Schulzirkus Schäftlarn:Atemberaubende Akrobatik

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Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Schäftlarn haben ein Jahr lang geprobt, nun kommt ihr Varietéprogramm zur Aufführung. (Foto: Hartmut Pöstges)

Einmal jährlich stellen junge Varietékünstler des Gymnasiums Schäftlarn ihre Kunststücke vor. Aktuell bringen sie den Nussknacker zur Aufführung. Eindrücke von der Generalprobe zeigen: Die Vorstellungen versprechen, ein Erfolg zu werden.

Von Quirin Hacker, Schäftlarn

In der Turnhalle zeigen die Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums Schäftlarn, was sie können: Athletische Körper schlagen Saltos, bauen sich zu menschlichen Pyramiden auf und springen Seil, während sie auf Gymnastikbällen balancieren. Es ist Generalprobe für den Nussknacker, die diesjährige Vorführung des Schulzirkus Schäftlarn. 87 Schülerinnen und Schüler von der fünften bis zur zwölften Klasse beteiligen sich. Am Freitag probten sie die Vorstellung das erste Mal am Stück. Ein Jahr Training ist in dieses Programm geflossen.

Eine Reise durch verwunschene Welten verspricht das Programm "Der Nussknacker". (Foto: Hartmut Pöstges)

Welche Organisation hinter dem Abend steckt, wissen die beiden Sportlehrer, die das Varieté mit ihren Schützlingen einstudiert haben. Herbert Remmele hat eine Zusatzausbildung in Bewegungskünsten abgeschlossen, Judith Tillmann ist Kletterexpertin. Die vorgeführten Kunststücke sind ihnen zufolge eine Zusammenstellung verschiedener akrobatischer Grundfiguren. Diese studieren Schülerinnen und Schüler einmal pro Woche im gemeinsamen Wahlunterricht ein. Nach einer abgeschlossenen Grundausbildung vertiefen sich die angehenden Varietékünstler in einzelne Bereiche wie Luft- oder Bodenakrobatik.

Verschiedene akrobatische Grundfiguren studieren die Schülerinnen und Schüler einmal pro Woche im gemeinsamen Wahlunterricht ein. (Foto: Hartmut Pöstges)

Dabei bleibt Raum für eigene Ideen, wie den Shuffletanz. Auf der abgedunkelten Bühne sind nur die leuchtenden Schuhe der Tänzerinnen im Nebel zu sehen, die sich wie schwerelos zu bewegen scheinen. Vor einigen Jahren seien die Schülerinnen selbst mit dieser Idee auf ihn zugekommen, sagt Remmele. "Weil sie dieses Jahr Abitur machen, geben sie nun ihr Können an die Jüngeren weiter."

Die vergangenen Tage haben die jungen Akrobaten besonders intensiv geübt, damit jedes Manöver sitzt. "Teilweise auch bis zehn Uhr abends," sagt der Sportlehrer. Dementsprechend erschöpft seien einige heute auf der Bühne. Trotzdem muss sich jeder konzentrieren. Es geht auch um Sicherheit. Bei einer dreistöckigen Menschenpyramide bewegt sich die Spitze in drei Metern Höhe. Deshalb stehen Helfer um sie herum, um sie im Notfall aufzufangen. Ununterbrochene Aufmerksamkeit sei deshalb nötig. "Auch solche Sachen üben wir," sagt Remmele.

Bei einer dreistöckigen Menschenpyramide bewegt sich die Spitze in drei Metern Höhe. (Foto: Hartmut Pöstges)

Zuschauer sehen nur die Endfassung. Bei der Aufführung zählt jedoch mehr als das Können Einzelner. Der Ablauf muss als Ganzes reibungslos funktionieren. Die Wechsel müssen schnell verlaufen, dazu muss die Technik immer genau das machen, was gerade von ihr erwartet wird. Teilweise treten die Akrobaten bis zu neun Mal an einem Abend auf.

Die Generalprobe zeigt, welche Herausforderung darin steckt. Vor der Bühne wird ein Tuch als Leinwand gespannt. Beim Hochziehen verfängt sich ein Seil, der Ablauf verzögert sich. Hinten im Raum sitzt Remmele und führt Regie. "Wenn so etwas passiert," gibt er seine Anweisungen an die Schüler aus der Technik-AG am Mischpult, "einfach Musik reinhauen. Und zwar so laut, dass dem Publikum die Ohren wegfliegen!" Remmele trägt eine Stirnlampe, um seine Notizen zu erkennen, die er im abgedunkelten Raum eilig auf seinem Block notiert. Auf die Generalprobe folgt eine Manöverkritik jeder einzelnen Nummer. Damit bei der Vorstellung auch wirklich alles funktioniert.

Bei der Aufführung zählt mehr als das Können Einzelner. (Foto: Hartmut Pöstges)

Für Judith Tillmann steht die Freude im Vordergrund. "Jeder will dabei sein und zeigen, was er oder sie kann," sagt sie. "So ein Abend bringt enorm viel Selbstbewusstsein."

Auch Leopold "Poldi" Sommer macht es Spaß, seine akrobatischen Fähigkeiten zur Schau zu stellen. Seit der fünften Klasse trainiert er im Wahlunterricht bei Remmele und Tillmann. Daran begeistere ihn die ständige Abwechslung. Das Eindrucksvollste, was er beim Nussknacker zeigen darf, sei wohl der doppelte Vorwärtssalto, sagt er. Seine Mitschüler widersprechen ihm: "Nein, deine Kombination ist doch viel besser." Zur Aufführung hat er Familie und Freunde eingeladen.

Für die kommenden Aufführungen gibt es nur noch wenige Karten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die akrobatischen Kunststücke werden begleitet von der Geschichte des Nussknackers. Zwei Wanderer haben sich in eine fremde Welt verirrt und müssen den Weg zurück nach Hause finden. "Die Rahmenhandlung soll durch den Abend führen und etwas Abwechslung reinbringen," sagt Adrian Schneider aus der Theater-AG, der den Nussknacker spielt. "Und vor allem soll das Stück Lust auf Weihnachten machen."

Die winterliche Kulisse soll auch Lust auf Weihnachten machen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Schäftlarn haben die erste Vorstellung am vergangenen Samstag inzwischen bereits hinter sich. Am Freitag, 17. November, und Samstag, 18. November, zeigen sie den Nussknacker noch einmal, jeweils von 19 Uhr an. Das zweistündige Programm wird von einer Pause unterbrochen. Fast alle Plätze seien jedoch bereits reserviert, hieß es von Remmele vergangenen Freitag.

Die akrobatischen Kunststücke werden begleitet von der Geschichte des Nussknackers. (Foto: Hartmut Pöstges)
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