Münsing:Historische Funde im Pallaufhof

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Akribische Kleinarbeit: Archäologin Ina Rufmann legt die rund 2500 Jahre alten Überreste einer Urne aus der Hallstattzeit frei. (Foto: Hartmut Pöstges)

Archäologen legen Jahrtausende alte, große Hügelgräber frei - eine bedeutende Ausgrabung für die Region

Von Benjamin Engel, Münsing

Bereits Anfang Juni hat das Team um Archäologe Markus Fagner erste Spuren gefunden: Doch inzwischen haben sie auf einer Baustelle südlich des Pallaufhofs drei Hügelgräber und fünf Nebengräber aus der Hallstattzeit freigelegt. Dank der gut erhaltenen Urnen- und Grabbeigabengefäße konnte das Archäologen-Team die Fundstücke genauer datieren.

Die typischen geometrischen Muster mit Dreiecken und Halbmond-Stempeln sprächen für die späte Hallstattzeit etwa zwischen 600 und 450 vor Christus, sagte Fagner. Es sei sogar der Gedanke aufgekommen, besonders gut erhaltene Grabbeigabengefäße, die zwar durch den Erddruck platt gestaucht seien, zu rekonstruieren. In diesen wurde den Toten Getränke und Speisen mitgegeben.

Der größte Grabhügel hat einen Durchmesser von rund 18 Metern. Das sei für die Region ein bedeutender Fund, sagt Fagner. Münsing befände sich auf der Grenzlinie zwischen dem Westhallstatt- und dem Osthallstattkreis. Der Westen sei von feudalen Strukturen mit Hügelgräbern von mehr als 20 Metern Durchmesser geprägt. Im Osten herrschten kleinteiligere Strukturen vor. In jedem Fall sprächen die Münsinger Hügelgräber für Persönlichkeiten auf einer höheren sozialen Ebene. Laut Fagner ist es typisch, dass sich Rangniedrigere in deren Umfeld bestatten haben lassen.

Archäologin Ina Rufmann ist am Dienstagnachmittag gerade damit beschäftigt den jüngsten Fund - eine Urne mit Ascheresten und kalzinierten Knochen - genauer zu dokumentieren. Mit dem Zeichenstift hält sie jedes Detail bis hin zu feinsten Farbnuancen fest. Sie gehört zum Grabungsunternehmen Farch, das Fagner leitet. Mit seinem Team wird dieser öfter mit derartigen Ausgrabungen beauftragt. Denn auf der Hochmoräne, die vom Alpenrand bis zur Höhe von Schäftlarn reiche, gebe es viele Hallstattzeitgräber, sagt Fagner. Das Gebiet sei eher kleindörflich von Einzelgehöften bis hin zu Weilern geprägt gewesen, fügt er hinzu.

Sobald die Dokumentation abgeschlossen ist, werden die Bagger anrücken und weiterbauen. Das ist an einem Baugrundstück weiter östlich schon geschehen, an dem die Archäologen Spuren eines frühmittelalterlichen Werkstattgebäudes gesichert haben.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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