Open-Air-Konzert:Musikalische Umarmungen

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Gregor Meyle trat in Benediktbeuern mit einer neunköpfigen Band auf, die eine eindrucksvolle Soundkulisse für die eingängigen Songs schuf. (Foto: Manfred Neubauer)

Gregor Meyle lässt seine rund 1000 Fans im Kloster Benediktbeuern nicht alleine im Regen stehen. Bei seinen Wohlfühl-Liedern rücken sie zusammen, Künstler wie Publikum, Regencape an Regencape.

Von Petra Schneider, Benediktbeuern

Natürlich gibt es wieder einen heftigen Gewitterschauer am Freitagabend. Die Leute drängen sich in den Durchgängen zum Maierhof, um nicht schon klatschnass zu werden, ehe Gregor Meyle den ersten Ton gesungen hat. Die Veranstalter sind gewappnet, am Eingang gibt es durchsichtige Regenhäute für alle - gut 1000 in Plastik eingehüllte Fans aller Altersgruppen, auch ein paar Kinder flitzen durch den Maierhof. Platz genug ist, denn der Innenhof fasst bis zu 4500 Leute. Dafür ist es auf der Bühne eng: Meyle hat eine neunköpfige Band und diverse Instrumente mitgebracht: Posaune, Trompete, Saxofon, Bass, Gitarre, Klavier, Geigen, Schlagzeug, Akkordeon, Flöte. Eine klasse Band, die die eingängigen Songs - Balladen, Rock-Pop, Folk mit irischen Anleihen und Reggae - in eine eindrucksvolle Soundkulisse mit wechselnder Instrumentierung bettet. In einigen Stücken gibt es Soli, bei denen die Musiker zeigen, was sie drauf haben. Fast alles sind Eigenkompositionen von Meyle; deutsche Songs mit einer Prise Soul und einem Hauch Jazz. "Zwei Drittel der Musiker habe ich mir bei 'Sing meinen Song' unter den Nagel gerissen", erzählt der 38-jährige Frontman; dazu gehört auch Laura Bellon, einzige Frau der Band, die singt und Geige spielt und von den Fans heftig beklatscht wird. Zu dem vom Sender Vox im Jahr 2014 ausgestrahlten "Tauschkonzert" wurde Meyle von Xavier Naidoo eingeladen - gemeinsam mit etablierten Stars wie Roger Cicero, Sarah Connor, Andreas Gabalier oder Sasha. Für Meyle, der bereits vier Studioalben veröffentlicht hatte, kam mit der Show der Durchbruch: Ausverkaufte Konzerte, goldene Schallplatten, Echo, Deutscher Fernsehpreis und eine eigene, allerdings wenig erfolgreiche Sendereihe "Meylensteine". Beim Konzert am Freitag spielt er Stücke seines aktuellen fünften Albums "Die Leichtigkeit des Seins", Hits wie "Hier spricht dein Herz" und seine, bei der Show von Sarah Connor interpretierte Ballade, "Keine ist wie du". Und natürlich das mitreißende "Niemand", mit dem "vor zehn Jahren alles angefangen hat", wie Meyle erzählt. "Egal was wettertechnisch passiert, wir ziehen das heute durch" ruft er. Für die Fans ist das sowieso klar - vom Regen lassen sie sich die Laune jedenfalls nicht verderben. Arme werden geschwenkt, es wird mitgeklatscht, gesungen und bei den melancholischen Balladen die Handylichter gezückt.

Meyle ist ein sympathischer Entertainer, Typ "netter-Mann-von-nebenan", der sein Publikum mit "meine Damen und Herren" anspricht. Schon im vorigen Jahr hat er hier gespielt und findet es schön in "Benediktbeuren". "Ich bin zufrieden mit mir selbst, ich bin gern auf dieser Welt" singt er im Song "Das Beste kommt noch" - und das trifft seine Lebenseinstellung vermutlich ziemlich genau. Oft geht es um Dankbarkeit und Bescheidenheit, um die Leichtigkeit und das Lächeln, das man sich bewahren müsse. Seine Musik soll auch eine Botschaft sein für ein friedliches Zusammenleben. "Es geht nicht um Politik, es geht um Menschlichkeit", sagt er. Vor zwei Jahren war Meyle mit einem Kollegen unterwegs und hat Straßenmusik in Flüchtlingsheimen gemacht. "Um den Menschen wenigstens ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern." Er erzählt von Begegnungen in einer Unterkunft in Mazedonien, 700 Flüchtlinge täglich, 700 Schicksale. Meyle hat ihnen den Song "Mann im Mond" geschrieben: "Ich wünsch` mir was von dir, pass` auf all die Menschen auf, denen´s schlechter geht als mir". Bei der dritten Zugabe wird es im Maierhof kuschlig: Die Musiker kommen von der Bühne mitten ins Publikum, die Instrumente werden ausgestöpselt. Sehr leise spielen sie die Ballade "Dann bin ich zu Haus" - und alle rücken eng zusammen, Regencape an Regencape.

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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