Leserbrief:Kein Geschichtsbewusstsein

Hans Neuber vergleicht die Fällung der Linden in Penzberg mit einer Baumschändung in Buchenwald.

Zu "Denkmalgeschützte Linden gefällt" vom 2. März:

"Für mich ist dieser Angriff auf die Bäume so, als hätte man die Menschen noch einmal umgebracht." Das sagte vor kurzem Jens-Christian Wagner, der Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, nachdem eine ganze Reihe von Bäumen, die man zum Gedenken an die Ermordung vieler tausend Menschen gepflanzt hatte, von Neo-Nazis zerstört wurde.

Angenommen, auch in Penzberg hätten Neo-Nazis die denkmalgeschützten drei Linden so zugerichtet wie die Buchenwalder Bäume, es hätte einen Aufschrei gegeben. Und zwar besonders von denen, die das Fällen der drei Linden beschlossen haben. Man hätte unbedingt die Linden retten müssen, an denen 1945 von den Nazi-Schergen mutige Penzberger aufgehängt wurden.

In Franken gibt es bis zu 500 Jahre alte sogenannte Tanzlinden, innen hohl, aber gesichert. In Wessobrunn steht die Tassilo-Linde, deren Alter auf 700 bis 900 Jahre geschätzt wird.

Das Abholzen der Linden zeugt vom fehlenden Geschichtsbewusstsein in Penzberg. Wenn es ein solches gäbe, dann stünde der Staltacher Hof noch und auch das Höck-Haus. Und man hätte nicht zugelassen, dass der Bahnhof erst einmal an einen Spekulanten verscherbelt wird. In Zukunft kann man sich in Penzberg die Gedenkfeiern am 28. April sparen, denn sie sind nichts anderes als Heuchelei.

Hans Neuber, Iffeldorf

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