Vorzeigeprojekt Pallaufhof:24 Familien bauen sich ein Eigenheim

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Die 55 Erwachsenen und 17 Kinder feiern Richtfest in Münsing. Isabella Schuppke freut sich, noch in diesem Jahr mit ihrer Familie einziehen zu können.

Von Benjamin Engel, Münsing

Isabella Schuppke ist erleichtert. Nach fast drei Jahren sieht sich die 37-jährige Münsingerin auf der Zielgeraden: Im Juni 2013 hatte der Gemeinderat der Baugemeinschaft die Option für das Grundstück am Pallaufhof erteilt, vergangene Woche war Richtfest - und noch in diesem Jahr soll die junge Mutter von zwei kleinen Kindern, sechs und drei Jahre alt, mit ihrem Mann in eines der Reihenhäuschen einziehen können.

Die Familie wohnt schon seit sieben Jahren in Ammerland. Gerne wären sie auch in ein eigenes Haus gezogen, sagt Schuppke. Doch das hätten sie sich zu einigermaßen bezahlbaren Preisen unmöglich leisten können. Die Idee, mit 23 anderen Baufamilien ein solches Projekt anzugehen, fanden sie reizvoll. Hinzu kam die Nachhaltigkeit und Ökologie des Baus mit viel Holz einschließlich der Außenfassade.

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Ein Vorzeigeprojekt: 24 Baufamilien - 55 Erwachsene und 17 Kinder - beteiligen sich an dem Projekt. 18 Baufamilien und damit 74 Prozent von allen stammen aus Münsing. Die von der Kommune geforderte Quote von mindestens 60 Prozent Einheimischen ist damit übertroffen. Dazu zählen Familien, Zwei-Personen-Haushalte, Alleinerziehende und Singles verschiedener Altersstufen. Sie ziehen in die beiden lang gestreckten, zweigeschossigen Häuser in Holzständerbauweise mit Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen sowie Reihenhauseinheiten.

Architekt Manfred Brennecke aus Bad Birnbach und der Münsinger Theo Peter vom Bauzeit-Netzwerk haben das Projekt mit der Baugemeinschaft entwickelt. Die Zwei-Zimmer-Wohnungen sind 70 bis 98 Quadratmeter, die Drei-Zimmer-Wohnungen 76 bis 113 Quadratmeter und die Reihenhäuser im Schnitt 165 Quadratmeter groß. Laut Brennecke kosten die Immobilien im Mittel 3300 bis 3600 Euro pro Quadratmeter. Rund um die mächtige Baumallee zwischen beiden Häusern soll künftig ein grüner, offener dörflicher Anger zum Mittelpunkt der Anlage werden. Unter anderem sind noch ein Gemeinschaftsgarten und ein Gewächshaus geplant.

Isabella Schuppke freut sich darauf, mit ihrer Familie endlich einziehen zu können. Dann wohne sie mitten im Ort, sagt sie. Zum Bäcker, Metzger und Supermarkt könne sie zu Fuß gehen. Der Sportplatz und die Schule seien gleich nebenan. Für ihren Sohn - er wird im September eingeschult - sei das ideal. An der Baugemeinschaft schätzt sie, dass alle Zeit hatten, sich bei den vielen Treffen schon vor Baubeginn näher zu kennenzulernen. "Wo kann man sich sonst so intensiv kennenlernen?" Sie kann sich gut vorstellen, dass sich die Familien zum Beispiel mit wechselseitigen Babysitten unterstützen können. Allerdings räumt sie auch zu, dass die Diskussionen im gemeinsamen Bauprojekt nicht immer einfach waren. Die von den Architekten in den Obergeschossen der Häuser vor den Fenstern vorgegebenen Holzlamellen seien beispielsweise Streitthema gewesen. Sie sollen dem Sichtschutz dienen und trotzdem ungehinderten Ausblick nach außen ermöglichen.

So wie die junge Mutter mit ihrer Familie wollte auch die 26-jährige Monika Kühn keinesfalls aus Münsing wegziehen. Sie stammt aus dem Ort und zieht nun mit ihrem Freund in eine Drei-Zimmer-Wohnung, die ersten eigenen vier Wände. "Ein Haus hätten wir uns nicht leisten können", sagt sie. Wahnsinnig spannend empfindet sie, wie sich die Gemeinschaft in dem jahrelangen Prozess entwickelt hat. So habe sie die Baufamilien mit ihren verschiedenen Charakterzügen näher kennengelernt. Bedenken, dass Reibereien zwischen Familien, älteren Bewohnern oder Singles entstehen könnten, hat Kühn nicht. Einige der Bewohner kannte sie vom Sehen auch bereits vor dem Beginn des Projekts. Nur auf ein Auto verzichten, wie es im Mobilitätskonzept der Baugemeinschaft unter anderem diskutiert wird, kann sie sich im Moment nicht vorstellen. "Wir arbeiten beide Vollzeit und brauchen beide ein eigenes Auto. Ich arbeite in München", sagt die Optikermeisterin.

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Auch für ältere Münsinger ist der Bau ideal. Manche leben seit 25 Jahren im Ort und haben sich oft vergeblich um Einheimischenprojekte der Kommune beworben. Diesmal kommen sie zum Zug. Zur Fertigstellung des Rohbaus - zu diesem Zeitpunkt wird das Richtfest gefeiert - wünschten die Zimmerer Achim Rether und Johannes Jenning dem Projekt und allen Beteiligten traditionell den Segen.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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