Großprojekt in Bad Tölz:Eine Heimat für die Kultur

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Für den Erweiterungsbau am Tölzer Kurhaus sind im städtischen Haushalt bis 2026 rund 3,3 Millionen Euro eingepreist. (Foto: Büro Beer, Bembe, Dellinger/oh)

Neben dem Kurhaus soll ein modernes Gebäude mit großem Saal, Foyer und zwei kleinen Räumen entstehen. In einem einstimmigen Beschluss billigt der Stadtrat das rund 21 Millionen Euro teure Projekt.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Kurhaus in Bad Tölz, das Gabriel von Seidl kurz vor seinem Tod konzipiert hat, bekommt eine moderne Ergänzung: ein flaches Gebäude mit Glasfassade und begrüntem Dach, das ein Foyer, zwei Seminarräume und einen großen Saal für Konzerte und Veranstaltungen umfasst. Der Neubau soll eine Nebenrolle einnehmen und sich schräg hinter dem altehrwürdigen Kurhaus an den Hang der Türkwiese anschmiegen. Der Tölzer Stadtrat fasste dafür den Grundsatzbeschluss in seiner Sitzung am Dienstagabend.

Die Gesamtkosten für den Erweiterungsbau belaufen sich nach derzeitigem Stand auf circa 17,1 Millionen Euro. Hinzu kommen noch 3,7 Millionen für Umbauten im Kurhaus selbst. Unterm Strich sind dies mithin knapp 21 Millionen Euro. Baubeginn soll im April 2025 sein, die Fertigstellung dann zwei Jahre später.

Glasfassade und begrüntes Dach

Der Vorentwurf des beauftragten Büros "Beer, Bembé, Dellinger" aus Greifenberg sieht vor, dass der moderne "Nebendarsteller" am Kurhaus eine transparente Glasfassade erhält, dazu ein intensiv begrüntes Dach, das sich gleichsam aus dem Hang heraus entwickelt. Mit der Fassade sei er so allerdings "noch nicht ganz glücklich", schränkte Stadtbaumeister Florian Ernst ein. Drinnen ist ein rund 290 Quadratmeter großes Foyer vorgesehen, daneben zwei kleinere Räume von je etwa 60 Quadratmetern für Vorträge, Ausstellungen und kleinere Konzerte. Beide lassen sich miteinander verbinden. Herzstück ist indes ein etwa 210 Quadratmeter großer Saal für Konzerte und Veranstaltungen, der 160 Sitzplätze bietet, eine ovale Deckenform bekommen soll und mit gerippten Holzoberflächen gestaltet ist.

Das Kurhaus in Bad Tölz wurde von dem Münchner Architekten Gabriel von Seidl kurz vor seinem Tod konzipiert. (Foto: Manfred Neubauer)

Mit dem benachbarten Kurhaus ist der Neubau durch einen unterirdischen Gang verknüpft. Abendkasse, Bar, Toiletten und Garderobe sind im Erd- ,respektive im Untergeschoss zu finden. Zwei gläserne Aufzüge sorgen für Barrierefreiheit. Technikräume und Lager sind im Keller situiert. Die Abstellflächen sind dort insgesamt circa 410 Quadratmeter groß.

Die Parkplätze vor dem Eingang des Kurhauses sollen verschwinden. Stattdessen könnte eine Tiefgarage mit 80 bis 100 Stellplätzen auf dem Areal der Türkwiese entstehen. Ansonsten gibt es die bereits vorhandenen, oberirdischen Parkplätze in der Nähe, etwa an der Schützenstraße. Vorgesehen ist auf dem dann freien Areal am Kurhaus eine Art Piazza mit Kurhaus-Gastronomie. Die Außenanlagen sollen einen botanischen Bezug zum historischen Kurpark erhalten.

