Privater Hubschrauberflug:Streit um Flughöhe bei Geburtstagsparty

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Hubschrauber-Pilot Dieser Verbarg ist es gewöhnt, immer wieder angezeigt zu werden. (Foto: Martina Schulz)

Hat er sich an die Regeln gehalten oder nicht? Nach einer Geburtstagsparty mit Militärjeeps und Hubschrauber gibt es Streit. Dabei hätte der Pilot am Sonntag vermutlich gar nicht fliegen dürfen.

Von Pia Ratzesberger, Königsdorf/Dietramszell

Es überrascht Dieter Verbarg nicht, dass es Ärger gibt. Ärger wegen des vergangenen Wochenendes, als er anlässlich einer privaten Geburtstagsfeier Partygäste in seinem Hubschrauber mit in die Luft nahm. In seiner Bell 47, von der Königsdorfer Jugendsiedlung Hochland aus, weit über die Isarauen.

Anwohner beschwerten sich über den Fluglärm bei der Polizeiinspektion Geretsried, wollten gesehen haben, dass der Helikopter viel zu tief geflogen sei, keine 20 Meter über der Isar. "Ich habe auch schon Rundflüge gemacht, da gab es danach mehr als 15 Anzeigen, das schockt mich nicht mehr", sagt Verbarg.

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Natürlich habe er die Mindestflughöhe eingehalten. Dem Luftamt Süd zufolge, das dem Piloten die Genehmigung für die Flüge am Wochenende erteilt hatte, lag diese bei 150 Metern über dem Grund. Dieter von Hausen kann da nur lachen: "Niemals waren das 150 Meter", widerspricht der Anwohner aus Dietramszell den Aussagen des Piloten.

Verbarg will nach Regeln geflogen sein

Er habe nahe der Isar gesehen, wie der Helikopter hinter der Hangkante verschwand - und kurz darauf ein paar hundert Meter weiter über dem Fluss wieder auftauchte. Verbarg aber will davon nichts wissen, er beteuert, nach den Regeln geflogen zu sein. Weil er alle zehn Minuten gestartet und gelandet sei, um immer wieder neue Gäste der Geburtstagsfeier mitzunehmen, könne es natürlich sein, dass ihn Anwohner auf niedriger Höhe beim Landen beobachtet hätten.

Das Luftamt Süd gibt hierzu an, dass ihm "keine Information zu Unterschreitungen der Mindestflughöhe" vorlägen. Die Genehmigung sei für die Zeiten zwischen zehn und zwölf Uhr sowie zwischen 14 und 18 Uhr erteilt worden. Auch hier sind sich Verbarg und von Hausen uneins: Ersterer sagt, dass er die Mittagspause minutiös eingehalten habe, von Hausen dagegen ist sich sicher, dass der Helikopter auch in der Mittagszeit in der Luft war. "Unsere beiden Enkelkinder, die zu Besuch waren, konnten um die Zeit wegen des Krachs nicht schlafen".

Das Luftamt Süd hatte die Genehmigung für Samstag erteilt, möglicher Ausweichtag war Verbarg zufolge aber der Sonntag - den er auch nutzte, weil er wegen Nebels am Samstagvormittag kaum geflogen sei. Beim Luftamt dagegen heißt es, dass der Ausweichtag nur genutzt werden dürfe, wenn man am eigentlichen Tag der Genehmigung aus Wettergründen überhaupt nicht fliegen kann. Der Ausweichtag sei dem Amt zufolge aber nicht dafür gedacht, dass der Pilot an beiden Tagen in die Luft gehe.

Geburtstagsparty mit Militärjeeps und Hubschraubern

Zu der Geburtstagsparty, deren Gäste Verbarg umherflog, hatte der Architekt Florian Staufer eingeladen, in die Jugendsiedlung Hochland in Königsdorf. Eine aufwendige Motto-Feier, angelehnt an die amerikanische Serie "MASH" aus den 70er und 80er Jahren, die in einem Feldlazarett der US-Armee im Koreakrieg spielt. Um die richtige Atmosphäre zu schaffen, hatte der Gastgeber unter anderem Militärjeeps bestellt sowie den Hubschrauber Bell 47.

Mittlerweile hat sich Staufer persönlich bei Dieter von Hausen entschuldigt. Weil der Architekt nicht ortskundig sei, habe er nicht gewusst, dass die Wohngebiete so nah an der Königsdorfer Jugendsiedlung lägen, sagt von Hausen. "Das ist nobel von Staufer, dass er mich angerufen hat, und damit ist die Sache für mich verziehen."

Pilot Dieter Verbarg aber ist sich nicht sicher, ob ihn eventuell noch eine Anzeige erreichen wird, weil er angeblich die Mindesthöhe oder die vorgegebenen Flugzeiten nicht eingehalten hat. "Die Polizeibeamten aus Geretsried, die am Wochenende vorbeikamen, hatten so etwas erwähnt", sagt er. Die örtliche Polizeiinspektion gibt auf Nachfrage an, der Bericht der zuständigen Beamten werde erst am Mittwoch vorliegen.

Erst dann könne man nähere Angaben machen. Verbarg aber nimmt es ohnehin gelassen, er sei mittlerweile "abgehärtet", sagt er. "Es kann sein, dass Anwohner während der Mittagszeit einen Hubschrauber gesehen haben, aber das war dann mit Sicherheit nicht ich." Es gebe schließlich mehr als einen Helikopter im Landkreis.

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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