Im Dorf zwischen zwei Städten:Stets zu Diensten

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"Man startet einfach": Geschäftsführer Johannes Bahnmüller hat das ehemalige Hotel und Gasthaus "Neuwirt" in Gelting übernommen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Unter dem Namen "Servus Gelting" hat sich in dem Geretsrieder Ortsteil der frühere Neuwirt als Hotel und jetzt auch als Café etabliert.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Gäste aus Norddeutschland schätzen den Namen des Hotels, weil sie sich gleich in Bayern willkommen fühlen. Viele von ihnen kämen mit einem freundlichen "Servus!" an die Rezeption, erzählen die Betreiber des Hauses an der Wolfratshauser Straße 24 in Gelting. "Servus Gelting" ist der Nachfolgebetrieb des einstigen Hotels und Gasthofs Neuwirt. Ein überwiegend junges Team, angeführt von Geschäftsführer Johannes Bahnmüller, 24, hat Mitte vergangenen Jahres übernommen, nachdem die Vorgänger in den Ruhestand gingen. Seit wenigen Wochen hat außerdem das "Café Servus" geöffnet, das zusätzlich zum Übernachtungsbetrieb einen Treffpunkt auch für Einheimische bietet.

Johannes Bahnmüller ist studierter Betriebswirtschaftler. In der Hotellerie und Gastronomie hatte er vor der Hotelübernahme so wenig Erfahrung wie sein inzwischen 15-köpfiges Team. Der junge Mann klingt extrem entspannt, als er die Frage beantwortet, wie man da ein Hotel betreiben kann. "Man startet einfach", sagt er, lacht und ergänzt, es gehöre "eine gewisse Offenheit" dazu und die Bereitschaft, sich Hilfe zu holen.

Das 15-köpfige Team hat sich intensiv vorbereitet

Tatsächlich hat sich das Team intensiv vorbereitet. Viele Gespräche seien über die eigenen Lebensträume und den "Zweck der Existenz" geführt worden, erzählt der Geschäftsführer. Und als solcher habe sich herauskristallisiert, einen Ort der Begegnung zu schaffen, für Jung und Alt, für Leute von außerhalb und für Ortsansässige. "Wenn wir es schaffen, dass die Leute auch nur zu einem Prozent glücklicher rausgehen und das in die weite Welt tragen", dann wäre das Ziel erreicht. Im Café schlagen sich diese Vorstellungen in verschiedenen Tafeln an den Wänden nieder. "Have a good day" steht da oder "Dahoam is koa Ort, sondern a Gfui". Neben der Rezeption lehnt eine Tafel an der Wand: "Schee, dass'd do bisd!"

Das neue Hotel in Gelting hat insgesamt 29 Zimmer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die nüchternen Zahlen hinter diesen Wohlfühl-Ideen: Das Hotel hat 29 Zimmer, sieben davon Einzelzimmer, das von Theresa Ailer und Sandra Heiduk geleitete Café hat 80 Sitzplätze, dazu kommt der Biergarten, den die neuen Betreiber dieses Jahr erstmals öffnen. Vater Florian Bahnmüller hat das ganze Anwesen gekauft, der Sohn muss die Miete erwirtschaften, woran auch Mutter Marion Bahnmüller mitwirkt. Das Hotel sei extrem gut gepflegt gewesen gewesen, sagt der neue Geschäftsführer. Dort sei lediglich die Dekoration ein wenig modernisiert worden. Der neue Stil zeigt sich schon im Treppenhaus, das mit Fotos von Kühen und Bergen gestaltet ist.

Der ehemalige "Neuwirt" sei extrem gut gepflegt gewesen, sagt der neue Geschäftsführer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Bayerisch, aber modern präsentiert sich auch der Empfangsbereich, mit schlichten Bauernschränken, dazwischen ein helles Sofa, und der Tresen der Rezeption ist mit einem großen Schriftzug "Servus Gelting" versehen. Im Café wurde eine Trennwand herausgenommen, so dass es offener und heller wirkt. Die alten Tische haben Bahnmüller und Co. eigenhändig aufbereitet. Und stolz kann der Geschäftsführer sagen, alles hier sei ohne einen einzigen Handwerker nur von Familie und Freunden in Eigenleistung geschaffen worden.

Das Hotel sei vor der Übernahme noch auf Sparflamme betrieben und dann übergangslos "hochgefahren" worden. Die Gäste seien größtenteils Geschäftsleute, aber auch Handwerker und im Sommer Touristen, darunter nicht wenige Jakobsweg-Pilger. Die Auslastung sei gut. "Die Leuten lieben es, dass es hier so ruhig ist." Schließlich sei Gelting ein Dorf "zwischen zwei sehr bekannten Städten". Wer auf der Straßenseite aus dem Fenster schaut, blickt zum Beispiel auf einen Hof, in dem eine ganze Schar von Katzen umherstreicht.

Das vor zwei Monaten neu eröffnete Café wirkt offen und hell, eine Trennwand wurde dort herausgenommen. (Foto: Hartmut Pöstges/Hartmut Pöstges)

Das vor rund zwei Monaten eröffnete Café werde sehr gut angenommen, berichtet Bahnmüller. Hinter der großzügigen Bar steht eine Kaffeemaschine, an welcher der Chef gern verschiedene Kaffeesorten ausprobiert. Auf Facebook serviert er dazu auch Erkenntnisse und Entdeckungen wie diese: "Besonders ausgefallen bei seiner Kaffeebestellung war Ludwig van Beethoven. Der legendäre Komponist trank das Heißgetränk jeden Morgen. Dabei war ganz wichtig: in einer Tasse musste das Extrakt aus genau 60 Kaffeebohnen enthalten sein."

Im "Servus Gelting" gibt es auch diverse Drinks und Kleinigkeiten zu essen. (Foto: Hartmut Pöstges)

In einer großen Vitrine werden selbstgebackene Kuchen präsentiert. Und es gibt Kleinigkeiten zu essen, darunter Aufstriche wie Dattelcurry oder Bärlauchbutter. Eine Tafel mit "Tages-Special" offeriert "Drinks mit knalligem Aussehen", "Matcha-Latte" und "Goldene Milch".

"Servus" - das ist eine Grußformel, die ein familiäres Verhältnis voraussetzt und ein Du, wie es Johannes Bahnmüller am liebsten mit jedermann teilen würde. Andererseits ist "Servus" aber auch eine lateinische Kurzform für "zu Diensten". So gesehen ein passender Name für Bewirtung und Beherbergung.

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