Pumpspeicherwerk:Gerüchte über Pläne am Altlacher Hochkopf

Lesezeit: 2 min

Gegner des Pumpspeicherwerks am Jochberg fürchten, dass die Energieallianz Bayern einen neuen Standort am Walchensee im Visier hat.

Von Suse Bucher-Pinell

Wegen des Jachenauer Widerstands gegen ein Pumpspeicherwerk am Jochberg gibt es nun Überlegungen, es an einem anderen Berg am Walchensee zu bauen. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Verein "Kein Pumpspeicherwahnsinn" ("Kein PSW") befürchtet, dass nach den wachsenden Protesten gegen ein Pumpspeicherwerk auf dem Jochberg jetzt das Gebiet um den Altlacher Hochkopf am Südufer des Walchensees im Visier der Standortsucher ist. Benedikt Fischer, Vorsitzender des Vereins, weiß von einem Waldbesitzer dort, dem Max Aicher seinen Grund abkaufen wolle. Bau- und Stahlunternehmer Aicher ist Gründungsmitglied des Stadtwerkeverbunds Energieallianz Bayern, die das Pumpspeicherwerk am Jochberg plant.

Fischer und Orterer haben am Montag Bundes- und Landespolitikern aus der Region sowie Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) ein Aufklärungsschreiben überreicht, in dem sie Argumente gegen ein Pumpspeicherwerk zusammengetragen haben. Martin Bachhuber (CSU), Alexander Radwan (CSU), Florian Streibl (Freie Wähler) sowie Florian von Brunn (SPD) nahmen das Papier im Tölzer Landratsamt entgegen. Einige andere Abgeordnete hatten aus terminlichen Gründen abgesagt. Eines der Anliegen des Vereins ist es, Gesetze zu verhindern, die Pumpspeicherwerke zusätzlich begünstigen.

"Insbesondere haben wir Sorge, dass eine Netzentgeltbefreiung für Pumpspeicherwerke beschlossen werden könnte", sagte Albert Orterer, stellvertretender Vereinsvorsitzender. Orterer hält Pumpspeicherwerke als Kurzzeitspeicher generell für ungeeignet zur Aufnahme von überschüssigem Windstrom. Statt dessen präferiert er die Methanisierung, die Umwandlung von Strom mittels Elektrolyse in Gas, was saisonal gespeichert werden kann. Außerdem setzt er auf intelligente Stromsteuerung, die Maschinen dann laufen lässt, wenn das Stromangebot hoch ist. Auch in Batteriespeicher setzt er große Hoffnungen. "Sie werden wesentlich günstiger", prophezeit er. Aufgeschreckt ist der Verein vor allem durch das vermeintliche Interesse am Hochkopf. Gerüchteweise hat Benedikt Fischer schon vor einigen Monaten davon gehört.

Auch der Herzogstand werde immer wieder genannt. Mittlerweile wisse der Jachenauer aber sicher, dass das Gebiet des Hochkopfs Richtung Osten zum Mitterberg im Fokus sei. "Das ist ein Standort, der auf den ersten Blick auf die Jachenau nicht mehr so große Auswirkungen hätte", sagt er. Dagegen sei der Walchensee stärker betroffen, die verkehrsmäßige Anbindung mit gut ausgebauten Straßen aber schon jetzt deutlich besser. Auch die Äußerung von Joachim Martini, Geschäftsführer der Energieallianz Bayern, bei einer Podiumsdiskussion vor anderthalb Wochen in Kochel am See könne er jetzt einordnen. Der habe davon gesprochen, dass es auch im Süden des Walchensees Planungen gebe. Fischer hält das Jochberg-Projekt mittlerweile für eine "gewaltige Nebelkerze", die gezündet worden sei. Man habe sehen wollen, wie die Bevölkerung reagiere, ehe weitere Standorte aus der Schublade gezogen würden.

Jachenaus Bürgermeister Georg Riesch (Freie Wählergemeinschaft) will zum Hochkopf nicht viel sagen. "Gemunkelt wird von bald allen Bergen", wiegelt er ab und schimpft auf die Staatsregierung, die das Kataster mit möglichen Standorten und einer klaren Aussage, ob Pumpspeicherwerke überhaupt gebraucht werden, schon von einem Jahr versprochen habe. "Das wird auf unserem Rücken ausgetragen", klagt er. Die ganze Gegend werde durcheinandergebracht. Landtagsabgeordneter Bachhuber erwartet das Kataster im Mai oder Juni, "mit Sicherheit vor der Sommerpause", sagte er. Von etwaigen Plänen am Hochkopf wisse er nichts, auch nicht, ob der Berg im Kataster als Standort verzeichnet sein wird. "Offiziell ist niemand an mich herangetreten." Unternehmer Max Aicher ließ über seine Tochter Angela Aicher mitteilen, dass es für den Hochkopf keine Planung gebe. Ihr Vater kenne die Bauern am Altlacher Hochkopf am Walchensee-Südufer nicht.

© SZ vom 18.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: