Geretsried und Königsdorf:Bald wieder trinkbares Wasser

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Noch etwa ein Jahr erhalten die Geretsrieder und die Königsdorfer gechlortes Trinkwasser, das sie zudem noch abkochen müssen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Geretsried beginnt kommende Woche endlich mit dem Bau der Ultrafiltrationsanlage. Die Bürger können hoffen, dass sie ihr Wasser bald nicht mehr abkochen müssen.

Von Matthias Köpf, Geretsried/Königsdorf

Auf dem Tisch im Besprechungsraum der Geretsrieder Stadtwerke stehen schlichte Gläser mit der Aufschrift "Trinkwasser" und einem stilisierten Wasserhahn - und daneben zwei Flaschen Mineralwasser, "medium" und "aktiv". Zum Mineralwasser greifen die Geretsrieder seit zwei Jahren häufiger, denn Ende Oktober 2013 hat das Gesundheitsamt die Stadtwerke gebeten, ihr Trinkwasser zu chloren, und zum 1. November hat es diese Chlorung dann verfügt. Zudem müssen die Stadtwerke die Bürger seither dazu anhalten, das gechlorte Leitungswasser vor dem Trinken auch noch abzukochen.

Fast zwei Jahre danach sitzt Stadtwerke-Vorstand Jan Dühring am Besprechungstisch mit den Mineralwasserflaschen und kündigt Abhilfe an: Voraussichtlich in etwa einem Jahr werde die behördlich verlangte Ultrafiltrationsanlage in Betrieb gehen. Ab kommender Woche werde gebaut.

"Schneller geht's halt jetzt auch nicht", sagt Dühring, denn die Baugenehmigung aus dem Landratsamt ist erst Ende September eingetroffen. Viele Ämter hatten bis dahin viele Unterlagen auf dem Tisch, denn gebaut werden soll im Wasserschutzgebiet, was den behördlichen Aufwand nicht gerade kleiner macht. Dabei sei die ganze Anlage "eigentlich ein Projekt des Landratsamts, das wir umsetzen dürfen", sagt Dühring. Mehr Spitzen Richtung Tölz erlaubt er sich nicht mehr - abgesehen von der Bemerkung, dass man die Notwendigkeit der auf gut vier Millionen Euro geschätzten Ultrafiltrationsanlage aus fachlicher Sicht immer noch nicht einsehe.

Klagen und Einsprüche, fast eineinhalb Jahre lang

Entschieden hat die umstrittene Fachfrage im März dieses Jahres das Verwaltunsgericht München, nachdem die Stadt Geretsried und die Gemeinde Königsdorf fast eineinhalb Jahre lang nur mit Einsprüchen und Klagen auf die Bescheide aus der Abteilung Humanmedizin im Landratsamt reagiert hatten. Deren Leiter Franz Hartmann hatte nach vereinzelten Keimfunden im Rohwasser und auch im bereits UV-bestrahlten Leitungswasser die Chlorung und die Abkoch-Aufforderung verfügt, bis eine Ultrafiltrationsanlage in Betrieb gegangen ist.

Während die Stadtwerke und Fachleute aus dem Umfeld ihres Bundesverbands darauf beharrten, dass das Keim-Problem auch mit weniger Aufwand zu lösen sei, argumentierte Hartmann damit, dass jegliches Gesundheitsrisiko auch für Säuglinge, Alte oder Kranke so weit wie irgend möglich ausgeschlossen werden müsse. Die kiesige Erdschicht über dem Königsdorfer und Geretsrieder Grundwasser sei grundsätzlich viel zu dünn und durchlässig, um einen brauchbaren natürlichen Filter abzugeben. Das Gericht schloss sich dem in jeder Hinsicht an.

Die Kosten tragen am Ende die Verbraucher

Ein grobes Konzept habe man sich lange zuvor zurecht gelegt, sagt der Geretsrieder Stadtwerke-Vorstand Dühring, und auch die Königsdorfer Gemeinderäte hatten sich längst insgeheim in die Notwendigkeit einer solchen Anlage gefügt. Doch erst nach der Gerichtsentscheidung habe man eine höhere sechsstellige Summe in die konkrete Planung stecken wollen, rechtfertigt Dühring das lange Zuwarten. Von kommender Woche an werde die Planung aber in die Tat umgesetzt. Die Bodenplatte des Gebäudes solle möglichst bis Mitte Dezember fertig sein, dann könnten je nach Winterwetter die Fertigteilwände folgen. Die Technik werde im Frühjahr installiert und im Herbst in Betrieb gehen.

Die Gemeinde Königsdorf, wo die rund 3000 Bürger sogar schon einige Monate länger unter dem gleichen Keim- und Chlorproblem leiden, überlässt das Projekt ganz den Geretsrieder Stadtwerken, die rund 24 000 Einwohner versorgen. Gebaut wird aber auf Königsdorfer Gebiet, die Gemeinde beteiligt sich mit etwa 700 000 Euro. Die Gesamtkosten, die wohl über vier Millionen Euro liegen werden, tragen am Ende die Verbraucher über ihren Wasserpreis. Der wird im ohnehin schon hochpreisigen Geretsried laut Dühring um maximal 30 Cent auf rund zwei Euro pro Kubikmeter steigen.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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