Online-Befragung:Fremdenverkehr nach Maß

Online-Befragung: An der "Lenggrieser Riviera" am Ufer des Sylvensteinsees ist die Menge der Badegäste überschaubar. Anders war das im Corona-Winter vor zwei Jahren, als massenhaft Tagestouristen das Gemeindegebiet stürmten.

An der "Lenggrieser Riviera" am Ufer des Sylvensteinsees ist die Menge der Badegäste überschaubar. Anders war das im Corona-Winter vor zwei Jahren, als massenhaft Tagestouristen das Gemeindegebiet stürmten.

(Foto: Manfred Neubauer)

Lenggries will mit einer groß angelegten Umfrage herausfinden, welche Art von Tourismus sich die Bürger in der Gemeinde wünschen. Das soll helfen, Spannungen abzubauen.

Von Petra Schneider

Mit einigem Schrecken erinnert sich der Lenggrieser Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) an den Winter vor zwei Jahren: Wegen Corona durften Skilifte und Bergbahnen nicht fahren, die Grenzen nach Österreich waren geschlossen. Mit der Folge, dass sich massenhaft Tagestouristen, Skitourengeher, Schneeschuh- und Winterwanderer auf den Bergen im gesamten Gemeindegebiet tummelten. "Das war der Wahnsinn", sagt Klaffenbacher. Selbst für die Lenggrieser, die ja an Gäste gewöhnt sind, sei das zu viel gewesen. "Das Ansehen des Tourismus hat seit Corona sehr gelitten", stellt der Bürgermeister fest.

Wobei, das fügt er hinzu, zwischen Übernachtungsgästen und Tagestouristen, die vermeintlich wenig Geld, dafür aber Verkehr, Müll und Trubel brächten, unterschieden werde. Die Forderung "Tagestouristen wollen wir nicht", funktioniere aber nicht, sagt Klaffenbacher - und verweist auf die Freizeitarena Brauneck, die mit Angeboten wie Hochseilgarten, Bikepark, Skischulen oder Gastronomie ja gerade dieses Klientel anzieht. "Wir brauchen Tagestouristen", betont der Lenggrieser Bürgermeister; schließlich generieren sie 51 Prozent der Bruttoumsätze im Landkreis, wie Landrat Josef Niedermaier (FW) kürzlich erklärt hatte.

Online-Befragung: Mit der Anhebung der Gebühren könne die Gemeinde Lenggries das Defizit "wenigstens stabil halten", sagt Bürgermeister Stefan Klaffenbacher.

Mit der Anhebung der Gebühren könne die Gemeinde Lenggries das Defizit "wenigstens stabil halten", sagt Bürgermeister Stefan Klaffenbacher.

(Foto: Manfred Neubauer)

In Lenggries will man im Spannungsfeld zwischen Belastung der Einheimischen und dem Anspruch, den Tourismus "fit für die Zukunft" zu machen, nun die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen: Von 1. bis 31. Oktober findet deshalb eine Online-Befragung statt, bei der alle ab 16 Jahren mitmachen können. Was stört die Einheimischen, welche Bedeutung hat der Tourismus ihrer Meinung nach für den Ort, wie sollen sich Übernachtungszahlen und Tagesgäste entwickeln? Und welche Ideen zur Verbesserung der Situation gibt es? Das soll die Umfrage klären, die zudem Alter, Geschlecht, Wohnort, Einkommen und Schulbildung erfasst. Insgesamt 16 Fragen hat die Touristinfo zusammen mit dem Tourismusverein, der Werbegemeinschaft, der Freizeitarena Brauneck und dem Arabella Brauneck Hotel zusammengestellt, überwiegend in Multiple-Choice-Form. Für die Beantwortung seien etwa zehn Minuten nötig. "Wir wollen zeigen, dass wir die Sorgen der Bürger ernst nehmen, und sie mitgestalten können", erklärte die Lenggrieser Tourismus-Leiterin Maria Bader beim Pressetermin.

Wer mitmachen will, kann auf den Link "Online-Umfrage Tourismusakzeptanzbefragung Lenggries" klicken, der auf den Webseiten der Gemeinde, der Freizeitarena Brauneck, der Werbegemeinschaft und dem Tourismusverein zu finden ist. Außerdem werden Anschlagtafeln und Plakate in Geschäften und Praxen mit einem QR-Code ausgehängt, der mit dem Handy eingescannt werden kann und automatisch zur Befragung weiterleitet. Diese ist anonym und wird vom Beratungsunternehmen dwif-Consulting durchgeführt.

Dass die Umfrage nicht repräsentativ sein könnte, weil sie nur per Smartphone, Computer oder Tablet stattfindet und deshalb womöglich weniger Ältere teilnehmen, entkräftete Bader. Erfahrungen in Garmisch-Partenkirchen, das ebenfalls eine reine Online-Befragung zum Thema Tourismus durchgeführt habe, hätten gezeigt: Auch die ältere Generation könne inzwischen mit Handy und Internet umgehen. Mehr als 1000 Teilnehmer hätten nach Aussage der Garmischer Kollegen mitgemacht, die bestätigt hätten, "dass es online funktioniert." Der Fragebogen orientiere sich an der Garmischer Vorlage, sei aber auf Lenggries zugeschnitten, sagte Bader. Teilnehmen könne im Prinzip jeder ab 16 Jahren. Die Ratings von Einheimischen, die mittels der Postleitzahl erfasst werden, würden aber stärker gewichtet.

Neben der Befragung ist im kommenden Jahr eine "Zukunftswerkstatt" in Lenggries geplant. Bis zu 250 Einheimische könnten sich zu der öffentlichen Veranstaltung anmelden und an verschiedenen Stationen bei unterschiedlichen Themen mitarbeiten. Ort und Termin stünden noch nicht fest. Sie hoffe auf rege Teilnahme, sagte Bader. "Damit sich zeigt, wo die Reise beim Thema Tourismus hingehen soll."

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