Auch Lenggries muss ab Oktober mehr Flüchtlinge und Asylbewerber aufnehmen. Weil aber nicht nur Unterkünfte fehlen, sondern auch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, hat der Gemeinderat am Montag beschlossen, zum 1. September eine Integrationsbeauftragte einzustellen. Auf Empfehlung der ehemaligen Ehrenamtskoordinatorin Annette Ehrhart, die nach wie vor in der Flüchtlingshilfe aktiv ist, soll diese Aufgabe Maya Nazarova übernehmen. Sie wird auf 520-Euro-Basis die Gemeinde mit etwa sieben Wochenstunden bei der Integration der Flüchtlinge unterstützen.
Lenggries stellt finanzielle Mittel zur Verfügung
Nazarova arbeitet seit mehreren Jahren für den Verein "Hilfe von Mensch zu Mensch" in der Unterkunft an der Geiersteinstraße. Sie kenne die behördlichen Ansprechpartner und habe regelmäßig Kontakt zu den Asylbewerbern, sagte Geschäftsleiter Tobias Riesch. Die Strukturen des Helferkreises aus den Jahren 2014 und 2015 seien nicht mehr vorhanden. Die Mitglieder kümmerten sich zwar noch um ihre Schützlinge von damals, würden aber keine neuen mehr betreuen. Um die wenigen Helfer zu entlasten und weitere zu gewinnen, werde die Gemeinde Lenggries nun finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, "auch wenn dies nicht zu ihren gesetzlichen Aufgaben gehört", wie Riesch erklärte.
Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) begrüßte die Entscheidung. "Frau Nazarova ist bereits sehr aktiv und gut vernetzt." Auf ihren Vorschlag hin wurde am Montag außerdem beschlossen, einen Arbeitskreis "Integration" zu gründen, dem Mitglieder aller Fraktionen, Vertreter von Wirtschaft, Kirchen, Kindergärten und Mittelschule, Verwaltung und Flüchtlingshilfe angehören. Nazarova erhofft sich so "kurze Wege" zwischen Gemeinde, Integrationsbeauftragter und den verschiedenen Bereichen der Dorfgemeinschaft. Geplant sind vier bis sechs Treffen pro Jahr. "Anlassbezogen" sollen zusätzlich Vertreter von Polizei und den Lenggrieser Sportvereinen eingeladen werden, gegebenenfalls auch des Landratsamts. Dass auch die Wirtschaft im Arbeitskreis vertreten ist, sei gut, "denn Integration funktioniert besser, wenn Leute arbeiten", sagte Klaffenbacher.
Um die Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern gerechter zu verteilen, hat das Landratsamt Anfang August angekündigt, eine Zuweisung auf Gemeinden anzuordnen, die bislang keine oder zu wenige Menschen aufgenommen haben. Das sind fast alle, Ausnahmen sind zurzeit die drei Städte sowie die Gemeinden Kochel und Schlehdorf. Mitte September beginnt die Zuweisung in Dietramszell, Eurasburg, Münsing, Sachsenkam und Greiling. Im Oktober ist Lenggries dran, wo etwa 40 Plätze fehlen.
Seit Jahren gibt es an der Geiersteinstraße eine Containeranlage und mehrere kleinere Unterkünften an verschiedenen Standorten. Wo zusätzliche Plätze geschaffen werden, ist noch offen. Auf dem Tisch liegt nach wie vor ein Privatgrundstück an der Scharfreiterstraße. Der Bauausschuss hatte im Juni einen entsprechenden Bauantrag einstimmig abgelehnt, mit der Begründung, eine Unterkunft für bis zu 100 Menschen sei zu groß. Auch etwa 70 Bürgerinnen und Bürger hatten dagegen protestiert. Ungeachtet dessen läuft das Genehmigungsverfahren beim Landratsamt aber weiter, weil die vorhandenen Kapazitäten nahezu ausgeschöpft sind.
Der Bauantrag sei bislang noch nicht genehmigt, erklärt Pressesprecherin Sabine Schmid, auch wie viele Menschen Lenggries zugewiesen werden, lasse sich derzeit nicht genau sagen.