Königsdorf:Geburtstagsparty mit Militärjeeps und Helikopter

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Flug über die Isarauen: Mit diesem Hubschrauber hat der Gastgeber seinen Freunden einen ganz besonderen Ausblick ermöglicht - und andere verärgert. (Foto: Martina Schulz)

Ein Mann lädt mehr als 100 Gäste nach Königsdorf, das Motto der Privatparty: eine erfolgreiche US-Antikriegs-Serie. Anwohner beklagen "kriegsähnliche Zustände".

Von Pia Ratzesberger, Dietramszell/Königsdorf

Eigentlich will Dieter von Hausen ein ruhiges Wochenende verbringen, an diesem Samstag in Dietramszell, die Söhne sind samt Familien zu Besuch - doch stattdessen findet er sich in "kriegsähnlichen Zuständen" wieder: "Permanent kreiste ein Hubschrauber über der Jugendsiedlung Hochland in Königsdorf", sagt der 78-Jährige. Er sei so tief über der Isar geflogen, dass er ihn nur einen Kilometer vom Hochufer entfernt nicht einmal mehr habe sehen können.

Mit seinen Söhnen arbeitete der Rentner im Garten, unter ständigem Motorenlärm, unter anhaltendem Krach, Samstag und Sonntag. "Ich habe jahrelang bei der Lufthansa gearbeitet, bin Fluglärm gewohnt, aber das war selbst für mich schwer auszuhalten", sagt der 78-Jährige. Mittlerweile ist klar, dass der Hubschrauber anlässlich einer Privatparty seine Kreise zog, "unmöglich" findet von Hausen das.

Nicht einmal die Polizei kann aufklären

Am Wochenende aber kannte er den Grund für den Krach noch nicht, wandte sich schließlich an die Polizeiinspektion Geretsried. Dort versprach man einen Streifenwagen beim Hochlandlager vorbeizuschicken, mehr Informationen erhielt von Hausen nicht. Dabei war er nicht der Einzige, der sich bei den Beamten ob der Störung aus der Luft beschwerte: Drei Personen hätten sich am Wochenende über den Hubschrauberlärm beklagt, heißt es bei der Inspektion auf Nachfrage. Was die Beamten auf Streife herausgefunden hätten, könne man aber erst am Dienstag sagen, da bisher kein Bericht vorliege und die zuständigen Beamten erst dann wieder anwesend seien.

Königsdorf
:Lazarett zum Geburtstag

Militärzelte in der Jugendsiedlung: Florian Staufer hat seinen Vierzigsten unter dem Motto der TV-Serie "MASH 4077" gefeiert. Das Fest wird zu einem großen Privatspektakel.

Von Martina Schulz

Sicher ist: Der Architekt Florian Staufer hat am vergangenen Wochenende das Außengelände der Jugendbildungsstätte Königsdorf gemietet, er feierte seinen Geburtstag mit einem großen Event unter dem Motto "MASH 4077", angelehnt an eine erfolgreiche US-Antikriegs-Serie aus den 70er- und 80er-Jahren, die in einem Feldlazarett im Koreakrieg spielt. Staufer ließ für das zweitägige Spektakel mit mehr als 130 Gästen eigens drei amerikanische Militärjeeps anfahren - und eben auch einen Helikopter. In der Serie bringen sie Verwundete ins Lazarett, am vergangenen Wochenende flogen sie die Partygäste über die Isarauen.

Der Leiter der Jugendsiedlung entschuldigt sich

Dem Leiter der Jugendbildungsstätte Josef Birzele zufolge hat der Veranstalter Florian Staufer extra die Genehmigung beim Luftamt für das Flugobjekt eingeholt. "Der ist ein sehr engagierter Mensch, in der evangelischen Jugend aktiv", betont Birzele. Auch deshalb habe man gegen solch eine Feier nichts einzuwenden gehabt. Birzele entschuldigt sich aber bei den Anwohnern für entstandene Unannehmlichkeiten: Die Flüge seien eine Ausnahme, die "so schnell nicht wieder vorkommt".

Es bleibt die Frage, ob der Hubschrauber tatsächlich niedriger geflogen ist als ihm die Genehmigungen erlaubte, wie die Anwohner berichten. Das Luftamt Süd wollte am Montag auf Anfrage diesbezüglich noch keine Stellung nehmen.

Ein zusätzliches Risiko für die Segelflieger, die vom Flugplatz in Königsdorf starten, sei ein Hubschrauber aber nicht, sagt Mathias Schunk, Sprecher des dortigen Segelfliegerzentrums: "Wenn Segelflieger und Hubschrauber gleichzeitig in der Luft sind, gibt es klare Regeln, die bestimmen, wer Vorfahrt hat." Genau wie auf den Straßen am Boden. In der Luft hätten in diesem Fall die Segelflieger Vorfahrt - weil sie schwerer ausweichen können.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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