Kriminalität:Debatte über Sicherheitswacht in Wolfratshausen

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Die Polizei wirbt massiv für die Helfer, die das Sicherheitsgefühl steigern sollen. Beim Abend der Bürgervereinigung sind nicht alle Besucher überzeugt.

Von Melanie Kraus, Wolfratshausen

Das Konzept der Sicherheitswacht beschäftigt auch die Bürgervereinigung Wolfratshausen (BVW). Bei deren Monatsversammlung am vergangenen Donnerstag referierte der neue Dienststellenleiter der Polizeiinspektion, Andreas Czerweny, über das Modell, mit dessen Hilfe ein Bindeglied zwischen Bevölkerung und Polizei geschaffen werden soll.

In der Loisachstadt sollten, so die Vorstellung des 54-Jährigen, vier bis acht Mitglieder für die Sicherheitswacht gefunden werden. Die sollen dann - nach einer Ausbildung, die in 40 Unterrichtseinheiten die Themen Recht, Kommunikation und Selbstverteidigung behandelt - uniformiert in der Stadt "spazieren gehen", kleine Ordnungswidrigkeiten schlichten und ein offenes Ohr für die Anliegen ihrer Mitbürger haben. In der kommenden Stadtratsitzung wird über die Einführung einer Sicherheitswacht in Wolfratshausen abgestimmt.

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Die Meinungen der 25 anwesenden Zuhörer gingen in der anschließenden Diskussion deutlich auseinander. Eingangs wurde die Frage gestellt, wie es denn in der Loisachstadt mit der Kriminalität aussehe. Man sei "auf der gesunden Seite" entgegnete Czerweny. "Wir leben hier schon sicher." Das unterstreicht auch die Kriminalstatistik der Polizei: Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist der sicherste Landkreis im Oberland. Bei der Diskussion um die Einführung einer Sicherheitswacht ginge es allerdings nicht um die Frage ihrer Notwendigkeit, sagte Czerweny. Sie sei "ein Zusatz" und "das kleine Bisschen mehr", das die Polizeibeamten durch mangelnde zeitliche Kapazitäten nicht bewältigen könnten.

Des Weiteren wurde gefragt, "welche Rechte denn der Bürger der Sicherheitswacht gegenüber habe. Denn gerade jetzt, wo Trickbetrüger wieder vermehrt unterwegs seien "könnte ja ein jeder daherkommen". Czerweny erklärte daraufhin, dass sich ein Bürger durchaus die Ausweise der "Kräfte" zeigen lassen und den Dialog suchen könne, wenn er von der Sicherheitswacht angesprochen oder zurecht gewiesen werde.

Die patrouillierenden Mitglieder, die mit dunkelblauen Polos und Einsatzjacken uniformiert sein werden, würden auch sorgfältig ausgewählt. Man wolle keine "Hilfssheriffs" dabei haben, erklärte der Polizeichef. Denn bezüglich des Verhaltens der Sicherheitswachtler habe es in anderen Landkreisen bereits Beschwerden gegeben.

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Bürgermeister Klaus Heilinglechner kommentierte die Debatte mit den Worten, die Sicherheitswacht "tut uns nicht weh, sondern gibt der Stadt Stand". Er persönlich würde ihre Einführung befürworten. Daraufhin entstand eine Diskussion um die Zivilcourage und Selbstverantwortung jedes einzelnen Bürgers. "Man hat das Gefühl füreinander verloren", hieß es da und auch, dass es "für die eigene, gefühlte Sicherheit viel wichtiger ist, sich innerhalb eines Ortes zu vernetzen".

Immer wieder fiel in der Versammlung das Argument, die Sicherheitswacht koste die Kommune "keinen Cent", denn der Freistaat Bayern trägt alle Kosten. "Also finanziert's der Steuerzahler", hörte man im Saal. Eingegangen wurde darauf aber nicht. Mehr als zwei Stunden dauerte das Gespräch, das immer wieder in eine angeregte Diskussion umschlug. Nur wenige der Anwesenden schienen eine klare Meinung zum Thema zu haben - der Großteil zeigte sich abwägend.

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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