Preisträger:Wild und urban

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Wasser und Moor sind die Leitmotive beim Konzept für die Landesgartenschau 2028. (Foto: Stadt Penzberg/oh)

Die Jury hat entschieden: Das Landschaftsarchitekturbüro "Grieger Harzer Dvorak" erhält den Zuschlag für den Entwurf für die Landesgartenschau 2028 in Penzberg.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Grünflächen im urbanen Raum tragen viel zur Lebensqualität bei und machen Natur erlebbar. In Penzberg soll dauerhaft ein grünes Band aus natürlichen, naturnahen, aber auch neuen Freiräumen entstehen nach dem Motto "Natürlich schön". So ist der Siegerentwurf für die Landesgartenschau 2028 des Landschaftsarchitekturbüros "Grieger Harzer Dvorak" aus Berlin überschrieben. Zu ihren Ideen zählen ein hölzerner Aussichtsturm nahe am Bahnbogen, eine Bachmeile am Friedhof und urbane Wildnis nördlich und östlich des Familienbads "Piorama".

Auf diesem Plan sind die Flächen, die der Siegerentwurf für die Landesgartenschau umfasst, zu erkennen. Sie bleiben für künftige Generationen als urbanes Grün mit Fuß- und Radwegen erhalten. (Foto: Nina Dvorak/ Stadt Penzberg/oh)

Bis zu acht Millionen an Zuschüssen möglich

Vor zwei Jahren hatte sich die Stadt Penzberg für die Landesgartenschau 2028 beworben und den Zuschlag erhalten. Neun Büros lieferten Entwürfe für die Gestaltung. Fünf Arbeiten kamen in die engere Auswahl. Vergangene Woche kürte die 19-köpfige Jury den Siegerentwurf. Der muss noch eine Hürde nehmen: das VgV-Verfahren (Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge).

Im Januar entscheidet der Stadtrat über die Gründung der Landesgartenschau Penzberg 2028 GmbH. Da geht es auch ums Geld. Denn umsonst ist nichts. Allein die Kosten für die Umgestaltung der städtischen Flächen werden auf zehn Millionen Euro geschätzt. Die förderfähigen Kosten werden aus EU- und nationalen Töpfen mit 80 Prozent (bis zu acht Millionen Euro) finanziert. Weitere zehn Millionen Euro sind für die Ausführung der Landesgartenschau veranschlagt.

Für die Stadt und nachfolgende Generationen bleibe die Umgestaltung des urbanen Grüns als Mehrwert dauerhaft gesichert, betonte Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) bei der Präsentation des Siegerentwurfs am Montag in der Stadthalle. Erneut wies er darauf hin, dass mit der Landesgartenschau Projekte gefördert würden, die die Stadt ohnehin geplant hatte - nur dann eben ohne solch üppige Zuschüsse.

Ob es diesen Aussichtsturm mit Blick ins Breitfilz-Hochmoor tatsächlich zur Landesgartenschau 2028 geben wird, ist eine Frage des Geldes. (Foto: Stadt Penzberg/oh)

Für etwa 15 Hektar, die im Besitz der Stadt sind, hat das Büro "Grieger Harzer Dvorak" ein Konzept entwickelt. Die Herausforderung lag darin, dass es sich nicht um eine große zusammenhängende Fläche handelt, sondern um mehrere, eher kleinteilige Räume inmitten der Stadt. Das Gebiet umfasst den Bahnbogen vom Penzberger Bahnhof ausgehend am Westend vorbei bis zur Seeshaupter Straße, den Geh- und Radweg in Richtung "Posten 10", den Säubach zwischen Fischhaber- und Seeshaupter Straße und weiter ins Müllerholz zwischen Schwimmbad und Karl-Wald-Stadion. Nicht zum Wettbewerbsgebiet gehören der Schlossbichl-Park und die Innenstadt; beide werden aber integriert.

Da Penzberg eingebettet in Moore, Wälder und Wiesen liegt, die sich wie auch Bäche in das bewohnte Stadtgebiet ziehen, sind die Landschaftsarchitekten behutsam mit den Grünflächen umgegangen, die für die Landesgartenschau umgestaltet werden sollen. Teilweise werde nicht eingegriffen, sondern Wertvolles sich selbst überlassen und somit geschützt, sagte Nina Dvorak. Anderes solle indes "inszeniert" werden. "Es gibt in Penzberg tolle Strukturen, die man wachküssen muss."

