Starkbier-Anstich:Ein hauchdünner Sieg

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Singspiel in der Stadthalle: Ende gut, alles gut. In der zweiten Halbzeit reißen die Penzberger das Spiel an sich und gewinnen gegen die Landkreis-Mannschaft. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Stammwürze-Team begeistert in der Penzberger Stadthalle das Publikum. Im Singspiel treten Landkreis und Stadt gegeneinander im Fußballstadion an. Es geht um die Kreisumlage.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Wenn man die Beziehung zwischen der Stadt Penzberg und dem Landkreis Weilheim-Schongau beschreiben müsste, was käme einem da als Erstes in den Sinn: Hassliebe? Nein, so weit geht es dann doch nicht. Wobei ... atmosphärische Störungen, ja, das trifft es schon gut. Diese "bad vibes" hat das Stammwürze-Team des Oberlandler Volkstheaters am Freitag beim Starkbier-Anstich aufgespießt. Es ließ die beiden Kontrahenten im Fußballstadion aufeinandertreffen. Dort konnte sich die Stadt mit Müh und Not in letzter Sekunde behaupten.

Es ist schon eine Ungerechtigkeit in dieser Welt. Da drückt die Stadt Penzberg seit Jahren zig Trillionen Euro an Kreisumlage nach Weilheim ab - aber bekommt sie irgendwas zurück? Nein - zumindest nicht viel. Gymnasium und Realschule darben - und überhaupt. Also: Vorhang auf! Die Spiele, Pardon: das Singspiel möge beginnen.

Wer macht das Tor? (Foto: Harry Wolfsbauer)

Im Karl-Wald-Stadion soll die Abrechnung folgen. Die Fans, die "Ultras", sind schon vor Spielbeginn da und stimmen sich ein mit dem Schlachtruf: "Penzberg zoi a moi". Dann der Auftritt der Penzberger Mannschaft. Der erste Lacher ist den Darstellern gewiss, als sie in Slow Motion die Bühne betreten. Wer könnte der Trainer sein? Natürlich, Bürgermeister Stefan Korpan alias Benno Arnstadt, der früher einmal beim ESV aktiv war. Zur Mannschaft gehören der "Boxi" (Zweiter Bürgermeister Markus Bocksberger), gespielt von Benedikt Bocksberger; der frühere Bauhof-Chef Christian Eberl, dargestellt von Valentin Lenk, sowie die Stadträte und -rätinnen Elke Zehetner alias Cathi Bocksberger, Wolfgang Sacher (Peter Rubner), John-Christian Eilert (Stefan David), Jack Eberl (Stefan Rosenberger) und Maria Probst (Michaela Rössle).

Die Landrätin als Unparteiische

Nun könnte es losgehen und die bessere Mannschaft gewinnen. Aber: So ganz auf der Höhe sind die Penzberger nicht. Das verheißt zunächst nichts Gutes für das Spiel. Der Trainer - ganz in Korpanscher Manier - ist mehr damit beschäftigt, seinen Bürgerinnen und Bürgern Videobotschaften zukommen zu lassen. Die Elke möchte - Macht der Gewohnheit - die Führung an sich reißen, was wiederum den Trainer auf die Palme bringt. Schließlich hat er den "dm"-Markt nach Penzberg geholt, wie auch die Landesgartenschau. "Mia san de, de wo no a Krankenhaus hom, ned so wia die Schongauer!" Der Seitenhieb sitzt.

"Ja, griabig war es, zünftig, i kumm ja immer gern her nach Penzberg": Landrätin Andrea Jochner-Weiß wurde von Ramona Frick gespielt, wie sie leibt und lebt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Derweil stimmen die "Ultras" zur Musik von "54, 74, 90, 2006" der Sportfreunde Stiller ein Lied an: "Wir haben nicht den besten Haushalt hier. Sind trotzdem mit Zahlen dran. Doch hätten Träume und Visionen, aber der Landkreis macht uns arm!" In der Kabine schwört sich die Penzberger Mannschaft ein. Die Stimmung ist pessimistisch, doch Trainer Korpan will davon nichts wissen: "Weil i bin der, der was Erfolgsgeschichten schreibt!" Aber jetzt raus aufs Feld. Oh, Schreck! Die Unparteiische ist niemand anders als Landrätin Andrea Jochner-Weiß - herrlich und treffend gespielt von Ramona Frick. Da kann es nicht gerecht zugehen: Für jedes Tor des Landkreises soll die Kreisumlage um drei Prozent steigen, für jedes Tor der Penzberger um 0,01 Prozentpunkte fallen. Na, bravo! Nach der ersten Halbzeit steht es 6:0 für den Landkreis. Es hilft nur noch ein Wundermittel aus dem Nonnenwald. Roche sei Dank! In der zweiten Halbzeit können die Penzberger das Spiel herumreißen und gewinnen schließlich mit 7:6.

Am Ende gab es viel Applaus für das Stammwürze-Team in der Penzberger Stadthalle. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Furios nehmen die Darsteller alles, was die Stadt in den vergangenen Monaten bewegt hat, aufs Korn: den Schienenersatzverkehr, die langen Staus, das neue Nahversorgungszentrum, die begrünten Bänke auf dem Stadtplatz oder den Ärger um den Volksfest-Wirt.

Derbleckten alles und jeden: Bruder Servatius alias Rainer Hofmann und Nonne Tina, gespielt von Bettina Calliari. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ehe das Singspiel das Publikum in der voll besetzten Penzberger Stadthalle erfreute, derbleckte Bruder Servatius alias Rainer Hofmann mit Unterstützung der Nonne Tina, gespielt von Bettina Calliari, die Wichtigen und weniger Wichtigen. Im Familienbad Piorama etwa ist das Wasser zu kalt, dafür das warme zu warm und im Rutschenturm die Luft wiederum so kalt: "Da hast nämlich glei eine Gänsehautentzündung dritten Grades", so Bruder Servatius. Und der Name Piorama bekam auch sein Fett weg: "Weil Piorama ... das hört sich ja an wie a Mischung aus einem Hygieneartikel und einer Pflanzenmargarine", erklärte Nonne Tina.

Bruder Servatius beendete die Fastenpredigt mit dem Trinkspruch: "Ihr kommts nächts Jahr hoffentlich wieder und deats euch Karten kaufen. Mia könna dann wieder dableckn und Starkbier saufen."

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