Nachmittagsbetreuung:Wolfratshausen bekommt neue Hortgruppe

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Im Rückgebäude der Landwirtschaftsschule entstehen Räume für bis zu 30 Kinder. "Unisono" muss weichen.

Von Leonard Scharfenberg, Wolfratshausen

Das Wohnen in und um Wolfratshausen ist teuer. Oft müssen in Familien beide Elternteile Vollzeit arbeiten, um die Mietpreise und Lebenshaltungskosten bezahlen zu können. Die Nachfrage nach Hortplätzen für die Kinder steigt. Jedes Jahr aufs Neue sehe sich die Stadt Wolfratshausen vor die Herausforderung gestellt, neue Plätze in der Nachmittagsbetreuung zu schaffen, sagt Bürgermeister Klaus Heilinglechner. Für die mit Beginn des Schuljahres im September benötigten neuen Plätze ist nun aber eine Lösung gefunden: Der Kinderhort Wolfratshausen wird im Rückgebäude der ehemaligen Landwirtschaftsschule eine neue Gruppe eröffnen.

Zwischen 25 und 30 zukünftige Schüler der Grundschule am Hammerschmiedweg mussten fürchten, in Wolfratshausen keinen Hortplatz zu bekommen. Diese Situation habe die Eltern "verständlicherweise" nervös gemacht, berichtet Franz Gehring, Hauptamtsleiter im Rathaus. Für sie sei es wichtig zu wissen: "Wird das was?". Jetzt stehe endlich fest: "Ja, wir schaffen es, die Bedarfssituation zu decken."

Die neue Hortgruppe bezieht die Räumlichkeiten, in denen derzeit noch die Betreuungsgruppe Unisono der "Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe" mit sechs unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen residiert. Die müssen die Räumlichkeiten im ersten Obergeschoss der ehemaligen Landwirtschaftsschule Mitte Mai übergeben. Die Flüchtlinge würden dann auf mehrere andere Unterkünfte verteilt, erklärt Inselhaus-Geschäftsführerin Angelika Schmidbauer. Man habe sich mit der Stadt geeinigt. Zwar laufe der Mietvertrag der Gruppe bis zum Jahr 2020, er werde aber nicht verlängert. Insofern sei es besser, jetzt zu gehen als "in zweieinhalb Jahren so herauszustolpern", erklärt Schmidbauer. Die drei Jugendlichen, die im Erdgeschoss des Gebäudes in Teilbetreuung leben, können aber aller Voraussicht nach bleiben.

Die Stadt habe sich entschlossen, den Mietvertrag der Betreuungsgruppe zu beenden, da sie sich eine "Raumressource in unmittelbarer Nähe des Hammerschmiedwegs" nicht entgehen lassen wolle, so Heilinglechner. Rund um die ehemalige Landwirtschaftsschule soll ein Zentrum für Kinderbetreuung entstehen. Neben dem Kinderhort, der jetzt schon von 34 Kindern besucht wird, und der neuen Hortgruppe, die etwa 25 bis 30 Kinder aufnehmen kann, wird im September kommenden Jahres die neue sechsgruppige Kindertagesstätte am Steghiaslweg ihre Tore öffnen. So könnten Kinder vom ersten bis zum zwölften Lebensjahr am selben Ort betreut werden, erklärt Gehring. Familien müssten immer mobiler und flexibler werden, was den Kindern oft schade. Die gemeinsame Lage der Einrichtungen und die so erreichte Kontinuität in der Betreuung gebe ihnen jedoch einen "sozialräumlichen Bezug".

Dafür sei es aber auch nötig, dass die Kinder den Weg zwischen Schule und Hort selbständig zu Fuß zurücklegen können, erklärt Anja Büchl, die Leiterin des Kinderhorts. Um die Einrichtung an der Bahnhofsstraße zu entlasten, sind in den vergangenen Jahren einige Kinder täglich vom sogenannten "Hortbus" in die Nachmittagsbetreuung nach Waldram gefahren worden. Das soll jetzt ein Ende haben, da auch dort der Andrang auf Hortplätze groß ist, wie Büchl erklärt. Die Schüler, die bis jetzt den Bus nutzen mussten, sollen von September an im Hort in der Innenstadt betreut werden. Auch für die Eltern stelle das eine Entlastung dar, sagt Büchl.

Bis die neue Gruppe der Einrichtung jedoch eröffnet werden kann, ist noch viel zu tun: Neues Personal müsse gefunden und die Räume umgebaut werden, damit sie dem Anspruch des integrativen Kinderhorts entsprechen, berichtet Büchl. Die Umsetzung mache ihr aber keine Sorgen. Man habe schon viel geschafft. Auch Fritz Meixner vom "Kinder- und Jugendförderverein" (KJFV) ist zufrieden. Die Zusammenarbeit mit Stadt und Jugendamt sei herausragend, sagt er. Heilinglechner pflichtet ihm bei: Die nun gefundene Lösung sei ein absoluter Glücksfall. "Wir haben uns da im Winter schon den Kopf zerbrochen." Schließlich habe sich die Stadt schon vor vielen Jahren das Ziel gesetzt, stets genügend Hortplätze anzubieten, erklärt Heilinglechner. "In Wolfratshausen musste noch nie ein Schulkind auf der Straße stehen."

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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