Glauben in Kochel am See:Angekommen nach einem langen Weg

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Cristina Burkert-Huber hat viel Lebenserfahrung gesammelt und betreut künftig an die 1400 evangelische Gläubige. Privat lebt sie die Ökumene. (Foto: Privat/oh)

Cristina Burkert-Huber arbeitete zunächst in der klinischen Forschung. Nun aber ist sie die neue evangelische Pfarrerin in Kochel am See und Umgebung.

Von Petra Schneider, Kochel am See

Die Küche ist noch nicht geliefert, auch ein Sofa fehlt noch. "Das übliche Chaos bei einem Umzug", sagt Cristina Burkert-Huber, die vorige Woche mit ihrem Mann in das Kochler Pfarrhaus eingezogen ist. Am Sonntag, 3. März, 15 Uhr, wird sie der neue Regionalbischof Thomas Prieto Peral weihen, der große Festgottesdienst findet aus Platzgründen in der katholischen Kirche St. Michael statt. Nach ihrem Vikariat in Gauting wurde Burkert-Huber von der Landeskirche nach Kochel versetzt, es ist ihre erste Pfarrstelle.

"Das ist eine riesige Freude für mich", sagt die gebürtige Bayreutherin. Denn ihr neuer Arbeitsort mit der kleinen Jugendstil-Kirche sei sehr schön. Sie habe freilich auch "Respekt" vor der Aufgabe, sagt die 43-Jährige. Denn künftig ist sie für etwa 1400 evangelische Christen aus den Gemeinden Kochel, Schlehdorf, Benediktbeuern, Bichl, Großweil und Walchensee zuständig. Sie tritt die Nachfolge von Elke und Matthias Binder an, die sich die Aufgaben geteilt hatten und von Pfarrerin Anna Ammon unterstützt wurden. Deren halbe Stelle wurde gestrichen. Burkert-Huber muss nun alle Aufgaben alleine bewältigen. Die Gottesdienste, die sie in Kochel und alle paar Wochen in der kleinen evangelischen Kirche in Walchensee hält. Drei bis vier Stunden Religionsunterricht pro Woche, Taufen Beerdigungen, Seelsorge, Konfirmandenunterricht, Kirchenvorstandssitzungen. Viel Arbeit, aber sie sei nun da angekommen, "wo es mich hingezogen hat", sagt Burkert-Huber.

Ihr Weg war nicht geradlinig. Nach dem Abitur machte sie zunächst eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin am Uniklinikum in Regensburg. "Aus Spaß und Freude" habe sie nebenbei Theologie und Musikwissenschaften studiert. "Tagsüber gearbeitet und nachts gelernt". Sie schloss mit dem Bachelor ab, wechselte in ihrem damaligen Brotberuf an das LMU-Klinikum nach Großhadern, arbeitet in der klinischen Forschung. Weil ihr "etwas gefehlt" habe, machte sie eine Ausbildung zur ehrenamtlichen Klinikseelsorgerin. Diese Erfahrung sei schließlich der Auslöser gewesen, mit 32 Jahren "Volltheologie" in München zu studieren.

Was der Glaube für sie bedeutet? "Etwas, das mich trägt", sagt Burkert-Huber. Denn ihre Kindheit sei nicht einfach gewesen. Als sie zwei Jahre alt war, wurde ihre Mutter nach einer verpfuschten Bandscheiben-Operation querschnittsgelähmt. Dass sie später wieder einigermaßen laufen konnte, "war wie ein Wunder." Als sie vier war, starb ihr Vater. In den Kindergottesdiensten habe sie Halt gefunden, sagt die neue Pfarrerin. "Gott ist eine Konstante, die mich nicht verlässt." Diese Erfahrung wolle sie auch anderen vermitteln. Bis heute liebt sie Gottesdienste. Die Orgelmusik, die Liturgie, die Stille. Zwei Dinge seien ihr in ihrer Arbeit wichtig: Die Gestaltung der Gottesdienste und die Ökumene, die in ihrem privaten Leben eine ganz praktische Bedeutung hat. Denn ihr Mann, der Lehrer bei den Benediktinern im Gymnasium Schäftlarn sei, ist Katholik. "Das ist gelebte Ökumene", sagt die evangelische Pfarrerin und schmunzelt.

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