Plan für die Umfahrung:Die Angst vor der langen Vollsperrung der B11

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Geschäftsleute fürchten um ihre Betriebe - denn die Baustelle in Schäftlarn dauert ein halbes Jahr. So kommen Autofahrer um die Blockade herum.

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn/Icking

Erst die Baustelle auf der Autobahn, dann die im Ort. Noch bis Ende Mai wird die Fahrbahn der A 95 rund um Schäftlarn erneuert. Direkt nach Pfingsten wird die Bundesstraße 11 zwischen Hohenschäftlarn und Baierbrunn für ein langes halbes Jahr gesperrt, von 17. Mai bis 11. November - während der gesamten Sommerferien, während des Oktoberfests. Denn die B 11, die dort Münchner Straße heißt, wird aus- und umgebaut. Das ist nicht nur für die Menschen schwierig, die von oder nach Norden pendeln, sondern auch für die Geschäftsinhaber an der B 11. Immerhin die Anlieger dürfen die Straße bis auf wenige Tage befahren, teilt die Gemeinde Schäftlarn mit. Alle anderen müssen weite Umwege in Kauf nehmen.

Viele Geschäftsinhaber sind besorgt. Vito Troyli, Inhaber des Hotels Schlee mit dem Restaurant Il Brigante, berichtet von einigen Kommuniongesellschaften, die wegen der Sperrung der Straße nicht bei ihm feiern werden. Und ob weitere Gäste wegbleiben? "Ich weiß nicht, wie das wird", sagt er. "Natürlich macht man sich Gedanken. Es ist ja ein halbes Jahr, und ein großer Teil unseres Publikums kommt aus Baierbrunn, Pullach oder aus Solln." Unter den Hotelgästen seien viele Geschäftsreisende, die bei der Firma Linde in Höllriegelskreuth zu tun haben. Dass man die dazu bringen könne, mit der S-Bahn zu kommen, hält Troyli für fraglich.

Vito Troyli weiß noch nicht, wie die Gäste in sein Hotel und Restaurant kommen sollen, wenn die B 11 in Schäftlarn gesperrt wird. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Anlieger sind die Gäste des Hotels Schlee nicht. Das wäre nur der Fall, wenn das Hotel ausschließlich über die Münchner Straße zu erreichen wäre. Man kommt aber auch von der Starnberger Straße aus dorthin. Als Anlieger gelten aber die Kunden der Shell-Tankstelle in der Münchner Straße. Pächter Benjamin Lercher sagt: "Bislang ist geplant, dass wir offen lassen." Zu möglichen finanziellen Auswirkungen will er sich nicht äußern.

Der Inhaber des Hotels Gutschwaige in Ebenhausen, Freddy Masson, sieht die Sache hingegen recht gelassen. Er hat schon Erfahrungen mit gesperrten Straßen: Im April 2012 war die B 11 durch Ebenhausen gesperrt. "Das hielt sich alles in Grenzen", sagt er. "Wir haben hier viele Gäste, die mit der S-Bahn anreisen." Etwa 50 Prozent seien das. Vor vier Jahren dauerte die Sperrung allerdings nur zwei Wochen.

Über einen überschaubaren Zeitraum könnte man damit umgehen, sagt Karin Schmid vom Landhotel Klostermaier in Icking. Diesmal soll die B 11 aber für ein halbes Jahr gesperrt werden, und auch zum Klostermaier kommen die Gäste vor allem aus dem Münchner Süden, viele aus Baierbrunn sind gegenwärtig darunter. Einige Gäste hätten schon storniert, Geschäftsleute, die wegen eines Projekts nach Baierbrunn kommen und in Icking nächtigen wollten. "Die nehmen nicht 25 Kilometer Umweg in Kauf für eine Strecke von zehn Kilometern", sagt Inhaberin Schmid. Und mit der S-Bahn wollten viele auch nicht kommen, schon wegen des Gepäcks.

SZ-Grafik (Foto: ipad)

Dass sie alle 40 Mitarbeiter die ganze Zeit hindurch werde beschäftigen können, bezweifelt Schmid. Das Landhotel verfügt über 60 Betten in 32 Zimmern. Dazu kommen 220 Plätze im Restaurant, auf der Terrasse und im Nebenzimmer. Vito Troyli vom Hotel Schlee hat keine existenziellen Sorgen. Er meint, er werde auch ein halbes Jahr Flaute überstehen können. Das Schlee hat allerdings nur 19 Zimmer, sieben Einzel- und zwölf Doppelzimmer, und entsprechend weniger Personal.

11 000 Fahrzeuge sind täglich auf der Münchner Straße unterwegs. Christian Mattmann vom Staatlichen Bauamt weiß, dass es sich bei den Arbeiten um einen "gravierenden Eingriff" handelt. Er ist auch für die Umleitungen zuständig. Die funktionieren im Falle Hohenschäftlarns nicht besonders gut, weil es keine Ausweichroute durch den Ort gibt. Für Fahrzeuge bis maximal zwölf Tonnen Gewicht wird es eine Umleitung über Kloster Schäftlarn und Grünwald nach Pullach geben. Schwerere Lastwägen werden durch München zur Anschlussstelle Kreuzhof der A 95 gelotst. Und alle dürfen die "Olympiastraße" genannte Strecke nutzen, die von Wangen aus nach Forstenried führt, großenteils parallel zur Autobahn. Sie ist auch für Fahrzeuge geeignet, die nicht auf der Autobahn fahren dürfen, also vor allem für Mopeds. Bei Mattmann im Straßenbauamt rufen unterdessen täglich drei bis fünf Leute an, die gerne eine Ausnahmegenehmigung für die Straße hätten. "Die kriegen keine", sagt er. "Der Sinn ist ja, dass man die Fahrzeuge raus bekommt aus der Baustelle."

Informationsveranstaltung zu den Bauarbeiten am Donnerstag, 21. April, 19 Uhr in der Aula der Grundschule, Fischerschlösslstraße 14, in Ebenhausen. Mit Vertretern des Staatlichen Bauamts Freising und des planenden Büros.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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