minderjährige benötigte sie drei Dokumente, um beim Film mitzuspielen: die Genehmigung des Jugendamtes, eine Schulbefreiung und ein ärztliches Attest. Als sie diese drei Formulare hatte, wurde sie zum sogenannten "Fitting" eingeladen. Aus einem riesigen Kostümfundus probierte Theresa verschiedene Kleidungsstücke. "Mit den Outfits wurde ich fotografiert und Marcus Rosenmüller hat dann ausgesucht, was am besten passt", berichtet Theresa. Ferner bekam sie von einer Maskenbildnerin eine außergewöhnliche Hochsteckfrisur verpasst. "Das sah so schön aus, und ich durfte mit den Haarspangen, die die Frisur zusammengehalten haben, nach Hause gehen", sagt Theresa. Mit etwa fünfzehn Spangen waren ihre langen, blonden, geflochtenen Haare am Kopf befestigt. Für die Maskenbildnerin bedeutete es eine Herausforderung, die Frisur jedes Mal genau gleich zu stecken.

"Ich hatte Corona und gehofft, dass ich die Rolle behalten kann."

Als im Mai 2022 der erste Drehtag stattfinden sollte, musste sich Theresa, wie alle anderen auch, einem Corona-Test unterziehen. Der fiel positiv aus. "Ich hatte Corona und gehofft, dass ich die Rolle behalten darf", erinnert sie sich. Wie sich herausstellte, waren die Corona-Maßnahmen am Film-Set längst Routine. "Für jeden Drehtag bekamen wir ganz genaue Drehpläne", erzählt Theresa. Diese Abläufe wurden für sie angepasst.

"Am Drehort hatte ich eine Art Wohnwagen. Da waren alle meine Sachen deponiert. Zuerst bin ich in die Maske gegangen und bekam meine Frisur. Dann hatten wir Sprechproben", berichtet sie. Alle Schauspieler seien im Kreis gesessen, jeder habe seinen Text vorgelesen, Regisseur Rosenmüller habe dann alles abgestimmt. Bei dieser Gelegenheit konnte der Text noch korrigiert werden. "Alle waren sehr nett zu mir. Es war wie in einer großen Familie", sagt sie. Pausen wurden strikt eingehalten, denn Theresa durfte nicht länger als vier Stunden am Stück drehen. "Dann gab es Mittagessen in einem Zelt. Man konnte sich etwas aussuchen und sich hinsetzen. Ich war das einzige Kind und habe mich immer wohlgefühlt", strahlt sie. "Jeden Tag haben wir einen genauen Plan bekommen, wann wir in die Maske gehen, wann wir uns anziehen, alles wurde minutiös geplant und alle hielten sich daran."

Theresa Teubner am Set mit Regisseur Marcus H. Rosenmüller (Foto: Renate Förtsch/privat/oh)

Jede Szene wurde mehrmals gedreht und aus verschiedenen Perspektiven aufgezeichnet. "Am Boden befanden sich Markierungen, wo wir stehen sollen", sagt die Zwölfjährige. "Ein Techniker hat uns verkabelt." Ein winziges Mikrofon sei an ihrem Schal befestigt worden, damit sie besser zu verstehen war. Am Set habe es vor Leuten gewimmelt, "eine Frau hat immer gesagt: 'Ruhe bitte'", erinnert sich Theresa. In den Pausen konnte die jungen Thanningerin anschauen, was gerade gedreht wurde. "Rosenmüller saß immer vor einem Bildschirm, um die Szenen anzusehen".

Außerhalb der Drehtage wurde Theresa zu Sprachaufnahmen in ein Studio in München gebeten. "Da wurde meine Stimme aufgenommen", sagt sie. Eine Szene wurde in einer alten Villa gedreht, die es tatsächlich auf dem Filmgelände gibt. Im Film ist es die Villa des reichen Opas von Marlene. Um sie innen zu dekorieren, benötigte das Team Fotos von Theresa, denn im Wohnzimmer des Opas sollten lauter Fotos der Enkelin stehen.

In diesem Wohnzimmer spielte sich eine der großen Szenen von Theresa ab. Nachdem der von Hans Stadlbauer gespielte Opa seiner Enkelin die Werkstatt vom Meister Eder gekauft hatte, nahm Marlene das Bettchen vom Pumuckl mit nach Hause. Das alles hat dem Pumuckl gar nicht gefallen, weswegen er ein großes Spektakel in dessen Wohnzimmer veranstaltet. Das Bettchen gleitet plötzlich quer durch den Raum, ein lebensgroße Leopardenfigur aus Keramik zerschellt und die Sahnetorte, die auf dem Tisch steht, landet im Gesicht des Opas, der sich daraufhin im Vorhang verheddert. Der Pumuckl ist in seinem Element, es herrscht Chaos.

"Für diese Szene benötigten wir drei Keramikleoparden, und bestimmt fünf Torten sind im Gesicht vom Opa gelandet", sagt die Jungschauspielerin. Rosenmüller habe die Szenen selbst vorgespielt, "damit wir uns die Situationen besser vorstellen können", so Theresa: "Zum Beispiel hat er sich in dem Vorhang verheddert."

"Sich selbst zu hören und zu sehen, war schon komisch."

In diesem Sommer feierte der Film beim Kinderfilmfest in München Premiere. "Da sind alle Schauspieler und Marcus Rosenmüller wieder zusammengekommen. Es war lustig. Aber sich selbst zu hören und zu sehen, war schon komisch", sagt Theresa. Für die Schauspieler wurde der rote Teppich ausgerollt. Seit 26. Oktober läuft der Streifen, der ursprünglich für die Sendergruppe RTL produziert wurde, im Kino. Theresa glaubt: "Ich habe die Rolle bekommen, weil ich bayerisch kann." Die "Neuen Geschichten vom Pumuckl" sind in 13 Folgen auf RTL+, RTL und TOGGO zu sehen.

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