Penzberg:Gisela Geiger muss Campendonk-Museum verlassen

Lesezeit: 2 min

Die langjährige Leiterin wollte ein Jahr verlängern, bis ihre Nachfolgerin übernehmen kann. Der Stadtrat sperrt sich.

Von Klaus Schieder, Penzberg

Das Stadtmuseum Penzberg mit der weltweit größten Sammlung von Werken des Expressionisten Heinrich Campendonk hat einen Ruf weit über die Region hinaus. Dies ist im Wesentlichen das Verdienst von Gisela Geiger. Die Leiterin des Museum Penzberg - Sammlung Campendonk geht zum Jahresende in den Ruhestand. Genauer gesagt: Sie muss gehen. Ihre Stellvertreterin und designierte Nachfolgerin Diana Oesterle kann wegen ihrer Forschungsarbeit zur Hinterglasmalerei der Moderne und ihrer Dissertation zwar erst 2019 übernehmen, doch eine Übergangslösung mit einem weiteren Engagement Geigers wurde vom Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung strikt abgelehnt. Die Nachfolge ist laut Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteilos/SPD) bereits geregelt.

Dem Vernehmen nach soll für das Nein der Räte nicht die Qualifikation, sondern die spröde Art der Museumsleiterin eine Rolle gespielt haben. Dem widerspricht Zehetner. Geiger habe vielmehr bereits im Juli 2016 die Altersgrenze für den Ruhestand erreicht, sagt sie. Nach einer Verlängerung der Dienstzeit um anderthalb Jahre habe der Stadtrat nun nicht nochmals einer Weiterbeschäftigung zustimmen mögen. "Um für die Zukunft nicht ein Exempel zu statuieren", so Zehetner.

Für ihr Forschungsprojekt und die damit verbundene Doktorarbeit braucht die vom Stadtrat designierte Nachfolgerin Oesterle noch gut ein Jahr. Sie schlug deshalb vor, 2018 weiterhin 15 Stunden pro Woche fürs Museum zu arbeiten und die bisherige Leiterin Geiger mit einer 20-Stunden-Stelle auszustatten. Damit wäre Kontinuität in der Führung gewährleistet, bis sie selbst 2019 das Ruder ganz übernehmen könne. "Ich denke, ich habe das Museum sehr lange aufgebaut, man wäre nicht schlecht mit mir gefahren", wundert sich Gisela Geiger über die Ablehnung des Stadtrats. "Ich hätte das gerne gemacht." Schon seit zwei Jahren sei bekannt gewesen, dass Oesterle an dem Forschungsprojekt arbeite, das von der Stadt genehmigt worden sei, sagt die Leiterin. Wenn das Museum nun ohne Übergangsphase einem Interimschef übergeben wird, so befürchtet sie, dass dies "für ein so komplexes Gebilde nicht ohne Schwierigkeiten geht". Sie selbst möchte nicht erleben, dass das Museum "irgendwie beschädigt" wird. Zum Beispiel dadurch, dass Sammler nun Einspruch erheben. Vor allem für ihre Meriten um das Museum wurde Geiger vor drei Jahren mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Ob sie Opfer persönlicher Animositäten wurde? "Dazu will ich nichts sagen", hält sich die Museumschefin bedeckt.

Tag und Nacht habe Geiger fürs Museum gearbeitet, lobt Zehetner. Aber dabei handle es sich um eine städtische Einrichtung, in der gesetzliche Regelungen wie die Altersgrenze gelten. Eine Interimslösung scheint schon gefunden zu sein. Vorgestellt wird die Leitung für 2018 am nächsten Mittwoch. Kunsthistoriker gebe es viele, sagt die Bürgermeisterin: "Wir wollten nicht irgendjemanden, sondern einen, der sich mit dem Museum und mit dem Expressionismus auskennt." Leihgeber und Sponsoren müssten um ihre Schätze nicht fürchten, meint Zehetner. "Es ist nichts passiert, alles läuft geordnet."

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: