Kochel am See:Der Berg ruft "Kamasutra"

Erst "Kamasutra", dann "Ein unmoralisches Angebot": Im Oberland klettern Sportler nicht nur dröge Felsen hinauf.

Isabel Meixner

Der Tag beginnt anspruchsvoll für eine Gruppe junger Männer. Sie widmen sich im Freien dem Kamasutra. Die Männer sind keine Anfänger, und das ist gut so, schließlich verlangt die Oberfläche etwas Erfahrung und vor allem eine gute Technik.

Klettertechnik, wohlgemerkt. Denn für Einsteiger eignet sich die Kletterroute an der Betongwand im Süden Kochels nicht, ebenso wenig wie der "Schlagerstar" und "Die heilige Dreifaltigkeit". Das "Tal der Sünde" oder der "Nasenbohrer"? Schon eher. Die Namen der Kletterrouten im Oberland lassen den Neuling stutzen. Südlich von Bad Heilbrunn besteigen Kletterer den "Radlweg", nahe dem Walchenseekraftwerk haben sie den "Baam im Gnack" (Baum im Genick) und können zwischen dem "Pizza Express" und dem "Kamikaze-Frosch" wählen.

Wer sich diese Namen einfallen lässt? Wer die Route das erste Mal klettert, darf sie benennen und sie mit diesem Namen in diversen Kletterführern publik machen. So ruft sich der eine nach erfolgreicher Erstbesteigung zum "Helden der Arbeit" aus, der nächste steht öffentlich zu seiner "Sehnsucht nach Geli". Für einen anderen Kletterer wiederum scheint "No woman, no cry" am Brauneck die bessere Alternative.

Nicht jedoch für die Gruppe junger Männer, die nach "Kamasutra" an der Betonwand in Kochel die nächste Herausforderung suchen und nach kurzer Zeit fündig werden: Sie entscheiden sich für "Ein unmoralisches Angebot".

© SZ vom 18.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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