Kommunalwahl 2020:Umfahrung bleibt Konfliktthema Nummer eins

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Schäftlarner Podium der Bürgermeisterkandidaten Christian Fürst, Marcel Tonnar und Christine Keller

Von Wolfgang Schäl, Schäftlarn

Drei Kandidaten im Wahlkampf-Endspurt: Die Bewerber für die Nachfolge des Schäftlarner Bürgermeisters Matthias Ruhdorfer (CSU) sind am Sonntagabend in den Ring gestiegen, um ihren Anspruch auf das wichtigste Amt in der Gemeinde zu rechtfertigen. Es war gewiss ein stressiger Termin, denn zum einen war die geräumige Grundschulturnhalle bei der Podiumsdiskussion zum Bersten gefüllt mit erwartungsvollen Zuhörern, zum anderen war die Veranstaltung darauf angelegt, bei den Rathaus-Aspiranten jegliche Weitschweifigkeit zu unterbinden.

Organisiert hatten die straff geführte Debatte die drei Gemeindebürgerinnen Monika Fischer, Lisa Huber und Karin Seika, die mit einem Katalog von vorab unter Bürgern zusammengetragenen Fragen sowie präzise begrenzter Redezeit von jeweils zwei Minuten pro Antwort das Trio auf dem Podium zu prägnanten Statements zwangen.

Isar-LoisachboteMitarbeiterin Sabine Hermsdorf-Hiss brachte als Moderatorin mit übersichtlich strukturierten Themenkomplexen und einigen persönlichen Fragen die Kandidaten Christian Fürst (CSU), Marcel Tonnar (parteilos für die Grünen) und Christine Keller, Gemeindeunion (GU), gehörig ins Schwitzen.

In der Vorstellungsrunde präsentierte sich Tonnar als Umweltingenieur mit Schwerpunkt regenerative Energietechnik, Mitbegründer der Blaskapelle Hohenschäftlarn, Mitglied der Kolpingfamilie, engagiert im Pfarrverband und als Vorsitzender der Energiewende-Initiative Bürgerkraft Isartal. Keller stellte sich als Bauingenieurin vor, die viele positive Erfahrungen im Kindergartenbeirat gesammelt hat. Fürst nannte als Schwerpunkte seiner Vita die Mitgliedschaft im Gemeinderat und der Feuerwehr. Beruflich arbeitet er als Stimmkreis-Büroleiter der Bau- und Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU).

Beim Thema "Jugend" waren sich die Kandidaten einig, dass ein zentraler Ort geschaffen werden müsse, an dem sich die über 14-Jährigen ungestört treffen können. Das Konzept solle an einem Runden Tisch erarbeitet werden. Auch unter der Rubrik "Stärkung des Ehrenamtes" widersprachen sich die drei Bewerber nicht - man müsse eine Plattform finden, passende Räume bereitstellen und eine gemeinsame Broschüre auflegen, regte Keller übereinstimmend mit Tonnar an.

Fürst sprach sich für einen Ehrenamts-Beauftragten aus, der Dorffeste mit den Vereinen organisieren könnte. Sinnvoll und notwendig sei eine Mehrzweckhalle. "Das wäre eine Lösung, gegebenenfalls wäre aber auch ein Versammlungsraum für 150 Personen schon sinnvoll", fand Fürst. Keller regte an, dass man eventuell "in Zusammenarbeit mit dem TSV was machen könnte"; für ein Bürgerhaus sprach sich Tonnar aus. Leider seien die Grundstücke für ein solches Projekt sehr begrenzt. Denkbar wäre aus seiner Sicht, den S-Bahnparkplatz mit einem Versammlungsraum auf Stelzen zu überbauen.

Einig waren sich die Kandidaten über die Perspektiven der Ortsentwicklung: Man dürfe dem von München ausgehenden hohen Siedlungsdruck nicht nachgeben und müsse sich auf ein moderates Wachstum beschränken, hieß es. Statt neues Bauland auszuweisen gelte es, den Wohnungsbedarf "durch Nachverdichtung klug zu steuern", so Fürst.

Mit Raunen reagierte das Publikum, als das Konfliktthema Nummer eins der Schäftlarner Kommunalpolitik aufgerufen wurde: die Umfahrung. Per Bürgerentscheid ist die umstrittene ortsnahe Flurtrasse favorisiert worden, ein Mehrheitsbeschluss, an den sich die Gemeinde nur ein Jahr lang halten muss. Nach dieser Frist könnten die Karten neu gemischt werden. "Ich würde den Bürgerentscheid umsetzen, auch wenn das Jahr vorbei ist", beteuerte Tonnar. Ihm sekundierte Fürst: Man könne "nicht wieder bei Null anfangen". Nachdem mit dem Baubeginn ohnehin frühestens in zehn bis 20 Jahren zu rechnen sei, dürfe man jetzt nicht noch einmal zehn Jahre verlieren. Der Entscheid sei schließlich demokratisch zustande gekommen.

Keller plädierte hingegen für mehr Flexibilität und regte an, "einen Plan B zu entwickeln". Die GU-Kandidatin hält es für sinnvoll, mit dem Landkreis Starnberg im Kontakt zu bleiben, um die Verkehrsprobleme zu lösen, die sie auf Schäftlarn im Kontext mit dem geplanten Gewerbegebiet Schorn-Nord zukommen sieht. Für einen Dialog mit den Starnbergern votierten grundsätzlich auch die beiden anderen Bewerber, allerdings, wie es Fürst formulierte, "nur auf der Grundlage des Bürgerentscheids".

Weitere Themen: ein Mehrgenerationenhaus, schnelles Internet, Park-and-Ride-Plätze und Windräder, schließlich falle "der Strom nicht vom Himmel". Für die gebe es allerdings keine geeigneten Plätze.

© SZ vom 18.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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