Langer Zeithorizont:Mathe büffeln statt Tennis spielen

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Der Landkreis Weilheim-Schongau als Sachaufwandsträger sucht einen neuen Standort für die Heinrich-Campendonk-Realschule in Penzberg. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Landkreis Weilheim-Schongau verhandelt mit der Stadt Penzberg über den Standort für einen Realschul-Neubau. In der engeren Wahl ist das Grundstück am Weidenweg, das der Tennisverein nutzt.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Es ist ein Großprojekt, das der Landkreis Weilheim-Schongau vor sich herschiebt: Die beiden weiterführenden Schulen in der Stadt Penzberg müssen erweitert und saniert werden. Wegen der desolaten Haushaltslage wurden Maßnahmen verschoben. Nun kommt Bewegung in die Sache. Kreis und Stadt verhandeln über mögliche Standorte für den Neubau der Heinrich-Campendonk-Realschule. In der engeren Auswahl sind die Plätze des Tennisvereins am Weidenweg.

Beim Jahrespressegespräch im Landratsamt Weilheim hatte Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU) angekündigt, Grundstücke für einen möglichen Neubau der Penzberger Realschule zu suchen. Die so frei gewordenen Räume im Schulkomplex an der Karlstraße könnte dann das Gymnasium Penzberg nutzen. Denn dort herrscht seit Jahren akute Raumnot. Bis zum ersten G-9-Abitur im Jahr 2026 fehlen laut Jochner-Weiß acht bis zehn Klassenzimmer. Kurzfristige Abhilfe sollen Schulcontainer schaffen. In beiden weiterführenden Schulen gibt es einen Sanierungsstau. Matthias Langensteiner, Schulleiter am Gymnasium Penzberg, betont, der gesamte C-Bau müsse grunderneuert werden. "Der sieht furchtbar aus", sagt Langensteiner. Er habe den Antrag gestellt, dass dort wenigstens die Toiletten zeitnah saniert werden.

Die neun Plätze des Tennisvereins Penzberg könnten dem geplanten Neubau der Heinrich-Campendonk-Realschule weichen müssen. (Foto: Alexandra Vecchiato/oh)

Langensteiner findet deutliche Worte: Er würde sich wünschen, dass Schulen in Weilheim-Schongau nicht rein als Kostenfaktor, sondern als Standortfaktor gesehen würden. "Woanders ist man stolz auf seine Schulen." Allein die Tatsache, dass die Schulverwaltung komplett der Kreiskämmerei unterstellt sei, spreche Bände, "welchen Stellenwert wir in diesem Landkreis haben". Im Gymnasium gebe es keine Aula, sagt der Schulleiter. Es fehlten Besprechungsräume. Noch könne man sich behelfen, aber 2025 sei das Ende der Fahnenstange erreicht. Dann sollen die Container als Ausweichklassenräume aufgestellt werden.

Landrätin Jochner-Weiß betont indes auf Nachfrage, dass ihr und ihrer Verwaltung das Schulzentrum Penzberg sehr wichtig sei. Mit der Stadt Penzberg spreche man über ein Ersatzgrundstück in Nähe zum jetzigen Standort. Für welche Variante man sich letztlich entscheidet, bestimme der Kreistag, so Jochner-Weiß. Um die für das Gymnasium benötigten Räume zu schaffen, soll ein Interimsbau hinter dem Musikpavillon aufgestellt werden. "Ein Zugang zum Haupthaus müsste integriert werden", sagt Jochner-Weiß. Sie hoffe, eine dauerhafte Lösung für Penzberg zu finden, sagt aber zugleich, dass der bestehende Schulkomplex saniert werden müsse. "Alles andere wäre Augenwischerei."

Schulleitern liegt Machbarkeitsstudie vor

Vor zwei Wochen, erzählt Langensteiner, seien ihm und seinem Kollegen Severin Hammel, Leiter der Heinrich-Campendonk-Realschule, eine Machbarkeitsstudie vorgestellt worden. Was auf dem Papier gut aussehe, müsse erst noch in die Tat umgesetzt werden, so der Direktor. Denn bis 2027 ist lediglich vorgesehen, Mittel für die Planung in den Kreishaushalt einzustellen. Geld für den geplanten Neubau der Realschule gibt es erst von 2028 an. Alles soll laut Studie erst im Jahr 2037 fertig sein. "Das klappt aber auch nur, wenn 2028 die Bagger anrollen", sagt Langensteiner.

Daran mag der Schulleiter nicht recht glauben angesichts der desolaten Finanzlage des Landkreises Weilheim-Schongau. Wegen der drohenden Insolvenz der Krankenhaus GmbH ist der Etat 2024 auf Kante genäht. Der Schuldenstand erhöht sich zum Ende des Jahres auf mehr als 100 Millionen Euro. Ein Blick in andere Landkreise zeigt, dass Schulneubauten in dieser Größenordnung locker 70 Millionen kosten können.

Thilo Klütsch, Chef des Penzberger Tennis-Vereins, wartet ab, was die Verhandlungen zwischen Stadt und Landkreis bringen. (Foto: Alexandra Vecchiato/oh)

Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) sagt, dass man mit dem Landkreis über mehrere Standorte gesprochen habe. Entschieden sei noch nichts - auch nicht, ob die Stadt dem Landkreis eine Fläche verkauft oder ein Erbpacht-Vertrag geschlossen wird. Wie es scheint, ist das städtische Areal am Weidenweg in die engere Auswahl gerückt. Der Tennisverein bespielt dort neun Plätze, die wegfallen würden. Vorsitzender Thilo Klütsch bestätigt, dass ihm die "Überlegungen" mitgeteilt worden seien.

Das Gymnasium und die Realschule in Penzberg besuchen nicht nur ortsansässige Kinder und Jugendliche. Im Schuljahr 2021/22 besuchten 152 Gastschüler, überwiegend aus dem Loisachtal, das Penzberger Gymnasium, an der Realschule waren es 110 aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Ob sich Weilheim-Schongau an den Nachbarlandkreis wegen einer Mitfinanzierung wendet, ist offen. "Es liegt uns keine offizielle Anfrage des Landkreises Weilheim-Schongau zu einer Beteiligung an einem Neubau einer Realschule in Penzberg vor", heißt es aus dem Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen. Bei der Finanzierung seien die Gastschulbeiträge, ein Pauschalbetrag je Schüler, ausschlaggebend. Durch sie erfolge ein Ausgleich zwischen den Landkreisen. Die Gastschulverhältnisse, also Ein- und Auspendler an Schulen, hielten sich insgesamt gesehen in der Region die Waage, so die Mitteilung weiter - mit Ausnahme der Stadt München, die wesentlich mehr Einpendler habe. Die Ausnahme sei das Gymnasium Icking, dort liegt die Gastschulquote bei mehr als 50 Prozent. Der Landkreis Starnberg und die Gemeinde Schäftlarn hätten sich vor Jahren im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen finanziell beteiligt.

Die Quote der Schüler, die nach Penzberg auf die Realschule und auf das Gymnasium gingen, sei allerdings wesentlich niedriger. Sie liege in dem Bereich, wo von sich ausgleichenden Schülerströmen zwischen den Landkreisen gesprochen werden könne.

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