Im Kunstturm Wolfratshausen:Kunst im Zwei-Viertel-Takt

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Ursula-Maren Fitz und Heinz Stoewer im Tangoschritt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ursula-Maren Fitz und Heinz Stoewer zeigen unter dem Titel "It takes two to tango" Gemälde, Glas- und Bronze-Skulpturen.

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Heinz Stoewer hat Ursula-Maren Fitz zum Tanz aufgefordert, und beide finden, dass sie in Takt und Rhythmus gut aufeinander abgestimmt sind - rein bildlich gesprochen. Gemälde von Stoewer und Objekte von Fitz fügen sich im Wolfratshauser Kunstturm zu einer Gemeinschaftsschau zusammen, die den Titel "It takes two to tango" trägt. Das englische Idiom, wonach es zum Tango immer zwei braucht, steht hier für die Harmonie der beiden in der Formensprache.

Der Frauen-Torso ist beim Schaufenster platziert. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Waakirchner Künstlerin Ursula-Maren Fitz arbeitet mit vielerlei Material, Farben, Leinwand, Papier, Ton. In Wolfratshausen sind Bronze- und Glasobjekte zu sehen. Ein wunderbar prall und weich geformter Frauen-Torso in einem der großen Schaufenster des Kunstturms zieht die Blicke von außen auf sich. Daneben hat Fitz einen in der Form stark reduzierten Stier platziert. Beide Arbeiten unterstreichen handwerkliches wie künstlerisches Können.

Ursula-Maren Fitz: "Im Tanz". (Foto: Hartmut Pöstges)
Transparentes Glas und Stacheldraht: "In Grenzen". (Foto: Hartmut Pöstges)
Glas in schweren Ketten: "Geerdet". (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Glasbläserei ist die Grundlage für ihre anderen, teils äußerst dekorativen Skulpturen. Fitz hat früher mit der inzwischen geschlossenen Glashütte in Zwiesel zusammengearbeitet und ist gerade auf der Suche nach einer neuen in Tschechien. Ein Objekt trägt den Titel "Im Tanz", und genau diese Assoziation kann man haben, wenn man das transparente Glas betrachtet, in dem sich kunstvoll eine Spirale in Blau und Orange zu drehen scheint. Fitz erklärt, wie für derartige Arbeiten ein Glasbläser das Werkstück vorbereitet und es dann so hält, dass sie dem flüssigen Glas durch Drehen ihren eigenen Schwung geben kann. Sie schafft damit eine Kunst, die nicht nur in ihrer Schönheit beeindruckt, sondern indirekt auch ein vom Aussterben bedrohtes Handwerk würdigt.

Doch Fitz präsentiert auch andere Glasarbeiten, solche, die zum Nachdenken über Ambivalenzen anregen - weich, leicht und glatt gegen hart, schwer und borstig. Mal umwickelt sie gläserne Objekte mit Stacheldraht, mal formt sie das Glas so, dass sie eine schwere rostige Kette mit großem Schloss durchziehen kann. Extreme Gegensätze in einer merkwürdigen Vereinigung.

"Entanglement", Verstrickung heißt dieses Ölgemälde von Heinz Stoewer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Auf den drei Etagen des Kunstturms haben die beiden Künstler ihre Werke sorgfältig aufeinander abgestimmt. So herrscht jeweils eine Farbe vor. Im Erdgeschoss ergänzen sich Stoewers stets fließend wirkende Gemälde in Blau- und Türkistönen mit den vielfach blau schimmernden Glasobjekten. Wasser scheint das Element des Tölzer Künstlers zu sein, und er malt es in schwingender Bewegung, glänzend und vibrierend. Gelegentlich schwimmt ein muskulöser viriler Körper durchs oszillierende Blau.

Stoewer sagt, "queer" sei für ihn ein ganz persönliches Thema. Er transportiere es bewusst in seiner Kunst, "um Verständnis zu wecken, auch Neugier". Er sei über viele Jahre regelmäßig in den USA gewesen, aber er ziehe nun "einen Schlussstrich", weil sich die politische Lage so krass verändert habe. Zunehmend würden Homosexuelle diskriminiert. Früher habe er sich oft in Palm Springs aufgehalten: "Dort sind 50 Prozent schwul oder lesbisch oder alt - oder beides", sagt er mit einem Lachen. Aber nur wenige Kilometer entfernt herrsche eine eher feindliche Atmosphäre.

"Ansprechend verpackt"

Heinz Stoewer: "Forest on fire". (Foto: Hartmut Pöstges)

In der zweiten Etage des Kunstturms vereinigen sich die Werke der beiden Künstler in der Farbe Rot. An einer Wand hängen sechs unterschiedlich große abstrakte Bilder von Stoewer, in denen Rot neben Grün dominiert, davor stehen zwei rein-rote Glasskulpturen von Fitz. Die Gefahr, dass dies allzu schmückend und nur schön wirken könnte, wird gebannt, wenn man die Titel einzelner Arbeiten erfährt. So heißt eines der Gemälde "Forest on fire" und soll an die Waldbrände gemahnen. Stoewer sagt, das sei seine Art, Kritisches darzustellen: "Ich verpacke die Themen lieber etwas ansprechender." Als "die Quellen seiner Inspiration" nennt er "zum einen die Bilderflut des Internets und zum anderen die uns umgebende Natur".

Die auf mehrere Ebenen mit offenem Durchblick verteilte Galerie finden beide räumlich sehr reizvoll. "Das ist so wie ein Cocktailabend", sagt Fitz. Und vielleicht ist diese Assoziation eine schöne Ergänzung zum Tango-Thema. Man darf also auf die Vernissage gespannt sein, umso mehr, als dazu eine Band mit dem Namen Mind to Soul Gang aufspielt.

Kunstturm Wolfratshausen: "It takes two to tango", Ursula-Maren Fitz und Heinz Stoewer, Vernissage am Donnerstag, 22. Februar, 19 Uhr; "Treff im Turm", Gesprächsabend am Freitag, 8. März, 19 Uhr. Obermarkt 33. www.kunstturmwolfratshausen.de

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