Zeitgeschichte:Die Erinnerung wachhalten

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Im Landkreis erinnern nicht nur die Mahnmale des Bildhauers Hubertus von Pilgrim an den Todesmarsch, der Ende April 1945 durch das Oberland führte. (Foto: Hartmut Pöstges)

Badehaus und Kreisbildungswerk in Bad Tölz-Wolfratshausen laden zu Zeitzeugengesprächen, einer Ausstellung und Filmvorführungen ein.

Von Stephanie Schwaderer, Bad Tölz-Wolfratshausen

Wie geht Erinnerung? Was bedeutet sie? Über Fragen wie diese spricht die Holocaust-Überlebende und Psychotherapeutin Eva Umlauf am Sonntag, 21. April, in der Reihe "Begegnung im Badehaus" im Wolfratshauser Stadtteil Waldram. Umlauf zählt zu den jüngsten Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. 1944 wurde sie als Zweijährige mit ihrer schwangeren Mutter und ihrem Vater in einem der letzten Deportationszüge ins KZ verschleppt. Außer ihrer eintätowierten Häftlingsnummer am Arm hat sie nur wenige Erinnerungen an Auschwitz.

Nach ihrer Befreiung wuchs sie in der damaligen Tschechoslowakei auf, studierte Medizin und kam 1967 mit ihrem Mann nach München, wo sie bis heute als Fachärztin für psychotherapeutische Medizin arbeitet. Erst 2014, nach einem Herzinfarkt, begann sie ihre Geschichte zu recherchieren. Im Gespräch mit Sybille Krafft, der Vorsitzenden des Badehaus-Vereins, erklärt die "Gefühlserbin", wie sie sich selbst nennt, psychologische Aspekte des Erinnerns. Der Abend wird von Filmausschnitten und Musik der Beermann Brüder begleitet (Beginn 19 Uhr).

Eva Umlauf als Zweijährige mit ihrer Mutter. (Foto: privat/oh)
Eine Szene aus Max Kronawitters Film "Todesmarsch - als das Grauen vor die Haustür kam". (Foto: Ikarus-Film/oh)

"Namen statt Nummern" heißt eine internationale Wanderausstellung, die das Kreisbildungswerk nun auch ins Tölzer Stadtmuseum holt. Sie erinnert an Menschen aus ganz Europa, die von den Nationalsozialisten in der Zeit von 1933 bis 1945 ins Konzentrationslager Dachau verschleppt wurden. 22 Banner beschreiben einzelne Schicksale und beleuchten das Projekt Gedächtnisbuch sowie die Geschichte des KZ Dachau. Die Vernissage am Dienstag, 23. April, beginnt um 19 Uhr.

Die Stadt Bad Tölz und der Landkreis seien durch die Todesmärsche "untrennbar mit der Geschichte des KZ-Dachau und den Lebensgeschichten der Menschen, die am Kriegsende auf diese brutalen Märsche gezwungen wurden, verbunden", erklärt Roland Gruber vom Kreisbildungswerk. Er hat ein Rahmenprogramm organisiert, mit dem er auch junge Leute erreichen möchte.

Dazu zählen zwei Filmvorführungen mit dem Eurasburger Dokumentarfilmer Max Kronawitter. In seinem preisgekrönten Film "Todesmarsch - als das Grauen vor die Haustür kam" hat er den Marsch der Häftlinge durchs Oberland nachgezeichnet. Seine Idee, den Film in den betroffenen Ortschaften zu zeigen, führt ihn am Mittwoch, 24. April, nach Königsdorf (Rathaus, 19 Uhr) und am Sonntag, 28. April, nach Reichersbeuern (Altwirt, 19 Uhr). In seinen Einführungen will Kronawitter schildern, welche Erfahrungen er bei den Dreharbeiten machen konnte. Für Anfang Mai sind in Bad Tölz zwei Zeitzeugengespräche mit Abba Naor geplant.

Weitere Informationen unter https://www.kbw-toelz-wor.de

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