Mädchenrealschule Schlehdorf:Politik erhöht Druck auf Erzdiözese

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Landrat und Bürgermeister lassen die Kirche mit ihrem Angebot eines Trägerwechsels ins Leere laufen. Sie fordern ultimativ Lösungen ein. Der Abgeordnete Güll glaubt indes an andere Gründe für das Aus als die genannten.

Suse Bucher-Pinell

Am ersten Schultag nach den Sommerferien hat das Erzbischöfliche Ordinariat München in einer Pressemitteilung seine Entscheidung bekräftigt, die katholische Mädchenrealschule St. Immaculata in Schlehdorf ungeachtet aller Proteste 2018 zu schließen. Gleichzeitig bietet das Ordinariat an, für Gespräche über die Übernahme der Schule zur Verfügung zu stehen. "Wir werden eine mögliche Veränderung in der Trägerschaft unterstützen", heißt es in dem Schreiben. Darauf will Landrat Josef Niedermaier (FW) nicht eingehen. "Wir werden uns nicht damit befassen", sagte er am Donnerstag.

Der Elternbeirat, hier Vorsitzende Heidi Hofmann, organisiert derzeit Mahnwachen, um die Schließung der Realschule doch noch abzuwenden. (Foto: Manfred Neubauer)

Niedermaier hegt gemeinsam mit Kochels Bürgermeister Thomas Holz (CSU), dessen Schlehdorfer Kollegen Stefan Jocher (Wählergruppe Loisach) sowie dem CSU-Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber sogar die Hoffnung, an der Schließung der Schule noch etwas ändern zu können. Die Vier haben in den zurückliegenden drei Wochen in München Gespräche mit Generalvikar Peter Beer geführt.

Dabei habe Beer betont, dass das Ordinariat dann seine Entscheidung ändere, wenn sich die Rahmenbedingungen änderten, berichtete Niedermaier in einem gemeinsam mit Holz und Jocher einberufenen Pressegespräch im Landratsamt. Welche Gründe das sind, wissen die vier Lokalpolitiker noch nicht. Beer will sie ihnen schriftlich mitteilen. "Er hat uns zugesichert, dass wir die Rahmenbedingungen zeitnah genannt bekommen", sagte Holz und übersetzte zeitnah mit "noch in dieser Woche". Niedermaier ergänzte: "Wir wollen genau wissen, was wir ändern müssen, damit wir auf politischem Weg Änderungen herbeiführen können." Die Kirche müsse endlich Farbe bekennen.

Niedermaier lehnt die Trägerschaft schon deshalb ab, weil er keinen Präzedenzfall schaffen will. "Wenn wir das im Fall Schlehdorf machen, dann fallen uns alle privaten Schulen im Landkreis auf die Füße", warnte er. Er sieht unter einer staatlichen Trägerschaft aber auch die "besondere Prägung" von St. Immaculata gefährdet. "Was die Schule ausmacht, ist bei einer staatlichen Trägerschaft weg."

Die vier Lokalpolitiker zweifeln auch die vom Ordinariat angeführten Gründe für das Aus der Schule an und glauben nicht, dass es wegen des Bevölkerungsrückgangs in den Landkreisen Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen bald zu wenige Schülerinnen für Schlehdorf geben wird. Das Ordinariat habe die Zahlen für die gesamten Landkreise zugrunde gelegt, kritisieren sie, obwohl die Entwicklung im Einzugsgebiet der Schule eine andere sei. "Die Gemeinden sind betroffen wie wir im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, das sind Zuzugsgebiete", sagte Niedermaier.

Beer indes bietet an, gemeinsam zu überlegen, "was in Schlehdorf angeboten werden kann, wenn es die Realschule nicht mehr gibt, oder was wir für andere Schulen in der Region tun können". Laut Kultusministerium ist ein Trägerwechsel unproblematisch. "Ob Verein oder Landkreis, dem steht nichts im Wege", sagte ein Sprecher auf Anfrage der SZ. Wenn die Schule schließe, sei es Pflicht des Ministeriums, das Anrecht der Kinder auf Bildung sicherzustellen und Lösungen zu finden.

Martin Güll, Bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, bringt ein ganz anderes Argument ins Spiel. Nach einem Gespräch mit Schwester Francesca Hannen, der Provinzialoberin der Schlehdorfer Missionsdominikanerinnen, ist er überzeugt, dass es um das Kloster und seine Gebäude geht, in dem die Schule untergebracht ist. Der mietzinsfreie Mietvertrag des Ordens mit dem Ordinariat läuft bis 2014, wie es danach weitergeht ist derzeit offen. Da die Schlehdorfer Schwestern zu wenig Nachwuchs haben, soll laut Güll das Ordinariat zusätzlich zur Trägerschaft der Schule auch die Baulast für das Kloster übernehmen. Das Ordinariat weist auf Anfrage einen Zusammenhang zu den aktuellen Ereignissen zurück.

© SZ vom 14.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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