Landesentwicklung:Geretsried will mit Wolfratshausen Oberzentrum werden

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Bürgermeister Michael Müller sieht den Landkreis-Norden benachteiligt und meldet Entwicklungsansprüche an.

Von Benjamin Engel, Geretsried/Wolfratshausen

Das Gefühl, der Landkreis-Süden mit dem Verwaltungszentrum Bad Tölz benachteilige den Norden, gärt meist nur unterschwellig - und bricht doch teils lautstark durch. Jüngsten Anlass dafür bot, dass sich der Geretsrieder Stadtrat zur Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms (LEP) Bayern äußern sollte. Dort werden Wolfratshausen und Geretsried als gemeinsames Mittelzentrum aufgeführt. Längst, so der Tenor am Dienstagabend im Gremium, wäre die nächsthöhere Kategorie als Oberzentrum gerechtfertigt. "Das bietet eine gute Klammer, um unsere Position innerhalb der Landesentwicklung und innerhalb des Landkreises zu stärken", sagte Bürgermeister Michael Müller (CSU). Bei wichtigen Projekten dürften beide Städte nicht mehr einfach beiseite geschoben werden.

Beispielhaft dafür ist aus Sicht von Müller das Transfer- und Innovationszentrum im Oberland (Tizio) der Hochschule München. Das entsteht in Bad Tölz. "Mit Tizio sind wir in die Pfanne gehauen worden", sagte Geretsrieds Bürgermeister. Müller unterstellte, dass die Entscheidung für den Standort im Landkreis-Süden wohl lange festgestanden habe und seine Stadt sowie Wolfratshausen viel zu spät informiert worden seien. "Wir hätten mit einer gemeinsamen Bewerbung und einem fairen Verfahren gute Chancen gehabt", erklärte Müller. Hingehalten fühlt sich der Bürgermeister auch bei der seit langem geplanten Verlängerung der S 7 nach Geretsried und der damit zusammenhängenden Verlegung der Bundesstraße 11. "Ich werde es in meinem aktiven Arbeitsleben nicht mehr erleben, dass die S-Bahn fährt."

Als Oberzentrum ließen sich die Infrastruktur-Ansprüche des Landkreis-Nordens besser durchsetzen, so der Hintergedanke. Im LEP definiert der Freistaat durch die Kategorisierungen bis hin zu Regionalzentren und Metropolen die Rahmenbedingungen zur Landesentwicklung. Damit verknüpft sind verschiedene Infrastruktur-Angebote von Kultur, Medizin bis Bildung, welche die Kommunen erfüllen sollen.

Im jetzigen Entwurf des Landesentwicklungsprogramms soll das Zentrale-Orte-System zwar gar nicht fortgeschrieben werden. Es geht um die Förderung gleichwertiger Lebens- und Arbeitsbedingungen, die nachhaltige Anpassung an den Klimawandel und nachhaltige Mobilität. Und trotzdem bekräftigte Müller, dass in einer für Mai geplanten gemeinsamen Stadtratssitzung mit Wolfratshausen ein Rahmen erarbeitet werden solle, um sich als Oberzentrum zu bewerben.

Dafür sieht Stadtbaumeister Rainer Goldstein die beiden Städte gut gerüstet. Deren Einwohner- und Beschäftigtendichte, Siedlungs- und Verkehrsflächenanteile lägen deutlich über dem Landesschnitt. Beide Kommune könnten Aufgaben für die Landeshauptstadt München übernehmen, wenn sie bei der Infrastruktur unterstützt würden. Zur LEP-Teilfortschreibung schloss sich der Stadtrat der Rüge des bayerischen Städtetags nach zu viel übergeordneter Bürokratie an.

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