Festival in Lenggries:Techno mit Bergblick

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Etwa 1200 Menschen versammelten sich am Jaudenhang-Parkplatz in Wegscheid, um elektronische Musik zu genießen, hier vom Mailänder DJ-Duo Moonwalk. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Zum zweiten Mal in Folge ging in Wegscheid das "Season of Sounds" über die Bühne. Die Feiernden sind nicht nur wegen des Technos da und wünschen sich vor allem eins: Mehr Veranstaltungen in der Region.

Von Sophia Coper und Veronika Ellecosta, Lenggries

Der Himmel ist zwar zugezogen, die Gäste dafür vorbereitet. In der Schlange vor dem Eingang trägt man anstatt Hut Regenschirme auf dem Kopf, und das bunte Muster mischt sich mit dem Grün der Berghänge. Die sind heute jedoch nicht Ziel, sondern Kulisse für das fröhliche Publikum am Jaudenhang in Lenggries. Nach Ticket- und Taschenkontrolle öffnet sich das Areal des "Season of Sound ", der Blick zum Brauneck wird bereits untermalt vom sanften Wummern des Basses.

Diesen Teilnehmer können Regen wie Sonne beim Feiern nichts anhaben. (Foto: Harry Wolfsbauer)

"Machen wir mal was Großes, dachten wir uns", sagt Sebastian Berger, der gemeinsam mit Florian Müller das eintägige Techno-Festival 2022 ins Leben gerufen hat. Nach den Pandemiejahren sei der Bedarf nach Partys riesig gewesen. Und gut laufende private Veranstaltungen ließen die Idee aufkeimen, in größeren Maßstäben zu denken. Die Resonanz war so positiv, dass es dieses Jahr in die zweite Runde geht. Auch die anfängliche Skepsis der Gemeinde habe sich mittlerweile gelegt. "Es hieß, wir sollen es einfach wie letztes Jahr machen", erzählt Berger und berichtet stolz über das regionale und überregionale Publikum.

Nachhaltigkeit im Blick: Die Veranstalter dieses Events, (v.l.) Ines Roßner, Florian Müller und Sebastian Berger, bemühten sich auch dieses Jahr um regionale Anbieter und eine öffentliche Anbindung. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Festival soll im Einklang mit der Natur bleiben

"Natürlich ist die Anfahrt etwas komplizierter, aber wo kann man vergleichbar so feiern?", ergänzt Müller und deutet auf das Voralpenpanorama. Gleichzeitig betonen die beiden, dass Fest und Freude im Einklang mit der Natur bleiben: "Wir haben einen Lärmschutzbeauftragten, der darauf achtet, dass alle Grenzwerte eingehalten werden. Zudem schenken wir nur in Glasflaschen aus und bieten vergünstigte Bahntickets an", zählt Berger auf. Das Wichtigste sei jedoch, dass die Gäste eine friedliche, stressfreie Zeit am Jaudenhang verbringen können: "Alle sollen sich hier sicher fühlen. Rassismus und Sexismus sind hier fehl am Platz", betont er.

13 Künstler, zwei Bühnen, zwölf Stunden Party: Dieses Jahr holen die Veranstalter DJ's aus Italien, Kroatien und Deutschland nach Lenggries. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Am frühen Nachmittag wippen vor der Hauptbühne vereinzelt Menschen über den Kies. Großes Gedränge herrscht dafür auf der zweiten kleineren Bühne, der "Meadow Stage " zwischen Jaudenhang und Jaudenstadl. Hier treten vor allem regionale Acts auf wie der Münchner Prevision. Es gibt die Bühne heuer zum ersten Mal, und sie kommt gut an. Die Menge steht hinter einer kleinen Absperrung, und stampft in den Boden, dahinter stehen Sommerrodelbahn, Wiesen- und Waldhänge still.

Auf der "Meadow Stage" ist schon frühnachmittags was los. (Foto: Harry Wolfsbauer)

An einem Tisch neben der Stage haben sich Judith, 47, und ihre Begleiterinnen gerade noch mit deftiger Alpenkost gestärkt. Sie sind aus der Gegend und heute hier, weil "endlich mal was los" sei in Lenggries, wie sie erzählt. Die Frauen hätten auch schon viele bekannte Gesichter unter den Gästen erspäht. "Alle Lenggrieser finden das gut", ist sich Judith sicher und sagt dann: "Wir freuen uns auf einen geilen Abend. Leute, trinken, tanzen."

Elias ist ganz vorne dabei vor der zweiten Bühne. Als er sich mit Schorle erfrischt, lässt er sich auf ein Gespräch ein. "Ich trink keinen Alkohol, da muss die Stimmung anderswo herkommen", erklärt er und führt dann aus: "Die Stimmung kommt auf den Beat an." Der 24-jährige Lenggrieser wünscht sich mehr Veranstaltungen für junge Menschen in dieser Gegend. "Aber es wird besser", sagt er. "Ich gebe mein Bestes, hier Stimmung zu machen", versichert er und verabschiedet sich. Später sieht man ihn wieder bei Bühne zwei, wo er seiner Pflicht nachgeht.

Gegen Abend füllt sich auch die Panorama-Stage

Als Alicia Hahn aus Frankfurt auf der Panoramastage auflegt, füllt sich der Jaudenhang-Parkplatz allmählich. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Gegen Abend werden die Beats härter, die ersten Männer ziehen ihre Oberteile aus und grölen über die Wiesen. Jetzt füllt sich auch die Hauptbühne. Man hört den Traktor nicht mehr, der draußen an einer Pferdekoppel vorbeituckert. Ines Roßner vom Veranstaltungsteam steht auf der VIP-Lounge mit Knopf im Ohr. "Die Hälfte der Gäste ist bisher da", sagt sie. Und zeigt sich zufrieden: Bisher habe es keine Zwischenfälle gegeben. Und das Wetter, betont sie mit Blick auf die geschlossene Wolkendecke, sei "perfekt für ein Festival"; dann muss sie weiterarbeiten.

Langsam bricht die Dunkelheit ein und vom DJ-Pult der Hauptbühne sieht man die tanzende Meute im Nebelbad verschwimmen. Mit jedem brechenden Bass fliegen die Hände in die Luft, neben tätowierten jungen Männern tanzen ältere Damen mit rosa Stulpen und Wanderschuhen, ein paar Meter weiter hüpfen die Regenschirm-Hüte. Als der Rauch sich lichtet, erscheint im Hintergrund die Bergkuppel. Techno und Natur schließen sich in Lenggries nicht aus.

Mit zunehmender Dunkelheit wird die Lichtershow umso spektakulärer. (Foto: Harry Wolfsbauer)
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