Der Kleine Kursaal am Vichyplatz war ursprünglich als Markthalle errichtet worden. (Foto: Kaija Voss/oh)

Den "Nukleus" der kulturellen Angebote in Bad Tölz bildeten bislang das Kurhaus und der Kleine Kursaal am Vichyplatz, sagte Kurdirektorin Brita Hohenreiter. Der war allerdings einst als Markthalle konzipiert und hatte deshalb von Anfang an Schwächen, wenn dort Konzerte, Theateraufführungen oder Lesungen stattfanden. Hohenreiter zählte auf: schlechte Akustik, keine Garderobe, kein Foyer, kein Lager, mangelhafte WC-Anlagen oder auch Säulen, die dem Publikum die Sicht versperren. Hinzu kommt der schlechte Bauzustand des Kleinen Kursaals. An den meisten Mankos würde sich laut Kurdirektorin durch eine teure Renovierung nicht viel ändern. Mittelfristig stünde eine Schließung im Raum. Auch das Kurhaus selbst muss saniert werden. Neben dem allgemeinen Platzmangel und den WC-Anlagen im Keller ist vor allem die Lüftungsanlage ein Problem. Weil sie zu laut ist, muss sie bei Veranstaltungen zum Teil ausgeschaltet werden. Hohenreiters Fazit: "Durch die Investition in einen Neubau neben dem Kurhaus würde ein Veranstaltungszentrum entstehen, in dem alle Angebote ihren Platz finden würden."

Der geplante Erweiterungsbau am Kurhaus soll einen Konzert- und Veranstaltungssaal beherbergen. (Foto: Beer, Bembe, Dellinger/oh)

Finanziell hat die Stadt die Großinvestition im Kreuz. 13,6 Millionen Euro kann sie aus Eigenmitteln aufbringen, wie Kämmerin Silke Furmanek erläuterte. Davon stammen 4,5 Millionen aus einem Bausparguthaben, 5,5 Millionen aus einem Bauspardarlehen, zudem sollen 2024 bis 2027 je 900 000 Euro im Haushalt bereitgestellt werden. Die Fremdfinanzierung umfasst 7,4 Millionen Euro. Furmanek rechnet mit 3,4 Millionen Euro aus der RÖFE-Förderung für Vorhaben, die überwiegend touristisch genutzt werden, 2,8 Millionen aus dem Vorsteuerabzug und 1,2 Millionen aus der Städtebauförderung. All dies muss allerdings noch genau geklärt werden, unter anderem mit dem Finanzamt.

Unter den Stadträten gab es niemanden, der den Neubau am Kurhaus ablehnte. Der Entwurf sei "gut gelungen", befand René Mühlberger (CSU). Da sehe er nichts, das "störend oder verdrängend wirkt". Außerdem wolle Bad Tölz ja auch ein modernes Ambiente für Künstler bieten. Das Kurhaus ist für Christof Botzenhart (CSU) kulturhistorisch "ein wirklicher Schatz". Dass man es nun quasi mit dem kleinen Kursaal zusammenlege, sei "genau das Richtige", so schaffe man Synergieeffekte, sagte er.

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Dorothea Bigos (Grüne) gefiel der Vorentwurf ebenfalls. Allerdings beantragte sie erfolgreich, dass der Stadtrat nochmals einen Beschluss über des Projekt fasst, wenn die Leistungsphase drei vor dem ersten Bauantrag abgeschlossen ist. "Ich würde gerne dann entscheiden, nicht nach dem Vorentwurf." Toni Kollmeier (Grüne) forderte, dass das Projekt eng mit einer Tiefgarage auf der Türkwiese verwoben wird. Er warnte davor, "dass wir das Kurhaus da stehen, aber keine Parkplätze haben". Michael Ernst (SPD) rief zum "Mut für die Kultur" auf, für Willi Streicher (SPD) wird in Tölz ein weiterer Baustein gesetzt, "auf den wir stolz sein können".

Ein ungewöhnliches Lob zollte Anton Mayer (CSU), der die Ausgabenpolitik der Stadt oft kritisch sieht, der Kämmerei. Das sei eine solide Finanzierung ohne Grundstücksverkauf, sagte er. "Hut ab!". Nur einmal wurde es in der Debatte etwas hitziger, als sich Johannes Gundermann (Grüne) mehr Bürgerbeteiligung bei dem Großprojekt wünschte. "Sie sind ein Vertreter der Bürgerschaft", konterte Bürgermeister Ingo Mehner (CSU). Botzenhart wurde grantig: "Was ich total hasse, ist, wenn hier jemand sich nicht traut, Entscheidungen zu treffen, und meint, permanent dem Bürger nachlaufen zu müssen, bei Fragen, die so komplex sind."

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