Kreisjugendring Bad Tölz-Wolfratshausen:Jugendarbeit in schwierigen Zeiten

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Der Kreisjugendring gibt einen Zuschuss von 1500 Euro, damit die acht Bands vom Rooftop-Festival in Wolfratshausen ihre Songs professionell aufnehmen können. (Foto: Hartmut Pöstges)

In seiner Herbstvollversammlung zieht der KJR eine Jahresbilanz. Jungwähler der AfD sollen erreicht und mehr begleitet werden, die Bands vom "Rooftop"-Festival erhalten einen Zuschuss, um ihre Songs professionell aufzunehmen.

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Die Herbstvollversammlung ist für den Kreisjugendring (KJR) immer auch eine Gelegenheit, eine Jahresbilanz zu ziehen. Bei dem Treffen am Mittwochabend im Kursaal von Bad Heilbrunn lag der Fokus auf der U18-Wahl und dem Rooftop-Festival, dem Umgang mit Zuschüssen für die Jugendabteilungen der Vereine und Organisationen sowie auf dem Isar-Loisachtaler Ferienpass. Vorsitzender Renato Wittstadt verwies ob möglicher Kürzungen von Finanzmitteln durch den Landkreis gleich zu Beginn darauf: "Vorsorgen ist besser als Bohren, sagen die Zahnärzte. In der Jugendarbeit gilt das auch."

Nach U18-Wahl: "Gelder in politische Bildung stecken"

Bei der U18-Wahl, die unmittelbar vor der Landtagswahl am 8. Oktober stattgefunden hatte, legte die AfD ungefähr so zu wie dann auch beim Urnengang fürs Maximilianeum: Sie landete mit 12,9 Prozent der Stimmen hinter der CSU und den Grünen auf Platz drei. Deshalb wäre es alles andere als verkehrt, "Gelder in die politische Bildung zu stecken", sagte KJR-Beisitzerin Sabine Grasberger. Einig war man sich beim KJR darin, dass man die jugendlichen AfD-Sympathisanten erreichen und begleiten müsse. Dies könne nicht alleine den Lehrkräften an den Schulen aufgebürdet werden, meinte Roland Herzog. "Da ist auch die Jugendarbeit, ist die Gesellschaft gefragt." 2024 steht die Europawahl an. Daran dürfen sich hierzulande schon 16-Jährige beteiligen. "Unser Fokus wird sein, die Erstwählerinnen und Erstwähler vorzubereiten. Wie das aussehen wird, daran arbeiten wir gerade", sagte KJR-Geschäftsführerin Sabine Kresta.

"Das ist Jugendarbeit in gelebter Reinkultur."

Im Zusammenhang mit der U18-Wahl ging Ende September auch das Rooftop-Festival in Wolfratshausen über die Bühne. Dabei konnten Jugendliche mit eigenen Songs und Gedanken zum Thema Demokratie teilnehmen. "Es sind echt beeindruckende Texte dabei herausgekommen", sagte Kreisjugendpflegerin Verena Peck, die das arbeitsreiche Projekt zusammen mit Kresta gestemmt hatte. Beide erhielten dafür in der Herbstvollversammlung viel Applaus. "Vier Songs hatten wir erwartet, acht waren es, die diverser nicht hätten sein können", sagte Peck. Sie sei gerührt gewesen, wie motiviert die jungen Leute waren, die sonst im Leben eher außen vor blieben. "Das ist Jugendarbeit in gelebter Reinkultur."

Die KJR-Herbstvollversammlung in Kursaal von Bad Heilbrunn war nicht allzu gut gesucht. 29 stimmberechtigte Delegierte reichten knapp zur Beschlussfähigkeit. (Foto: Klaus Schieder)

Mit Nachdruck setzten die Delegierten am Ende auch durch, dass der KJR noch 1500 Euro in seinen Haushalt einplant, damit die acht Songs in einem Tonstudio professionell aufgenommen werden. Solomon Solgit aus Bad Tölz, Artist vom Cirque du Soleil, hatte angeboten, dies zu übernehmen. Dagegen stimmte nur Vorsitzender Wittstadt, der die Notwendigkeit eines Dringlichkeitsantrags dafür nicht so recht einsah. Geld genug hat der KJR jedenfalls. Die Rücklagen belaufen sich bis zum Jahresende voraussichtlich auf 87 559 Euro. Im Haushaltplan 2024 sind 266 900 Euro in Einnahmen und Ausgaben vorgesehen.

Eine Bilanz des Isar-Loisachtaler Ferienpasses 2023 zog Gesamtkoordinatorin Monika Holzheuer vom Kreisjugendrin (Foto: Manfred Neubauer)

Neben einem Rückblick auf das inklusive Sport- und Spielefest in Geretsried, der Aktion "Pop to go" in Kooperation mit der Tölzer Jugendförderung und der Ramadama-Aktion "Uns stinkt's", an der sich landkreisweit etwa 200 Kinder und Jugendliche in 13 Gruppen beteiligt hatten, ging es auch um den Isar-Loisachtaler Ferienpass. 776 Veranstaltungen waren im Sommer angeboten, 731 fanden auch statt. Eine hohe Quote, wie Gesamtkoordinatorin Monika Holzheuer vom KJR sagte. Sie verbuchte insgesamt 11 656 Anmeldungen nach Verlosung, 3706 wurde wieder storniert "Das ist oft so." Die Einnahmen aus dem Online-Portal betrugen 91 274 Euro, voriges Jahr waren es nur 73 981 Euro. Erstmals war es für Schulen möglich, Angebote online zu bestellen. Der KJR selbst hatte 19 Tagesangebote im Programm, darunter Busfahrten in Salzbergwerk Berchtesgaden, nach Innsbruck oder zum Kamelreiten nach Valley. Auslastung: 97 Prozent.

Zur neuen Beisitzerin - einer von nunmehr fünf - wurde Ronja Jambor (Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder) gewählt. Eine zähe Debatte kreiste um die Fördertöpfe des KJR. Um Bürokratie abzubauen und weniger Formulare vorhalten zu müssen, bilden "Jugendveranstaltungen" und "Wöchentliche Aktivitäten" künftig keine eigenen Zuschusskategorien mehr, sondern werden unter "Sonderförderung" subsumiert. Fördermittel für Geräte und Materialien gibt es vom KJR nur noch , wenn sie ökologisch hergestellt sind.

Das gilt auch für Kleidung, was den Vertreter der Kreiswasserwacht wenig amüsierte. Badeanzüge aus Baumwolle? "Wir haben Vorschriften unseres Verbandes, die können wir nicht ändern", argumentierte er. Dazu könne der KJR lediglich sagen: "Sorry, nicht unsere Schuld", erwiderte Kresta. Vorsitzender Wittstadt stellte klar, dass der Kreisjugendring ohnehin keine Wettkampfmontur fördere, kein Trikot, keine Uniform, keinen Badeanzug. Geld gebe es hingegen, wenn damit der Zusammenhalt in einer Gruppe gestärkt werde, etwa durch den Druck von T-Shirts für einen Ausflug. "Ansonsten wäre unser Etat gleich ausgeschöpft."

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