Ortsgestaltung:Ärger um "Alcatraz"

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Schäftlarns Gemeinderat ärgert sich: Die Mauerelemente waren so nicht vorgesehen. Doch das war der Starkregen ebenfalls nicht, sagt der Bauträger (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein Neubau mit Mauer sorgt im Schäftlarner Gemeinderat für großen Unmut

Von Marie Heßlinger, Schäftlarn

"Es sieht halt aus wie Alcatraz", sagt Schäftlarns Bürgermeister Christian Fürst (CSU) über die Zeller Straße 52. Dass er den Neubau im Ortsteil Zell mit einem US-Inselgefängnis vergleicht, liegt an Mauerelementen, die nicht im Bauplan vorgesehen waren. Der Bauträger hat dafür einen nachträglichen Antrag im Landratsamt gestellt, Schäftlarns Gemeinderat indes hofft, dass dieser nicht genehmigt wird. Für die Zukunft soll für die Wohngegend ein Bebauungsplan her.

Es ist ein großes Haus mit vier Wohneinheiten, um das es geht. "Die moderne Architektur gepaart mit klassischen Stilelementen ist zeitlos und verleiht den Häusern eine ganz besondere Eleganz", schreibt der Grünwalder Bauträger Südwest-Wohnbau auf seiner Internetseite. "Der Garten ist richtig geschmacklos mit billigstem Beton ausgeführt worden", sagt derweil Schäftlarns Bürgermeister Fürst, er spricht von "null Sensibilität für gewachsene Ortsstrukturen". So etwas lasse sich die Gemeinde in Zukunft nicht mehr bieten.

Grund für den Ärger: Der Bauträger hat, anders als im Bauplan vorgesehen, entlang der Straße terrassenförmig Mauern eingebaut. Diese sollen die steile Böschung entlang des Grundstücks halten. Laut Gemeinderat hätten jedoch Bäume statt Mauern das Gelände stützen sollen.

Bauträger Stefan Andersen begründet sein Vorgehen: Zunächst sei das Haus entsprechend der Ortsgestaltungssatzung geplant worden. Dann jedoch kamen die starken Regenfälle im Sommer, die sintflutartig die Böschung herab und auf die Straße zugeströmt seien. Die Mauerelemente mussten aus seiner Sicht her, "weil das Wasser nie hält, egal, was ich da pflanze".

Dem Vorwurf, dass der Bau von außen lieblos aussehe, stimmt Andersen zu: "Weil wir noch nicht fertig sind." Erst im November werde üblicherweise gepflanzt. Und das sei nun mit Mauerelementen noch viel besser möglich als ohne: "Der Vorteil der Terrassierung ist, dass man das viel schöner begrünen kann." Mehr als 130 Pflanzen sollen auf dem ganzen Grundstück gepflanzt werden, hinzu kämen sicherlich eigene Gartenaktionen der neuen Bewohner. "Wir geben uns da wirklich Mühe", sagt Andersen. "Das ist für uns ja ein Aushängeschild." Auch den Begriff Betonmauer hält er für unpassend, genau genommen handele es sich um L-Steinwände. Und diese würden nach der Begrünung vermutlich nicht mehr sichtbar sein.

Der Gemeinderat jedoch hat am Mittwoch beschlossen, einen Bebauungsplan für die Siedlung südlich der Zeller Straße aufzustellen. Damit könnte er künftig mehr Einfluss darauf nehmen, ob beispielsweise Baumbestände an Böschungen bleiben sollen. Im Fall der Zeller Straße 52 wird das Münchner Landratsamt entscheiden, ob die L-Steinwände bleiben dürfen oder wieder weg müssen.

© SZ vom 29.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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