Neue Kellerbar:Auferstehung einer Kneipe

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Der Shelter Music Pub bereichert das Kulturleben in Bad Tölz mit Konzerten wie dem der Folkband "Mountain Lake Vista".

Von Julian Erbersdobler, Bad Tölz

Folk ist immer auch Aufbruch, irgendwas zwischen Abschied und Abenteuer. Das Schöne ist: Das Bild lässt sich am Freitagabend nicht nur auf die Band Mountain Lake Vista übertragen, sondern genauso auf die Location selbst, den Shelter Music Pub an der Tölzer Mühlfeldkirche. Erst seit Ende Februar ist die Kellerbar geöffnet. Das Konzept: gedämpftes Licht, guter Whiskey, kein Mainstream.

Gegen 22 Uhr füllt sich der Pub langsam. Die jüngeren Gäste stehen erst noch am Tresen und ordern kühles Bier und heiße Pizzen. Gegenüber werden sie von einer goldfarbenen Winkekatze, die im Alkoholregal steht, begrüßt. Das etwas ältere Publikum wartet schon im Nebenraum, bis es losgeht. Im ersten Set stehen die ruhigeren Nummern der Band im Fokus. Vor dem Song "Remote Meadows" erzählt Vinzenz Semmler, was ihm beim Schreiben des Songs durch den Kopf ging. "Wenn man in einer einsamen Hütte sitzt und das Leben genießt, ohne einen Euro in der Tasche."

Viele Melodien gehen leicht ins Ohr. Vinzenz Semmler, Tobias Gmach und Sebastian Schaal spielen Gitarre, aber auch mal Banjo, Mandoline oder Ukulele. Begleitet werden sie von Giustina Gabelli am Akkordion und Vroni Muth an der Geige. Bei manchen Songs singen alle fünf mit. Meistens übernehmen das aber Gmach und Semmler, dessen markante Stimme heraussticht.

Mountain Lake Vista gibt es seit 2014, damals allerdings noch in anderer Besetzung. Die erste CD präsentierte die Folk-Band aus Bad Tölz und Holzkirchen zwei Jahre danach. Gmach kommt vom Rock, Semmler und Schaal haben in Metal- und Punkbands gespielt. Viele Lieder, die sie im Pub präsentieren, klingen von der Anmutung her wie Songs von Mumford & Sons oder Mighty Oaks. Musik, die melancholisch daherkommt und gerade dann funktioniert, wenn jemand in der Nähe ein Lagerfeuer ansteckt. Es ist kein Zufall, dass Mountain Lake Vista schon einige Auftritte unter freiem Himmel hatte. In einem Hinterhof im Münchner Glockenbachviertel, auf einem Acker im Dachauer Hinterland oder mitten im Wald, umgeben von Bäumen.

Dass sie auch unter der Erde, in einem Keller-Pub, gefeiert werden, liegt mit am zweiten Set mit den fetzigeren Nummern. Dem Cover des Songs "Wagon Wheel" von Old Crow Medicine Show zum Beispiel, aber auch an den eigenen Stücken. Je später es wird, desto mehr Publikum drängt sich Richtung Bühne.

Wer nach elf kommt, muss keinen Eintritt mehr zahlen. "Der Laden war früher mal total abgeranzt", sagt einer zu seiner Begleitung. Es ist auch der Abend der Auferstehung einer Kneipe. Wie wichtig solche Spielstätten für alternative Bands sind, wird deutlich. "Der Pub ist der Wahnsinn", sagt Bandmitglied Tobias Gmach zwischen zwei Liedern auf der Bühne. "Applaus für den geilen Laden!"

Auf der Facebookseite des Pubs ist man sich einig: "Ihr habt nicht zu viel versprochen!!! Das Shelter ist genau was der Name bedeutet . . . Unterschlupf! Und zwar für all diejenigen, die was Besonderes suchen. Das hat in Tölz definitiv gefehlt", so ein User. 47 Nutzer haben die Kneipe bewertet, alle mit fünf Sternen, dem Maximum. "Großartiges Pub, tolles stilvolles Ambiente, genialer Abstieg ins Gewölbe, in eine andere Welt."

© SZ vom 28.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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