Naturschutz:Rückkehr der Bekassine

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Das Wasser bleibt wieder im Moor, die bunten Torfmoose kehren zurück. Bei einer Führung erklärte Gebietsbetreuerin Birgit Weis die Renaturierung des Weidfilzes. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der seltene Vogel geht im Moor bei Königsdorf auf Insektenjagd.

Von Peter Buchholtz, Königsdorf

Mit ihrem langen Schnabel sucht die Bekassine im schlammigen Untergrund nach kleinen Insekten, ihrer Nahrung. Den Oberschnabel kann sie sogar abknicken. Im Weidfilz, wo weite Flächen renaturiert wurden, wird der Schnepfenvogel wieder öfter gesehen. Dabei ist die Bekassine sonst vom Aussterben bedroht. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hofft, dass sie in dem Moorgebiet zwischen Königsdorf und Beuerberg auch zu brüten beginnt. Bis vor eineinhalb Jahren wirkte im Weidfilz die alte Entwässerung aus den zwanziger Jahren, die dem Moor stark zusetzte. Zum großflächigen Torfabbau, der allerdings nie betrieben wurde, war das Moor systematisch mit einem Gräbensystem entwässert worden.

Bei einer Begehung hatte ein Dutzend Interessierte kürzlich die Möglichkeit, die Renaturierung aus nächster Nähe zu betrachten. Birgit Weis, Gebietsbetreuerin für Moore und Isar beim LBV, führte sie durchs Moor. Insgesamt 676 Dämme wurden im Herbst 2015 auf einer Fläche von 62 Hektar gebaut. Überwiegend Torfpfropfen, wie Birgit Weis sie bezeichnet. "Das sind kleine Torfdämme, die in die kleinen Gräben eingebaut wurden", erklärt sie. Die Gräben waren vor der Renaturierung kaum noch sichtbar, weil sie oberflächlich längst verwachsen waren. Unterirdisch zogen sie jedoch weiter große Mengen Moorwasser ab. Nun kann wieder ein natürliches Moorwachstum eintreten, das Regenwasser bleibt im Moor.

Walter Wintersberger, Kreisvorsitzender des LBV, zeigt sich begeistert: "Vor einem Jahr war ich das letzte Mal hier. Man sieht, dass die Vernässung funktioniert." Die Trockenheit liebende Besenheide geht an manchen Stellen bereits zurück. Das im Hochmoor typische Wollgras, das gerade seinen weißen Wollschopf entwickelt, wird sich laut LBV in den nächsten Jahren ebenso weiter ausbreiten wie die Torfmoose. Zusammen bilden sie den Torf, weitgehend unzersetztes Material, das große Mengen Kohlenstoff speichern kann und durch die Entwässerung stark in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Große Bedeutung haben die Moore daher nicht nur für die biologische Vielfalt, sondern auch als Klimaschützer. "Die bayerischen Moore speichern sechs mal so viel Kohlenstoff wie die Wälder in Bayern", erläutert Elisabeth Pleyl, Gebietsbetreuerin beim Zentrum für Umwelt und Kultur. Zudem wirke ein naturnahes Moor als vorbeugender Schutz gegen Hochwasser. "Wie ein Schwamm kann das Moor große Wassermengen aufnehmen und gibt es nur langsam an die umliegenden Vorfluter und Bäche ab", ergänzt sie.

Typische Moorbewohner können sich im Weidfilz nun wieder ausbreiten. Der Bruchwasserläufer etwa, wie die Bekassine ein Schnepfenvogel. Aber auch die Kreuzotter oder der seltener Hochmoorgelbling, ein Schmetterling aus der Familie der Weißlinge, fühlen sich wohl in der dauerfeuchten Umgebung. "Es wäre schön, wenn sie sich hier wieder ansiedeln würden", sagt Wintersberger.

Die nächste Führung ins Königsdorfer Weidfilz findet am Sonntag, 25. Juni, statt.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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