Reden wir über:Glaube und Erneuerung

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Der 35-jährige Josef Rauffer ist seit Anfang Februar Pfarrer in Lenggries. (Foto: Fotolounge / Martina Auracher)

Von Sophia Coper, Lenggries

Seit Februar steht ein neuer Mann an der Kanzel der Lenggrieser Kirche. Der 35-jährige Josef Rauffer kommt ursprünglich aus Fischbachau und ist nach Stationen in Fürstenfeldbruck und Berchtesgaden ins Oberland zurückgekehrt und tritt nun eine halbe Stelle als katholischer Pfarrer in der Pfarrei St. Jakob an. Die restliche Zeit arbeitet der promovierte Liturg als Leiter der Abteilung Liturgie im Erzbischöflichen Ordinariat in München.

SZ: Pfarrer Rauffer, Sie kommen ganz aus der Nähe. Ist Ihre neue Aufgabe ein Heimspiel oder müssen Sie sich erst in Lenggries einfinden?

Josef Rauffer: Es ist auf jeden Fall ein Heimspiel. Da ich aus dem Oberland komme, kenne ich die Mentalität der Menschen, ich spreche ihre Sprache, ihren Dialekt. Neben meiner Amtseinführung am vergangenen Sonntag gab es auch schon weitere Gelegenheiten, um die Gemeinde näher kennenzulernen. Es gab erste Gespräche für Hochzeiten und einige Beerdigungen, bei denen ich mit den Leuten ins Reden gekommen bin.

Viele junge Leute hadern mit der Kirche, die Skandale der jüngsten Zeit haben auch Ältere zum Austritt bewegt. Was möchten Sie Skeptikern auf den Weg geben?

Sie sollen ihre Meinung lautstark kundtun und an der Erneuerung aktiv mitwirken - Hauptsache, sie lassen die Kirche nicht alleine. Gerade die große, breite Mitte unserer Kirchengemeinde droht wegzubrechen. Mein Appell an diese ist: Haut's nicht ab, bleibt's da und kämpft's mit.

Sie pendeln zwischen Lenggries und München - wo gefällt es Ihnen besser?

Welch fiese Frage (lacht). Die beiden Orte stehen für zwei grundverschiedene Aufgaben, die man nicht vergleichen kann. Nach Lenggries wollte ich ganz bewusst, da hängt mein Herz schon mehr dran: Man wird ja Priester, um die Menschen in ihrem Glauben zu begleiten. In München hingegen bin ich für die liturgische Ausbildung von ehrenamtlichen und pastoralen Mitarbeitenden verantwortlich - da ich für die gesamte Diözese zuständig bin, besitze ich in dieser Position einen ganz anderen Wirkungskreis. Mir gefällt die Verbindung der Stellen. Zum einen ist dort die Verwurzelung in einer Gemeinde, wo man die Mitglieder in Höhen und Tiefen begleitet, zum anderen wurde mir eine überregionale Aufgabe übertragen, bei der man viele Menschen erreichen kann.

Mit 35 Jahren sind Sie noch recht jung. Haben Sie das Gefühl, sie bringen frischen Wind in die Kirche oder ist Ihr Alter manchmal ein Hindernis?

Als Hindernis habe ich es noch nie wahrgenommen, aber man merkt schon, dass ich aufgrund meines Alters manche Sachen anders mache, zum Beispiel kann man mich per E-Mail erreichen. Auch meine Art zu predigen ist für viele neu, ich benutze kein Manuskript, spreche frei und mit Dialekt. Es ist eher eine lockere Atmosphäre. Sagen wir so: Ich bemühe mich, ein frischer Wind zu sein, ob es gelingt, sollen andere entscheiden.

Sie sind begeisterter Orgelspieler. Wird es eine Möglichkeit geben, Sie live zu erleben?

Vielleicht im konzertanten Bereich mit Musiker und Musikerinnen vor Ort, das kann ich nicht ausschließen. Zur Zeit spiele ich jedoch nur an meiner privaten Digitalorgel zu Hause. Das ist mein persönlicher Ausgleich, das mache ich für mich.

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