Klinikreform:Notfallversorgung auf der Kippe

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Im Notfall kommt es natürlich auf jede Minute an - aber eben auch auf die Qualität der Behandlung. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Zukunft des Penzberger Krankenhauses: Thomas Weiler, Geschäftsführer der Starnberger Kliniken GmbH, berichtete im Stadtrat.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Noch ist alles im Fluss bei der umstrittenen Klinikreform. Am heutigen Donnerstag trifft sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erneut mit seinen Länderkollegen. Angesichts der ungewissen Zukunft - vor allem kleiner Häuser - bat der Penzberger Stadtrat um Informationen. In der Sitzung am Dienstag stand Thomas Weiler, Geschäftsführer der Starnberger Kliniken GmbH, zu der das Haus in Penzberg gehört, Rede und Antwort. Weilers Fazit: Er sieht das Krankenhaus am Schlossbichl nicht von einer Schließung bedroht. Durch den Zusammenschluss mit anderen Häusern der GmbH zu einem Verbund könnte das kleine Klinikum überleben. Ob das auch für die Notfallversorgung zutrifft, mochte Weiler indes nicht zusichern.

Wenn Thomas Weiler über die Verhandlungen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach berichtet, wird eines schnell klar: Viele der vorgelegten Reformvorschläge hält er für unausgegoren - auch wenn Berlin nach dem jüngsten Bund-Länder-Treffen Anfang Juni verkündete, dass ein Durchbruch erzielt worden sei und noch vor der Sommerpause ein Eckpunktepapier vorliegen solle. Das wiederum soll die Grundlage für ein Gesetz bilden, das im Herbst von Bundesrat und Bundestag beraten werden könnte. Der Starnberger Geschäftsführer hingegen sieht vieles noch nicht in trockenen Tüchern und hofft auf Lauterbachs Einsicht. Zumindest sei die ursprüngliche Level-Einteilung von Krankenhäusern vom Tisch. Vielmehr solle es nach Leistungsgruppen gehen, die Kliniken erbringen oder auch nicht. Diese Leistungsgruppen müssen nicht mehr an einem Standort gebündelt angeboten werden, sondern könnten sich auf Häuser verteilen, die in einem Verbund mit "standortübergreifenden Chefärzten" zusammengeschlossen sind.

Obschon es ein kleines Haus ist, stehen die Zukunftschancen für das Penzberger Krankenhaus nicht schlecht. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Deshalb werde die Ärztliche Direktorin des Penzberger Klinikums, Dr. Susanne Rogers, die Viszeralchirurgie in Starnberg ausbauen. Geplant ist, dass Rogers von 1. Juli an einen Tag in Penzberg und vier Tage in Starnberg arbeiten wird. Seit gut einem Jahr sei sie Ärztliche Direktorin in Penzberg, sagte Rogers, die gemeinsam mit dem Penzberger Geschäftsführer Martin Schmid ebenfalls im Stadtrat berichtete. Für sie sei das Klinikum am Schlossbichl ein kleines, dennoch qualitativ hochwertiges Haus. Dafür spreche auch, dass die niedergelassenen Ärzte ihren Patienten Penzberg empfehlen würden. "Wir erfreuen uns eines absoluten Rückhalts", erzählte Rogers. Die Patienten würden auch zu Nachbehandlungen immer wieder nach Penzberg kommen. Als es um die Ermächtigung für die Proktologie ging, hätten 22 von 24 Facharztpraxen für Penzberg votiert. "Das ist ein ganz klares Signal."

Schmid berichtete, dass zum Stand Mai 1725 Patienten in Penzberg behandelt worden seien. "Das sind 160 mehr als im Vorjahr." Habe es 2022 866 stationäre Operationen gegeben, seien es dieses Jahr bereits 894. Alles in allem recht erfreuliche Zahlen, so Schmid. Steigerungen bei den ambulanten OPs würden angestrebt.

Notfallversorgung nicht gesichert

Dennoch ist nicht alles eitel Sonnenschein. Noch weiß niemand genau, was die Krankenhausreform letztlich bringen wird, insbesondere bei der Notfallversorgung. Weiler sprach von einem Damoklesschwert. Denn in einem Punkt seien sich Länder und Bund einig: Nicht jedes Krankenhaus wird künftig aus Kostengründen eine Notaufnahme haben. Penzberg stehe in diesem Punkt in Konkurrenz mit Garmisch, Bad Tölz, Wolfratshausen und Starnberg. In einem ersten Gutachten, so Weiler, das den Ländern noch nicht vorliegt, sei das Penzberger Klinikum als ein "Level 1n"-Haus festgelegt, also als Einrichtung, die eine stationäre Basis- und Notfallversorgung sicherstellt.

"Uns ist aber sehr daran gelegen, dass die Notaufnahme in der Kreisklinik Wolfratshausen erhalten bleibt", warf Weiler ein. Die Starnberger Kliniken GmbH betreibt dort die Geburtshilfe und Gynäkologie. Sollte es eine Versorgung von Patientinnen an 365 Tagen rund um die Uhr nicht mehr am Moosbauerweg geben, "müssten wir die Geburtshilfe und Gynäkologie dort schließen", so Weiler.

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