Jurysitzung: Auch Stadtrat Hardi Lenk, Bürgermeister Stefan Korpan, Lisa Fischer von der Wirtschaftsförderung, die Stadträtinnen Katharina von Platen und Maria Probst sowie die Stadträte Martin Janner und Rüdiger Kammel (von links) diskutieren über die Entwürfe. (Foto: Stadt Penzberg/oh)

Der Bahnbogen, der vom Bahnhof ausgehend auf die Seeshaupter Straße (Höhe Platz der Städtepartnerschaft) mündet, soll ein Spazier- und Radweg mit Fitness-Stationen werden. Ein bestehender Spielplatz - der künftig den Namen "Lore" tragen soll - wird erweitert zu einem "Bauspielplatz" mit Baggern und mehr. Birken und Schwarzkiefern sollen den Charakter der Vegetation dort stärken. Blühende Ökoschotter-Flächen sowie in den Weg eingebrachte Gleisrelikte sollen an die industrielle Nutzung des Bahnbogens zu Zeiten des Bergwerks erinnern. Vom neuen Geh- und Radweg aus führt ein Holzsteg, so der Vorschlag der Planer, durch die Moorbereiche in Richtung "Posten 10". Highlight ist ein Aussichtsturm, der als filigrane Holzskulptur gestaltet ist.

Sie überzeugten die Jury: Norman Harzer, Nina Dvorak und Stefan Grieger (von links) mit ihrem Entwurf. (Foto: Manfred Neubauer)

Unter "Bachmeile" firmiert ein laut den Landschaftsarchitekten "offener, multifunktional nutzbarer Grünraum" beim städtischen Friedhof. Der momentan wenig attraktive Säubach mit seinem steilen Ufer soll renaturiert und in Teilen aufgeweitet werden. Steinerne Sitzstufen laden dort zum Verweilen ein. In den flachen Bachschlaufen und einer Kiesinsel könnten neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen entstehen. Auf einer Fläche zwischen Friedhof und Seeshaupter Straße (als Baustellen-Einrichtung der Stadtwerke genutzt) soll eine "Gartenakademie" entstehen mit Themengärten, die später etwa als "Grünes Klassenzimmer" und ähnliches fungieren könnten.

Eine Biberburg zum Spielen

Von der Bachmeile geht es Richtung Seeshaupter Straße. Auf der großen Grünfläche (Säubachwiese) wünscht sich das Planer-Team eine "Bürgerwiese", abgegrenzt von einer kreisrunden Fußgängerpromenade. Allerdings stieß diese bei der Jury auf Kritik: Ihr ist der Eingriff auf die als Biotop geschützte Fläche zu groß.

Wild wird es nördlich und östlich des Schwimmbads. Naturwald sei schon vorhanden, so Dvorak. Lediglich der Säubach solle in diesem Bereich renaturiert und an einigen Stellen aufgeweitet werden. Auch dort soll es Sitzstufen geben. Von Synergien sprach Bürgermeister Korpan. Der Siegerentwurf berücksichtige die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen. Ohne Landesgartenschau würde auf dem Damm lediglich ein Bewirtschaftungsweg angelegt. Nun, mit Zuschüssen, sei es ein "ordentlicher" Geh- und Radweg. Die Promenade verläuft zur Straße Am Schlossbichl. Dort ist ein neues Stauwerk geplant, das ebenfalls mit Fördermitteln gefälliger gestaltet werden kann. Im Norden ist ein sogenannter Moorerlebnisring vorgesehen sowie ein neuer Kinderspielplatz mit dem Namen "Biberburg".

"Je länger ich den Entwurf ansehe, umso besser gefällt er mir", betonte Korpan. Die Penzberger können sich die Pläne in den kommenden Wochen in der Stadthalle ansehen.

Die Ausstellung mit den Entwürfen zur Landesgartenschau ist bis 22. Dezember, ferner vom 27. bis 29. Dezember und vom 2. Januar bis 5. Januar 2024 von jeweils 18 bis 20 Uhr in der Stadthalle zu sehen. Bürger können Anregungen unter der E-Mail-Adresse landesgartenschau@penzberg.de einreichen.

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