Neuauflage 2022/2023:"Hannis Eismärchen" bleibt im Zentrum

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2018 feierte Hannis Eismärchen sein Fünfjähriges. 12 800 Besucher kamen damals innerhalb von fünf Wochen Veranstaltungsdauer auf den Penzberger Stadtplatz. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Penzberger Stadtrat lässt das Winterspektakel weiterhin auf dem Stadtplatz steigen. Um Energie zu sparen, wird heuer aber eine Kunststoffbahn angemietet.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Viele wird diese Nachricht freuen: Im Winter 2022/2023 soll "Hannis Eismärchen" wieder auf dem Penzberger Stadtplatz stattfinden. Die vergangenen beiden Saisons musste die beliebte Veranstaltung coronabedingt ausfallen. Eine grundlegende Neuerung wird es allerdings geben: Wegen des hohen Energieverbrauchs, den das Bereiten der Echteisfläche mit sich bringt, hat sich eine knappe Mehrheit im Stadtrat dafür ausgesprochen, es dieses Mal mit einer Kunsteisfläche auszuprobieren. Das wird nicht billig, denn statt mit etwa 50 000 Euro wie bisher muss die Stadt für die künstliche Eisbahn doppelt so viel ausgeben.

Was im Jahr 2014 mit einer kleinen Eisfläche und wenigen Ständen anfing, hat sich über die Jahre gemausert. 600 Quadratmeter misst die größte Eisfläche südlich von München, mit der Penzberg Besucher auf den Stadtplatz lockt. Das spiegelt sich in den Zahlen wider: Waren es in der ersten Saison noch 11 290 Besucher, kamen 2019/2020 zuletzt 17 366. Hannis Eismärchen hat sich als festes Event in den Wintermonaten etabliert. Es ist nicht nur ein beliebter Treff, sondern trägt zudem zur Wirtschaftsförderung bei. Die Geschäfte in der Innenstadt profitieren von den Besuchern.

Schon 2019/2020 gab es Maßnahmen, die den Energieverbrauch drosseln sollten. So wurde etwa der Bodenaufbau der Eisfläche mit einer Thermounterlage isoliert. Für das kommende Event soll Strom aus zu 100 Prozent regenerativen Energiequellen bezogen werden, um die Energiebilanz aufzupolieren. Die Abteilung Umwelt- und Klimaschutz im Rathaus hatte nämlich berechnet, dass der Stromverbrauch für das letzte Eismärchen 30 700 Kilowattstunden betrug. Das entspricht einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von siebeneinhalb Familienhaushalten. 17,2 Tonnen Kohlendioxid wurden erzeugt. Auch wenn mit Ökostrom der Kohlendioxid-Ausstoß auf 1,85 Tonnen gesenkt werden könnte, bleibt der hohe Stromverbrauch.

Energie ist ein kostbares, somit teures Gut - verstärkt wird dies noch durch die Ukraine-Krise. Daher fragte die Verwaltung bei mehreren Anbietern von Kunststoffeisbahnen nach. Das Ergebnis: Die Stadt müsse mit 100 000 Euro rechnen, sagte Abteilungsleiter Tom Sendl. Er gab zu bedenken, dass in anderen Kommunen negative Erfahrungen mit solch künstlichen Anlagen gemacht wurden, weil das Herumkufen auf dem Eis mehr Kraft erfordere. Sendl rechnet deshalb gar mit 50 Prozent weniger Besuchern. Auch würde das Kunststoffeis in Fachkreisen kritisch gesehen: Der Abrieb von Mikroplastikpartikeln werde als gesundheitsschädlich eingestuft.

Die Fraktionen waren sich uneins. Die SPD sprach sich mehrheitlich für eine Echteisfläche aus, die CSU ebenso. Penzberg Miteinander, die Freie Lokalpolitik Penzberg, die Grünen und die Bürger für Penzberg plädierten aber für eine Kunsteisfläche. Allein Regina Bartusch (SPD) und John-Christian Eilert (Grüne) lehnten eine Durchführung grundsätzlich ab - wegen der Haushaltslage und den Unwägbarkeiten durch Corona und Ukranine-Krieg. Einig war sich die Mehrheit, dass Hannis Eismärchen auf dem Stadtplatz verbleiben soll.

Das ist nicht unproblematisch. Nach Beschwerden von Anwohnern wegen der Lärmbelästigung wurde ein Lärmschutzgutachten während Hannis Eismärchen im Winter 2019/2020 erstellt. Das Ergebnis: Entweder verursachen Veranstaltungen auf dem Stadtplatz künftig weniger als 60 Dezibel oder die Stadt muss sich einen anderen Veranstaltungsort suchen. Vor allem Live-Musik stellt laut dem TÜV-Gutachter eine große Lärmbelästigung dar. Um den Beschwerden Rechnung zu tragen, wurde die Musikanlage 2019 entsprechend eingestellt. Dennoch zeigte das Gutachten erhebliche Ausreißer an manchen Tagen. Der Knackpunkt ist, dass die erhöhten Werte im achten Stock eines nach hinten versetzten Gebäudes gegenüber dem Stadtplatz gemessen wurden. Bei der direkt benachbarten Wohnbebauung an der Karlstraße müsse man mit drei bis sechs Dezibel mehr rechnen, sagte der Fachmann bei der Präsentation des Gutachtens im Oktober 2020. Würde dort ein Mieter klagen, hätte die Stadt das Nachsehen. Wie Sendl ausführte, könne das Eismärchen daher nur unter sehr strengen Auflagen, ohne Musik und Showeinlagen, durchgeführt werden - was sich auf das Sponsoring niederschlagen werde. Dennoch sprach sich der Stadtrat dagegen aus, die Schlittschuhfläche auf die Berghalde zu verlegen.

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Kommentar
:Kurzes Gedächtnis

Der Penzberger Stadtrat lässt das Wintersportvergnügen in der Mitte der Stadt. Das Lärmschutzgutachten hat er wohl vergessen.

Von Alexandra Vecchiato

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